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Tina Hetzel

„Wissen muss fließen“ - medial lernen und informieren

Herausforderungen einer ehemaligen Siegener Studentin im Informations- und Wissensmanagement in Ecuador

Tina Hetzel arbeitet in Umweltprojekten in Ecuador und erlebt tagtäglich die Diversität ihrer derzeitigen Wahlheimat. Die Alumna studierte bis 2002 an der Universität Siegen „Medienplanung, -entwicklung und -beratung“ (MPEB), arbeitete in Berlin, in der ecuadorianischen Andenhauptstadt Quito und zur Zeit auf dem Inselarchipel Galapagos.

„Nach dem Studium entschied ich mich sechs Monate nach Lateinamerika zu reisen“, erzählt Tina Hetzel. Ihre Reise führte sie von Brasilien weiter über Peru nach Ecuador, wo sie in einer Tierauffangstation arbeitete. „Ich wollte nach dem Studium etwas anderes kennen lernen. Zu der Station kam man nur mit dem Kanu und Strom gab es dort nicht“, schildert Hetzel die ungewohnten Arbeitsumstände. „Wir mussten abends mit der Kerze die Treppe ableuchten, um nicht auf Vogelspinnen zu treten.“

Auch mal über die eigene Landesgrenze hinaus schauen

Nach dem Lateinamerikaaufenthalt begann Hetzel für die Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit eines deutschen Stipendienprogramms namens ASA in Berlin zu arbeiten. Das ASA-Programm vermittelt an Studierende und Auszubildende dreimonatige Praktika und Stipendien in Afrika, Asien und Lateinamerika. „Konsum und viele andere Themen müssen in einem globalen Kontext verstanden und verändert werden. Wir kommen sonst auf dieser Welt nicht weiter. Ich denke das habe ich bei ASA gelernt“, so Hetzel.

Dann bewarb sie sich beim damaligen Deutschen Entwicklungsdienst (DED) für ein Entwicklungsstipendiat und begann für die Öffentlichkeitsarbeit des DED in Ecuador zu arbeiten. Ab 2007 beschäftigte sie sich dann mit Themen des Informations- und Wissensmanagement. „In der Entwicklungszusammenarbeit kommt man nach und nach mit vielen Themen in Berührung. Deutschland fördert in Ecuador zwei Themen: Umwelt und gute Regierungsführung. Der Umgang mit Informationen und Wissen ist eine Art Querschnittsthema.“
Wie können Organisationen Lernenprozesse unterstützen? Wie kann Wissen der lokalen Bevölkerung in Projektarbeit einfließen? Dies sind Fragen, die Tina Hetzel in ihrem beruflichen Kontext zu beantworten versucht.
Insgesamt schlussfolgert Hetzel dazu: „Die Institutionen haben sehr viel Papier auf ihren Schreibtischen. Die Frage ist, ob auch in gleichem Maße das wichtige Wissen fliesst, damit Veränderung passiert. Und nicht die gleichen Fehler immer wieder gemacht werden.“

Studium? „Eine tolle Zeit.“

Hetzel berichtet, dass sie gerne an ihr Studium zurückdenkt. Die Interdisziplinarität, die persönliche Atmosphäre des Studiengangs und die Menschen, die sie in Siegen kennenlernte, seien eine tolle Erfahrung gewesen. „Mich begleiten bis heute systemisches Denken und Konstruktivismus. Natürlich sehr viel praktischer. In Seminaren mache ich Gruppenübungen, um mit den Teilnehmern über soziale Systeme zu reflektieren, wie sie funktionieren und wie wir sie vielleicht verändern können. Ich mache systemische Beratung. Ich komme nicht mit Lösungen, ich komme mit Werkzeugen, um zunächst einmal das System mit allen Beteiligten zu verstehen.“ Und gerade in Konfliktsituationen sei Konstruktivismus wichtig herauszustellen. Mit Dank denkt Hetzel an die Praxisseminare im Studium zurück. „Wie man gute Konzepte schreibt ist auch etwas, was ich in Siegen gelernt habe.“ Und sie stellt den interdisziplinären Ansatz des MPEB-Studiums heraus: „Wir sind damals vom Medien-BWL-Seminar zum Medienpädagogikkurs gegangen. Das war wie von einem Planeten auf den anderen springen. Genau das mache ich ständig in meinem Job. Ich habe 2013 verschiedene Consultings gemacht. Da musste ich in kurzer Zeit Ingenieure verstehen, mich gleichzeitig auf einen Workshop mit Aymara-Bauern im bolivianischen Hochland vorbereiten, die kein Spanisch sprachen, und kurz danach stand ein Telefoninterview mit einem Manager in Washington an. Ich habe das in Siegen im MPEB-Studium gelernt. Ein ständiger Wechsel der Perspektiven.“

2014 arbeitete Hetzel in einem Programm, das Gewalt gegen Frauen in Bolivien, Ecuador, Peru und Paraguay bekämpft. Dort ging es um digitale Informationsaufbereitung. Und seit kurzem begann sie eine neue Arbeit im Thema wissenschaftliches Wissensmanagement auf dem Inselarchipel Galapagos, das rund 1000 km vor der ecuadorianischen Küste im Pazifik liegt.

„In Deutschland lebt es sich anders“

„Ecuador in wenige Worte zu fassen, ist schwierig. Es hat Pazifikküste, Andenhochland, schneebedeckte Vulkane, und nach Osten kann man von Quito aus in wenigen Autostunden das Amazonasgebiet erreichen. Es gibt viele verschiedene Nationalitäten. Hinzu kommt die Inselgruppe Galapagos, mit nur dort zu findenden Tieren.“
Deutschland und Ecuador zu vergleichen findet Tina Hetzel nicht einfach. „Ich denke ein grosser Unterschied ist der Individualismus in Deutschland und das kollektive Familienleben der Ecuadorianer. Ich vermisse auch viel, zum Beispiel mit meiner ganzen Familie an einem Ort zu leben, meine Freunde in Deutschland, Buchhandlungen, Cafés und dieses deutsche Grübeln.“
Trotz zunächst ungewohnter Arbeitsumstände fasziniert sie die kulturelle und regionale Vielfalt und steckt nun viel Herzblut in die Vermittlung von Wissen und die Ausarbeitung von Wissensstrategien. Sei es mit Hilfe des Web 2.0 oder direkt vor Ort.

Dieser Text basiert auf einem Interview von Friederike Breuer mit Tina Hetzel.

 
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