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Ein Akt der Wiedergutmachung - Die Ehrenpromotion für Käte Hamburger

Siegener Zeitung, 26.06.1980

Am 25. Juni 1980 verlieh der Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften seine erste Ehrenpromotion. Die Auszeichnung ging an die renommierte Germanistin Prof. Dr. Käte Hamburger (1896-1992). Unter Anwesenheit zahlreicher Professorinnen und Professoren, Dozentinnen und Dozenten sowie Studierender betonte Gründungsrektor Artur Woll, dass die Ernennung neben der Ehrung ihrer wissenschaftlichen Verdienste auch ein Akt der Wiedergutmachung sei, der insbesondere von neu gegründeten Universitäten unbefangen geleistet werden könne. Von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer jüdischen Abstammung vertrieben, war Käte Hamburger 1934 nach Schweden emigriert. Nachdem sie dort als Journalistin, Schriftstellerin und Sprachlehrerin gearbeitet hatte, kehrte sie 1956 aus dem Exil zurück nach Deutschland. 1922 hatte sie mit einer Arbeit über Friedrich Schiller mit dem Titel „Schillers Analyse des Menschen als Grundlage seiner Kultur- und Geschichtsphilosophie. Ein Beitrag zum Problem des Individualismus, dargestellt auf Grund seiner philosophischen Schriften“ bei Clemens Baeumker in München promoviert.

In seiner Laudatio zum wissenschaftlichen Werk Hamburgers stellte Prof. Dr. Helmut Kreuzer ihre Leistung heraus, die Kantschen Einflüsse in den Werken bedeutender Dramatiker und Romanciers herausgearbeitet zu haben. Hervorzuheben sei ebenfalls ihr Werk ,,Die Logik der Dichtung“, in der sie die Wirkung der dichtenden Sprache untersucht habe und dabei zu einer neuen Betrachtungsweise gekommen sei, die nicht mehr von der Dichtungsästhetik, sondern von der Dichtungslogik ausgehe.

In ihrem Festvortrag widmete sich Prof. Dr. Käte Hamburger dem Thema ,,Furcht und Mitleid – ein Lessing-Problem“. Ausgehend von der aristotelischen Tragödiendefinition, die sich auf die vier Begriffe Mitleid, Furcht, Affekte und Reinigung gründet, stellte Käte Hamburger beide letztgenannten Begriffe nicht nur von ihrem aristotelischen Ursprung her als umstritten dar, sondern auch aufgrund der Irritationen, die sie im 16. und 17. