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Eine lange Kette von Erfindungen

Die Entstehungsgeschichte der Laterna Magica über zwei Jahrhunderte.

Nach Ulrike Hick waren es drei historische Entwicklungen, die sich bei der Laterna Magica finden und diese möglich machten: die frühen Lichtexperimente in der Camera Obscura , die Spiegelschreibkunst und das Gehäuse der Blendlaterne. In der Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zur Konstruktion der ersten Zauberlaterne. Athanasius Kircher (1602-1680), ein deutscher Jesuit, der in Rom lehrte, galt viele Jahre als der Erfinder der Laterna Magica . Er hat sich sehr intensiv mit Licht, Schatten, Strahlengängen und Sammellinsen beschäftigt. Sein 1646 erschienenes Buch „Ars magna lucis et umbrae“ legt davon Zeugnis ab. In einer zweiten Auflage spricht er dann von Zeichnungen auf Glasplatten. Dort finden sich auch zwei Abbildungen zum Thema Laterna Magica. Die Glasbilder stehen jedoch aufrecht und das Objektiv ist falsch eingesetzt, was vermuten lässt, dass Kircher die Laterne kannte, aber nicht wirklich wusste, wie sie funktionierte. Will man ein richtiges Bild erhalten, so muss der Glaseinsatz auf dem Kopf stehen.

Es waren der holländische Physiker Christian Huygens (1629-1695) und der Däne Thomas Walgenstein, die 1659 die erste Laterna Magica bauten und für ihre Verbreitung sorgten. Christoph Sturm (1635-1703), ein Mathematiker, verbesserte die Intensität der Beleuchtung, indem er etwa zwanzig Jahre später eine Kondensorlinse hinzufügte. Erwähnt findet sich auch der Franzose Claude Francois Milliet Dechales, der zu den Erfindern gezählt haben soll. Er hat in seinem Buch „Cursus seu mundus mathematicus“ 1674 die Skizze einer Laterna Magica veröffentlicht, was dazu geführt hat, dass sie an vielen Orten nachgebaut werden konnte.“ (Kaufhold 2006:52ff)

Zentren der Fabrikation in Deutschland waren Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Fürth. Städte, in denen das Handwerk blühte und die Kunst des Linsenschleifens beherrscht wurde.

Erst das von Thomas Drummond (1797-1840) erfundene Kalklicht , auch Hydrooxygenlicht genannt, führte aber zu einer wesentlichen Zunahme von Lichtstärke und Bildschärfe der Projektion. Die Verwendung von Knallgas, bringt hierbei ein kleines Kalkstück zum Glühen. Zu Beginn ihrer Erfindung Mitte des 17. Jahrhunderts war die Laterna Magica nur in wissenschaftlichen Kreisen bekannt und wurde vor nur wenigen Menschen demonstriert. Das helle Kalklicht ermöglichte schließlich Vorführungen vor vielen Zuschauern, detailgenaue und farbenprächtige Bilder auf der Leinwand, sowie eine Verlängerung der Projektionsdistanzen.

Eine Laterna Magica-Projektion vor einer feinen Gesellschaft.
Eine Laterna Magica-Projektion vor einer feinen Gesellschaft. Quelle »

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts manifestiert sich die Industrialisierung der Laterna Magica.. Chromolithographien, d.h. farbig gedruckte Lithographien, und die Standardisierung des Bildformats bildeten die ersten Etappen. Der entscheidende Schritt zu einer sehr präzisen und vervielfältigbaren Darstellung wurden von den Brüdern Langenheim aus Philadelphia entwickelt: Sie stellten 1851 auf der Weltausstellung in London ihre Erfindung der Hyalotypie vor. Es handelt sich um auf Glas gedruckte Bilder. Nun konnten auch Fotografien gedruckt werden - das war der Durchbruch zur maschinellen (Re-)Produktion und Distribution. Firmen wie Liesegang, Krüss, Carpenter & Westley oder Newton & Co boten für die Laterna Magica nun auch Bilderserien mit begleitenden Texten an, die nach Katalogen bestellt werden konnten.

Historisch betrachtet, hat die Entdeckung der Fotografie und deren Kombinierung mit der Laterna Magica dafür gesorgt, dass mit der Zeit die heutigen Projektoren Diaskop, Episkop und Epidiaskop erfunden wurden. Und auch das Computerprogramm „Power Point“ kann als eine Weiterentwicklung der Laterna Magica angesehen werden. An der Technischen Universität in Berlin gab es 2002 eine Vorlesung zu diesem Thema .

Die Industrialisierung machte die Zauberlaterne schließlich allen sozialen Schichten zugänglich. Sie hatte somit Anteil an der visuellen Alphabetisierung ganzer Bevölkerungsschichten. Im 19. Jahrhundert folgte auch der Einsatz der Laterna Magica zu pädagogischen und Bildungszwecken. Sie diente u.a. als vergrößernder Projektor von Insekten oder dem Beobachten des Blutkreislaufes von Fröschen.


Lisa Hochmuth