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Jens Saadhoff

saadhoff Jens Saadhoff kommt aus dem beschaulichen Wolbeck bei Münster, wo er unter dem Einfluss alt-68er-Lehrkräfte groß geworden ist, die überhaupt nicht auf Karriere bedacht ihren Schülern das Vertrauen in sich selbst mit auf den Weg gegeben haben. „Ich mache das, was ich kann und da wird sich schon irgendwie was draus entwickeln.“, so die Devise.










Vom Seminarteilnehmer zum Leiter einer Bildungseinrichtung

Auch wenn es Berufsorientierungsveranstaltungen während seiner Schulzeit nicht wirklich gab, Jens Saadhoff wurde in seiner Orientierung schon früh geprägt und hat einen stetigen Weg eingeschlagen.

Studiert hat Jens Saadhoff Deutsche und Englische Literaturwissenschaft und Philosophie an den Universitäten in Münster, Edinburgh und letztendlich Siegen, wo er dann auch blieb und mit einem Promotionsstipendium und dem Thema "Geschichte der DDR-Germanistik" promovierte. Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten wurde er durch ein Forschungsstipendium der Stiftung Weimarer Klassik sowie der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützt. Seine Arbeit wurde 2007 mit dem Camilla-Dirlmeier-Forschungspreis der Universität Siegen ausgezeichnet. Vor fünf Jahren hat er die Uni verlassen, ist aber noch gut mit dem Fachbereich Germanistik vernetzt.

Seit Juni 2009 ist er Leiter der privaten Hamburger Fremdsprachen- und Wirtschaftsschule (HFS), hat in der Zwischenzeit auch die Leitung zweier weiterer Privatschulen und einer Trainingsakademie übernommen und ist zudem seit Juni 2011 Bereichsleiter Hamburg der Euro-Schulen-Organisation, der die HFS sowie die anderen drei Einrichtungen angehören. Dies scheint möglicherweise ein recht ungewöhnlicher Beruf für ein geisteswissenschaftliches Studium, doch bei Saadhoff streckt sich ein Faden durchs Leben, der bei näherem Hinsehen rot leuchtet.

„Ein großer Zufall und auch nicht“

Seit seiner Schulzeit hat Jens Saadhoff immer gearbeitet, auch wenn er durch die Unterstützung der Eltern das Glück gehabt hatte, nie auf das Geld angewiesen zu sein. So konnte er sich Arbeit suchen, die ihm Freude bereitet, egal ob entlohnt oder nicht.

„Ich hatte das große Glück schon als Schüler einen Verein kennenzulernen, den Verein zur Förderung des politischen Handelns.“ Dies ist ein überparteilicher Bildungsverein, der für Jugendliche und junge Erwachsene Seminare anbietet. Während der Schulzeit hat er an Seminaren teilgenommen, während der Zivildienstzeit bekam er dann das Angebot, selbst Seminare zu leiten. Er hat also in relativ kurzer Zeit die Stationen vom kleinen Teammitglied zur Leitung von Bildungsseminaren bis hin zum Referenten durchlaufen, da er durch sein großes Engagement überzeugen konnte.

Das eigene Netzwerk stärken

„Das hat mir in diesem ganzen Bildungsbereich unglaublich viel gebracht“. Durch den gut vernetzten Verein entstanden Kontakte zu Stiftungen, dem deutschen Bundestag oder interessanten Unternehmen. Dadurch baute Saadhoff selbst sich ein gutes Netzwerk auf und kam so durch einen Kollegen in die Unternehmensberatung „Q-mon Consulting“ nach Dresden. „Das war wirklich eine ganz klare Sache von Netzwerk, dass er mich kannte und gesagt hat, ok – ich finde dich gut und ich möchte, dass du bei mir arbeitest.“

Weiterstudieren aus Orientierungslosigkeit vermeiden

Auf den ersten Blick scheint es doch ungewöhnlich, dass ein Student der Anglistik, Germanistik und Philosophie in die Unternehmensberatung geht. Doch wenn man weiß, wo man hin will, dann bietet einem das Leben auch Chancen. Einem Bundestagsabgeordneten Rhetorik beizubringen oder mit einer Stiftung zusammenzuarbeiten und politische Konzepte zu entwickeln, funktioniert letztendlich genauso wie die Arbeit mit Unternehmen. „Du musst dich etwas anders anziehen, ein bisschen eine andere Sprache benutzen... aber als Geisteswissenschaftler kannst du das. Du kannst dich in verschiedene Systeme hinein denken. Und dieser Kollege kannte mich und hat mir das zugetraut.“ Jens Saadhoff hat sich immer in irgendeiner Form betätigt und geschaut, wo er die Möglichkeit hat, mitzumachen, um sich zu orientieren. Er rät allen, sein Ziel möglichst schnell durch praktische Erfahrung zu finden, indem man in verschiedenen Bereichen arbeitet und dann merkt, was einem liegt und was nicht.

Er wagte also den Schritt und ging für drei Jahre nach Dresden. Natürlich musste er sich die ersten Monate intensiv einarbeiten, doch das Vertrauen in seine Kompetenzen hat ihm die Motivation gegeben, gut zu sein in dem was er tut.

Die Wegweiser des Lebens lesen lernen

Auch dass er jetzt in Hamburg gelandet ist, war kein Zufall. „Wir hatten 2008 die Kombination zweier Ereignisse – eines war freudig, das andere nicht.“ Gleichzeitig mit der Geburt seines Sohnes kam der Einbruch durch die Finanzkrise. Im Juni 2008 wurde sein Sohn geboren, im September/ Oktober kamen viele Auftragsstornierungen von Geschäftspartnern aus derAutomobilindustrie oder der Werbebranche, von diversen Hotels oder Finanzdienstleistern. Alle hatten den

Weiterbildungsetat für 2009 zusammengestrichen, da keiner genau wusste, wie es weiter geht und wie lange die Krise anhält. „An der Weiterbildung zu sparen ist vielleicht langfristig nicht so klug, aber kurzfristig kann man an dieser Stelle viel Geld sparen.“

Jens Saadhoff musste sich nun allerdings überlegen, wie es auch für ihn weitergeht. Schnell hat er gemerkt, dass Unternehmensberatung auch bedeutet, fünf oder mehr Tage die Woche unterwegs zu sein und das auch im Ausland. Mit der neuen Situation als Familienvater wäre das auf Dauer ohne große Entbehrungen nicht vereinbar gewesen. Beruflich hat er sich also noch einmal umorientiert und dabei klare Ziele formuliert: „Für mich war nach drei Jahren Beratung klar, dass ich stärkere Personalverantwortung und stärkere Budgetverantwortung übernehmen möchte, sozusagen als meine persönliche Weiterentwicklung.“ Da er bereits immer im Bildungsbereich tätig war, bewarb er sich an verschiedenen Weiterbildungseinrichtungen. Mit der Absage einer Euro-Schule in Berlin kam jedoch direkt das Jobangebot für die Partnerschule in Hamburg, die aufgrund des fremdsprachlichen Profils nach Meinung seiner Vorgesetzten besser zu ihm passte. Seine Arbeit beschreibt er als sehr vielfältig. „Ich bin ja nicht allein Bereichsleiter, ich bin ja immer auch noch Schulleiter. Ich muss mich neben der vielfältigen pädagogischen und kaufmännischen

Leitungstätigkeit auch immer wieder neuen Themen nähern, sei es Schulrecht oder die Antragstellung für eine neue Ausbildung.“ Er bezeichnet sich dann aber als in der Lage, innerhalb von kürzester Zeit die entsprechenden Gesetzestexte zu finden, durchzuarbeiten und an den Stellen, die unklar sind, Fragen zu formulieren. „Und das, so behaupte ich, habe ich im Studium gelernt. Sich Texte aneignen, Texte analysieren, die wichtigsten Sachen herausschreiben und verstehen, was damit gemeint ist. Das ist letztendlich wissenschaftliches Arbeiten.“

Freigeist und Zeitgeist

Jens Saadhoff ist wichtig, dass junge Menschen bei ihrem Werdegang auf eines achten: Bei einem geisteswissenschaftlichen Studium solle man natürlich nicht direkt alles auf Nützlichkeit reduzieren, doch dürfe man den Bezug zur wirklichen Welt nicht außer Acht lassen. „Auf der einen Seite muss die Freiheit des Geistes bestehen bleiben, auf der anderen Seite muss man aber schauen, wo man praktische Erfahrungen sammeln kann. Und beides zusammenzubringen, halte ich für eine große Kunst.“


Dieser Artikel wurde verfasst von Eva-Maria Musholt und basiert auf einem Interview mit Jens Saadhoff in Hamburg.

 
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