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Lili-Heft  159 

 

Zeitschrift für

Literaturwissenschaft und Linguistik

Gefördert aus Mitteln der Universität Siegen

 

 

Thema: Fürstliche Frauentexte in Mittelalter und Früher Neuzeit

Herausgeber dieses Heftes:

Wolfgang Klein und Patricia Oster



Inhalt

Wolfgang Haubrichs und Patricia Oster
Einleitung
Introduction

Mathias Herweg

Weibliches Mäzenatentum zwischen dynastischer Bestimmung, politischem Kalkül und höfischer Memoria
Female patronage in the Middle Ages: Dynasty – politics – courtly memoria

Amalie Fößel

Bücher, Bildung und Herrschaft von Fürstinnen im Umkreis des Prager Hofes der Luxemburger
Books, literacy and power of noblewomen at the Luxembourg court in Prague

Undine Brückner

Verschriftlichte Laienfrömmigkeit: die Andachts- und Gebetshandschriften der Margarethe von Rodemachern und der Dorothea von Hof
Written lay piety: the devotional and prayer manuscripts of Margarethe von Rodemachern and Dorothea von Hof

Martina Backes

Translaté avec très grande difficulté. Deutsche Literatur am französischsprachigen Hof Margarethes von Österreich in Malines
Translaté avec très grande difficulté. German literature at the French-speaking Court of Margaret of Austria in Malines

Patricia Oster

Marguerite de Navarre zwischen Herrschaft und Kunst
Marguerite de Navarre between reign and art

Maria Besse
Schreiben – Lesen – Emotionen. Das Medium ›Brief‹ in der älteren Literatur
Writing – reading – emotions: The letter as a medium of communication in the ancient literature


Labor


Norbert Mecklenburg

Variation und Reduktion. Grundzüge des Hörspielwerks von Dieter Kühn
Variation and Reduction. Essential Features of Dieter Kühn’s Radio Plays

Andrea Leskovec

Katharina Hackers Die Habenichtse: Ein Roman über Gewalt?
Die Habenichtse by Katharina Hacker: A novel about violence?




 

Wolfgang Haubrichs und Patricia Oster

Einleitung

Bücher sind im Mittelalter zu einem großen Teil wenn nicht Geistlichen-, dann Frauensache, insbesondere Bücher mit religiösen Inhalten, insbesondere volkssprachige Literatur. Diese Bücher zählen „in den deutschen Rechtssammlungen des dreizehnten Jahrhunderts zu den ‚Frauendingen’ [...], die ausschließlich in weiblicher Erbfolge weitergegeben werden“ (Amalie Fößel). Gerade aus hohem Adel und reichem Stadtpatriziat lassen sich viele Frauen namhaft machen, die als Autorinnen, als Mäzenatinnen, als Sammlerinnen für die Entstehung und Verbreitung von Literatur, für literarische Kommunikation Sorge tragen: Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken († 1456), die (als Witwe) einen Zyklus französischer, um den Übergang des Königtums von den Karolingern auf die Kapetinger kreisender Chansons de geste ins Deutsche übertrug, dann Eleonore von Österreich († 1480), Tochter des Königs Jakob I. von Schottland und Gattin des Habsburgers Siegmund von Tirol, die 1460 den französischen Roman von Ponthus et la belle Sidoine in deutsche Prosa übersetzte oder übersetzen ließ, mögen als Beispiele dienen. Die vielleicht bedeutendste, sicherlich die selbstständigste Schriftstellerin der Zeit, Christine de Pisan († 1429/30), Tochter eines Bologneser Professors und Astrologen, der dem Ruf Karls V. an den Pariser Hof gefolgt war, verheiratet mit dem pikardischen Edelmann und königlichen Sekretär Etienne du Castel, verdiente als Witwe ihren Lebensunterhalt, indem sie ihre Werke adligen Mäzenen, u.a. den Herzögen von Burgund, von Berry, der Königin von Frankreich widmete und prächtige, hofgeeignete Handschriften davon anfertigen ließ, in der sie selbst als Schriftstellerin im Bilde erscheinen konnte: So überreicht sie im Codex London BL Ms. Harley 4431 (fol. 3) der französischen Königin Isabeau de Bavière eine in rotes Leder gebundene Prachthandschrift.

