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2018-11-06: E-Klausuren setzen sich an der Uni Siegen und am ZöBiS durch

Die Pilotphase ist erfolgreich beendet, jetzt werden E-Klausuren an der Universität Siegen dauerhaft eingesetzt. Das hat das Hochschul-Rektorat entschieden.

 22.000 – so viele E-Klausuren haben die Studierenden an der Uni Siegen in den vergangenen vier Jahren abgelegt. Für sie hieß es: Laptop statt Papier. Die Pilotphase ist so erfolgreich gelaufen, dass das Rektorat der Uni Siegen entschieden hat, die E-Klausuren dauerhaft einzusetzen.

„E-Klausuren sind mehr als nur Multiple-Choice-Fragen am PC“, erklärt Marc Sauer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Siegen. Er koordiniert die E-Klausuren und unterstützt DozentInnen bei der Planung und Umsetzung. Heute sind auch Freitext- und Multimedia-Aufgaben möglich, in denen Studierende während der Klausur in individueller Geschwindigkeit Ton- oder Videoaufnahmen abspielen und Fragen dazu beantworten müssen. In vielen Studienbereichen gibt es die E-Klausuren an der Uni Siegen schon: Von Wirtschaftsrecht über Germanistik und Psychologie bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften ist alles dabei. In einigen Bereichen finden mittlerweile sogar fast ausschließlich Prüfungen in digitaler Form statt. Die Medienwissenschaft und das Zentrum für ökonomische Bildung in Siegen (ZöBiS) sind Vorreiter.

Die MaschinenbauerInnen und InformatikerInnen starten gerade mit den E-Klausuren. „In naturwissenschaftlichen Fächern ist es manchmal etwas schwieriger, da man Aufgaben nicht unbedingt eins zu eins vom Papier ins Digitale übertragen kann“, erklärt Sauer. „Das muss aber in den meisten Fällen gar nicht unbedingt sein. Man kann pauschal nie sagen, dass eine E-Klausur für gewisse Bereiche nicht möglich ist, denn oftmals bietet das System ungeahnte Alternativen zu einer 1:1-Umsetzung der Papier-Klausur.“ In einigen naturwissenschaftlichen Bereichen wird die Software daher zunächst in Übungsklausuren getestet. In Zukunft soll es kleine Forschungsprojekte geben, in denen Teams von DozentInnen gemeinsam die genauen Anforderungen an Aufgabenformate stellen und damit die Richtung für neue Entwicklungen vorgeben. Sauer sucht dazu gerade potentielle PartnerInnen, zum Beispiel aus den Bereichen Informatik, Mathematik oder Maschinenbau. „MaschinenbauerInnen müssen in ihren Prüfungen zum Beispiel CAD-Zeichnungen anfertigen“, erklärt der Experte für E-Klausuren. CAD ist eine Technologie, um reale Objekte am PC zu konstruieren. „Wir werden da gemeinsam Möglichkeiten entwickeln, wie wir solche Aufgaben in einer Klausur darstellen können.“

Alleine im vergangenen akademischen Jahr haben 30 Lehrende die Möglichkeit genutzt und digitale Klausuren gestellt. „Unsere Zahlen sind sehr gut, auch im Vergleich zu anderen Hochschulen in NRW“, sagt Sauer. Weder in der Pilotphase, noch danach entstehen Kosten für einzelne Lehrstühle. Alle anfallenden Kosten werden vom Rektorat übernommen. Für DozentInnen hat das digitale Prüfungssystem viele Vorteile. Der offensichtlichste sei, dass sie keine unleserlichen Schriften mehr entziffern müssten, sagt Sauer. Aber das System bietet weitere Services: Automatisiert gibt es Statistiken zur Prüfung und zu einzelnen Aufgaben aus. Damit können DozentInnen zum Beispiel den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe erkennen. Sie können auch sehen, welche Fragen gut geeignet sind, um zwischen sehr guten und im Vergleich relativ schlechten Prüfungsleistungen zu unterscheiden. Im Fachjargon wird das Trennschärfe genannt. Außerdem gibt das System aus, wie oft eine Aufgabe in den vergangenen Jahrgängen schon gestellt wurde und in welchen Jahren sie Teil einer Prüfung war.

Als die derzeit besten Räume haben sich während der Pilotphase das Audimax und die Sporthalle bewährt. In der Sporthalle können große Tische aufgestellt werden. Damit haben zum Beispiel angehende WirtschaftsrechtlerInnen nicht nur Platz für den Laptop, sondern auch für ihre vielen Gesetzesbücher. In beiden Räumen spiele die Wärmeentwicklung der Laptops keine große Rolle, sagt Sauer. Im Audimax, dem größten Hörsaal der Uni, gibt es eine Klimaanlage, in der Sporthalle lassen sich die Oberlichter und Geräteräume zum Querlüften öffnen. Durch die Größe der Räume können bis zu 300 Prüflinge gleichzeitig ihre Klausur schreiben. Insgesamt sind so mit einem Aufgabenset Klausuren für bis 600 Personen möglich und grundsätzlich sind mit mehreren Kohorten nach oben keine Grenzen gesetzt. Aber auch eine Prüfung für nur fünf Studierende ist kein Problem. „Für kleine Gruppen wurde die Software zusätzlich im Uni-eigenen PC-Pool installiert.“, sagt Sauer.    

Die Software für die E-Klausuren wird laufend verbessert. „Alle Kinderkrankheiten sind vom Tisch“, versichert der Experte. Nachmeldungen zu Prüfungen zum Beispiel sind jetzt technisch viel einfacher möglich als noch am Anfang der Pilotphase. Einige Studierende hatten in Befragungen geäußert, dass das Design bisher recht altmodisch wirkt. Das wird ab der nächsten Prüfungsphase anders sein. Das Design wurde komplett modernisiert. Auch die Barrierefreiheit wurde verbessert. Demnächst kann jeder Prüfling während der Klausur die Schriftgröße und die Bildschirmdarstellung vergrößern oder verkleinern. Sollte wider Erwarten doch mal ein Akku leer gehen, gibt es keine Probleme: Jeder Schritt wird automatisch gespeichert und Ersatzlaptops stehen immer bereit, um genau dort weiterzuschreiben, wo man aufgehört hat. Die Software für die Laptops hat der mobile Dienstleister IQUL entwickelt. Er stellt auch das WLAN und ist für die Sicherheit zuständig. Wer annimmt, er könnte während der Prüfung die Antworten googlen, irrt sich übrigens: Die Laptops sind nur für die Prüfungssoftware nutzbar.  

 
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