Andere traten selbst als Mäzenatinnen und Organisatorinnen kulturellen Lebens hervor. Die aus dem pfalzgräflich-wittelsbachischen Hause stammende Gräfin Mechthild von Rottenburg, zunächst Gemahlin des Grafen Ludwig I. von Württemberg († 1450), nach dessen Tode Gattin Herzog Albrechts V. von Österreich († 1463), verfügte über eine fundierte Bildung, hatte Kontakte zu manchen Humanisten, z.B. Niklas von Wyle, baute eine eigene Büchersammlung auf, die einen großen Teil der damals bekannten deutschen Literatur enthielt und baute in der Zeit ihrer Witwenschaft ihren Hof zu einem Zentrum von Gelehrten, Künstlern, Dichtern und Musikern aus. Elisabeth von Görlitz († 1451), Enkelin Kaiser Karls IV., zunächst Gemahlin des Herzogs Anton von Brabant und Limburg († 1415), dann des Herzogs Johann von Bayern und Grafen von Holland († 1425), gab in ihrer Witwenzeit in Metz eine Prachthandschrift eines wohl für sie übersetzten Leben Jesu in Auftrag. Die Beispiele ließen sich in hoher Anzahl vermehren.

Dieses LiLi-Heft, anknüpfend an ein Saarbrücker Kolloquium, vereinigt einige Beiträge zu obgenannter Bedeutung fürstlicher, adliger, patrizischer Frauen für die europäische Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Mathias Herweg (Würzburg) zeichnet in seinem Aufsatz über „Weibliches Mäzenatentum zwischen dynastischer Bestimmung, politischem Kalkül und höfischer Memoria“ Dynastinnen, die ins Ausland heirateten, als kulturelle Vermittlerinnen und skizziert ihre Rolle für die Sozialgeschichte der Literatur vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Er analysiert vor allem das Beispiel der aus dem niederdeutschen Geschlecht der Fürsten von Rügen stammenden Königin Eufemia von Norwegen (1299-1312): sie veranlasste die altschwedische Versübertragung dreier höfischer Romane (Iwein, Flore und Blancheflure, Herzog Friedrich von der Normandie) unter Nutzung französischer, deutscher und norwegischer Vorlagen, so vier Kulturräume – Frankreich, Niederdeutschland, Norwegen und Schweden – miteinander verbindend, zugleich das neue literarische Genre des Versromans an den an Prosaerzählungen gewöhnten Norden vermittelnd. Sie ist damit eine jener in die neue fremde Kultur als Botschafterinnen eintauchenden Ehefrauen auswärtiger Monarchen und Fürsten, wie sie sich auch in Elisabeth von Lothringen und Eleonore von Österreich fassen lassen und wie sie auch im nachfolgenden Beitrag eine bedeutsame Rolle spielen.

Amalie Fößel (Duisburg-Essen) kann in ihrem Beitrag „Bücher, Bildung und Herrschaft von Fürstinnen im Umkreis des Prager Hofes der Luxemburger“ weitere adlige und fürstliche Auftragsarbeiten gerade religiöser Literatur für adlige Frauen aufweisen. Der bekannte Frühhumanist und Kanzler Karls IV. Johannes von Neumarkt widmet 1370/71 eine neue, von der durch Augustiner-Eremiten aus Italien importierten Hieronymus-Verehrung inspirierte, lateinische Vita des Kirchenvaters dem Markgrafen von Mähren, die deutsche Übersetzung freilich der Markgräfin Elisabeth, die ihn damit beauftragt hatte. Für sie, die durchlewchtige furstinn, schrieb er auch die deutsche Gebetssammlung von den Tagzeiten vom Leiden Christi und arrangierte die Gebete der Tagzeiten vom Mitleiden Mariae. Die Kaisertochter Anna wiederum wurde 1382 anlässlich ihrer Heirat mit dem englischen König Richard II. mit Evangelientexten in mehreren Sprachen (lateinisch, deutsch, tschechisch) ausgestattet, besaß offenbar später auch englische Texte und geriet prompt unter Häresieverdacht, gegen den sie vom Reformer John Wyclif verteidigt wurde. Von einer anderen böhmischen Königin, der mit Wenzel IV. 1389 verheirateten Sophie von Wittelsbach, besitzen wir ein 1428 angefertigtes Nachlassverzeichnis, das auch ca. 13 Bücher in tschechischer und deutscher Sprache enthält, vorwiegend religiöse Werke, Bibelübersetzungen, Andachtswerke, aber auch eine tschechische Version des Alexanderromans. So wie Anna der englischen Reform nahestand, förderte Sophie die böhmische Reform des Jan Hus.

Undine Brückner (Oxford) untersucht in ihrem Aufsatz die Andachts- und Gebetshandschriften der Margarethe von Rodemachern († 1490), Tochter der als Schriftstellerin schon hervorgetretenen Elisabeth von Lothringen, und der mit dem Bürgermeister von Konstanz verheirateten Patrizierin Dorothea vom Hof († 1501), deren Mutter schon als Auftraggeberin von religiösen Handschriften bekannt geworden war, und die selbst 1482/83 ein professionell illustriertes deutsches Gebetbuch und ein deutsches Erbauungsbuch schrieb, das Buch der göttlichen Liebe, „eine umfangreiche, selbstkonzipierte und strukturierte Moral- und Christenlehre in Form einer Kompilation“. Bei Margarethe wird deutlich, wie ihre Bibliothek, sicherlich nicht groß, doch zugleich zur Basis literarischer Kommunikation mit Bekannten und Verwandten, aber auch mit Konventen in Trier und Mainz wurde, worüber wir durch ein Ausleihverzeichnis unterrichtet sind. Es sei aber nicht vergessen, dass Margarethe auch für die Verbreitung der Werke ihrer Mutter durch in Auftrag gegebene Abschriften Sorge trug.

Margarethe von Österreich († 1530), Tochter Maximilians, nach ihrer letzten Ehe mit Herzog Philibert von Savoyen im Status einer Witwe Regentin der Burgundischen Niederlande geworden, hatte – so zeigt es uns der Beitrag von Martina Backes (Freiburg/Schweiz) – an ihrem französischsprachigen Hof in Malines/Mecheln eine umfangreiche Büchersammlung (zum Schluss von etwa 400 Bänden) angelegt, die nicht nur religiöse Literatur umfasste, sondern auch Chansons de geste, Artus- und Antikenromane, Lyrik und humanistische Novellen. Es gab an Margarethes Hof eine Art literarischer Zirkel, in dem auch flämische und deutsche Literatur übersetzt wurde, z.B. – gut erklärlich durch ihre Habsburger Abkunft – eine Genealogie des Hauses Habsburg und 1528 auch die allegorische Autobiographie in Formen ritterlicher Aventiuren ihres Vaters Maximilian, den Theuerdank, dies alles wohl zur Pflege der familiären Memoria.

Patricia Oster (Saarbrücken) zeigt die französische Fürstin Marguerite de Navarre (1492-1549), Tochter Karls von Orléans und Schwester des französischen Königs Franz I., die in zweiter Ehe mit Henri d’Albret, dem König von Navarra, verheiratet war, im Spannungsfeld „zwischen Herrschaft und Kunst“. Sie war eine der mächtigsten Frauen Frankreichs und unterhielt zugleich in ihrer Residenz in Pau einen Hof „von höchster intellektueller Brisanz“. In ihrer dem italienischen Vorbild Boccaccios nachgebildeten Novellensammlung des Heptaméron entwirft sie eine „utopische Gemeinschaft“ von Erzählenden und Hörenden, „in der jedes Mitglied das Recht auf eine Stimme, jede/jeder das Recht auf seine eigene Überzeugung hat“. Indem die königliche Autorin ihre eigene Position der Macht in einer eigens dazu geschaffenen Person der Parlamente, die sie vertritt und zugleich die Möglichkeit des Gesprächs jenseits der Diskurse der Macht eröffnet, kritisch reflektiert – in einer Person der Fiktion also, die zeigen darf, was die offizielle Person nicht zeigen darf, nämlich Menschlichkeit über das von der Macht erzwungene Recht hinaus –, hat sie der Kunst jenes Reich der Modellierung von Möglichkeiten bewahrt, das das ihre ist.

Der Frage, wie sich denn die adlige Kommunikation in der Fiktion spiegele, geht Maria Besse (Kaiserslautern) in ihrem materialreichen Beitrag „Schreiben – Lesen – Emotionen: Das Medium ‚Brief’ in der älteren Literatur“ nach. Allein die deutsche Literatur des Mittelalters enthält mehrere Hundert fiktiver Briefe, wertvolle Dokumente der Textverständigung, u.a. auch der Kommunikation zwischen Liebenden aus männlicher und aus weiblicher Perspektive. Immer wieder stellt sich für diese Zeugen indirekten Gesprächs das Problem der Wahrheit: Fürstliche, adlige Texte beglaubigen sich z.B. mehrfach durch die Mitgabe eines wertvollen Rings als ingesigel. Und Intimität ist hier (von Formeln umrahmt) auch in fürstlichen Texten nicht ausgeschlossen, wie ein spätmittelalterlicher Liebesgruß einer weiblichen Senderin an einen Mann beweist: Min früntlichen grüß und willigen dienst zuo vor, min aller liebster L.: ich grüßen dich zuo drie stund, min allerliebster in din rotten mund. Got grüß dich in din oeglin klar, got geb dir vil und guoter jor („Meinem liebend freundlichen Gruß und beflissenen Dienst vor allem andern entbiete ich dir, mein allerliebster L., ich sende dreimal meinen Gruß in deinen roten Mund, und Gott sende seinen Gruß in deine lichten Augen, Gott gewähre dir viele und gute Jahre“).

 

 

LiLi Summaries Heft 159

 

Mathias Herweg

Female patronage in the Middle Ages: Dynasty – politics – courtly memoria

Summary

Some recent trends in the reseach on womens’ roles in medieval dynastic nuptial practice have focused on the cultural displacement of noblewomen through marriage, and their status asbartered bridesin foreign courts. This essay examines the role of the foreign noblewoman as mediatrix, highlighting the cultural advantages that these women – by reason of their gender and their relocation into a foreign court – could bring to bear in their new homeland. One such advantage discussed here is the notion ofdouble competencyin linguistic and cultural matters: the first being the result of their prenuptial socialisation, while the second is acquired in the new dynastic homeland. I suggest that art and especially literature provided the relocated noblewoman with opportunities to mediate between the old and the new cultures. At the same time, the process of mediation made it possible for her to exert a modicum of political or social influence, or to express a didactic comment.

Queen Eufemia of Norway (d. 1312), the daughterof prince Wizlaw II of Rügen, gives an instructive example of this process. As the celebrated patron of the first Old Swedish epics, the cycle of the so called Eufemiavisor(verse adaptations of three continental epics of different language, genre and matière), Eufemia not only transferred a new genre from her Low German courtly homeland to the North, but also tried to use literary production to smooth over a dynastic and nuptial crisis that had broken out between her husband, King Hákon V. of Norway, and her favoured son-in-law, a powerful nobleman from Sweden.

 


Amalie Fößel

Books, literacy and power of noblewomen at the Luxembourg court in Prague

Summary

The paper discusses literacy and book ownership among Luxembourg noblewomen during the second half of the fourteenth century. This was a period in which Charles IV and his son and successor Wenzel built up a library in Prague. Hardly any facts are known about the education of Charles’ wives. However we know that John, the Chancellor and Bishop of Olmütz, dedicated a collection of letters and texts of the late Antiquity as well as different prayer books to Charles’ sister-in-law Elizabeth. All of these were written in German. They were widely copied and read by noblewomen and nuns. Especially the bible and its translation into German and other languages played a vital role during this period. A famous example was the bible of the Emperor’s daughter Anna who married the English king Richard II in 1382. Her dowry included a volume of biblical texts in several languages (Latin, German, Czech). This volume played a part in the controversy regarding John Wyclif’s plan to translate the bible into English. Queen Sophie, the second wife of the Bohemian and German King Wenzel, was also a well educated noblewoman who kept in touch with Jan Hus during his period as a famous preacher in Prague and also during the months he spent in Constance prison. A list of her possessions – including several books - can still be found in the archive of the Wittelsbach family in Munich.

 


Undine Brückner

Written lay piety: the devotional and prayer manuscripts of Margarethe von Rodemachern and Dorothea von Hof

Summary

During the late fifteenth century when scientific and theological standard texts such as summae and the Bible were not copied for reasons of text proliferation anymore but printed, the handwritten prayer or devotional book experienced an impetus. Margarethe von Rodemachern, daughter of Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, and Dorothea von Hof, daughter of a merchant and wife of a patrician of Konstanz’, serve as examples for the discussion of wordly lay piety expressed through their writing of spiritual texts. Their literary activities are analysed based on the form, structure and content of the prayerbook Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. B. 237 to which Margarethe added and adapted her private and spiritual entries and the Bch der götlichen liebe, Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Cod. 752 which Dorothea von Hof compiled of more than fourty German vernacular source texts. The examinations shows both manuscripts to be intrinsically different yet to be products of the transformation from reader to writer in the practice of lay piety.

 


Martina Backes

Translaté avec très grande difficulté. German literature at the French-speaking Court of Margaret of Austria in Malines

Summary

Margaret of Austria (1480–1530), Regent of the Burgundian Low Countries, was not only one of the most powerful women of her time, but developed her court in Malines into one of the most important cultural centres of Western Europe. Situated on the French and German linguistic border, Malines/Mechelen was destined to become a melting pot of cultural influences. The present study examines Margaret’s literary interests and discusses the role and function of German literature at her French speaking court, focusing particularly on the newly discovered French translation of Maximilian’s Theuerdankwhich was made for her in 1528.

 


Patricia Oster

Marguerite de Navarre between reign and art

Summary

Marguerite de Navarre (1492-1549) one of the most important figures of the French Renaissance was an author, patron of the arts, and wife of King Henry II of Navarre. Her brother Francis I was King of France and she often acted as a political representative for him. But the arts allow her to quit this sovereign position. In her Heptameron,which is modelled on Boccaccios Decameron, one of the narrators, Parlamente – whose name alludes to the institution of parliament, is the spokeswomen of Marguerite in the space of fiction. The fictional world allows the acting out of problems in a dialogical way which reminds the debates in parliament. Old and young, male and female voices confront their different points of view in a dialogical discourse which never privileges one perspective. Marguerite even manages to stage herself as queen in one of her novels, which questions sovereign power.

 

Maria Besse

Writing – reading – emotions: The letter as a medium of communication in the ancient literature

Summary

Several hundreds of letters are integrated as an element of culture, especially of the courtly culture, in the ancient German literature. After a long period of non-observance, the medievalists attend again to this important medium of communication more from a structural perspective or from the view of media studies but rarely from the view of the studies of emotion. In the Middle High German epic and the prose romances, the letters not only assume an important function regarding the action but also express human relations, particularly of the lovers. By selected examples, this essay examines the emotions which appear in the proceedings of writing or reading or in the letters themselves, taking in account the French sources. The medieval poet or poetess uses varied stylistic devices. Especially, they make use on a large scale of somatic signs and of the symbolic value of things and colours. It is also necessary to pay attention to scenes with emotional sense such as dialogs, interior monologues and dreams which serve as a setting for the letters. In spite of loving salutations and saying ›du‹, the letters are not ›Privatbriefe‹ but remain part of the politic discourse or demonstrate how all lovers have to act, following the example of the ancient art of love. Illustrations in the letters give expression to the emotions of the writer and suggest how the addressee is supposed to interpret the text, comparable to the ›emoticons‹ in modern electronic communication. This iconography of the letter is demonstrated by the ancient Occitanian love story »Flamenca«.

 


Labor


Norbert Mecklenburg

Variation and reduction. Essential features of Dieter Kühn’s radio plays

Summary

About Dieter Kühn, born 1935, one of the most productive and versatile contemporary German writers, there is not very much literary criticism until now, least of all about his numerous radio plays. In this essay I’ll try to outline essential features of Kühn’s radio work, with stress on his early plays, because writing for the radio has strongly influenced Kühn’s literary work. So it may be assumed that essential features of Kühn’s complete works will be discernible in this way.

Andrea Leskovec

Die Habenichtseby Katharina Hacker: A novel about violence?

Summary

The following article looks into the phenomenon of violence in Katharina Hacker's novel The Have-Nots(2006) by referring to Bernhard Waldenfels's theory of the foreign and the phenomenological approximation to violence. The basic assumption of the article is that violence can be understood as a phenomenon of the foreign, and it shows the connections between foreignness and violence, which the novel on the one hand depicts as a really existing threat and on the other hand as a so-called hyper-phenomenon which is almost beyond comprehension. With reference to Waldenfels's concept of responsiveness, the article points out possible reactions to the phenomenon of violence and proves that Hacker's novel, in principle, shows that being confronted with the foreign provokes reactions. This, in turn, leads to the disappearance of known rule mechanisms and the breaking up of the indifferent passive attitude towards others hence providing the opportunity to assume social responsibility. Thus, the text deconstructs the initial assumption that the novel is a kind of social taking stock of a superficial and indifferent generation which due to their ignorance shirks responsibility or avoids to take any action at all.

 


 

 

Adressen der Herausgeber

Prof. Dr. Rita Franceschini, Freie Universität Bozen/Libera Università di Bolzano, Universitätsplatz 1, I-39100 Bolzano/Bozen, E-Mail: rita.franceschini@unibz.it
Prof. Dr. Wolfgang Haubrichs, Universität des Saarlandes, Fachrichtung 4.1. – Germanistik, Postfach 15150, D-66041 Saarbrücken, E-mail: w.haubrichs@mx.uni-saarland.de
Prof. Dr. Wolfgang Klein, Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Postbus 310, NL-6500 AH Nijmegen, E-mail: wolfgang.klein@mpi.nl
Prof. Dr. Ralf Schnell, Universität Siegen, Fachbereich Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft, Postfach 10 12 40, D-57068 Siegen, E-mail: schnell@germanistik.uni-siegen.de

Adressen der Autorinnen und Autoren

Prof. Dr. Martina Backes, Universität Freiburg/Schweiz, Mediävistisches Institut, Miséricorde, CH-1700 Freiburg, E-Mail: martina.backes@unifr.ch

PD Dr. Maria Besse, Arbeitsstellenleiterin, WDW – Wörterbuch der deutschen Winzersprache, Benzinoring 6, D-67657 Kaiserslautern, E-Mail: besse@winzersprache.de; Homepage: http://www.winzersprache.de und http://www.besse.de

Undine Brückner, College St. Edmund Hall, Queens Lane, Oxford, OX1 4 AR, United Kingdom, E-Mail: undine.bruckner@seh.ox.ac.uk; undinebruckner@runbox.com

Prof. Dr. Amalie Fößel, Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Geisteswissenschaften, Historisches Institut, D-45117 Essen, E-Mail: amalie.foessel@uni-due.de

PD Dr. Mathias Herweg, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Literaturwissenschaft – Mediävistik, Kaiserstr. 12, Geb. 30.91 (Franz-Schnabel-Haus), D-76131 Karlsruhe, E-Mail: mathias.herweg@kit.edu

Dr. Andrea Leskovec, Universität Ljubljana, Philosophische Fakultät, Aškerčeva 2, 1000 Ljubljana, Slowenien, E-Mail: aleskovec@web.de

Prof. Dr. Norbert Mecklenburg, Universität Köln, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Siebengebirgsallee 78, D-50939 Köln, E-Mail: norbert.mecklenburg@uni-koeln.de

Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle, Universität des Saarlandes, Fachrichtung 4.2. – Romanistik, Postfach 15 11 50, D-66041 Saarbrücken, E-Mail: p.oster-stierle@mx.uni-saarland.de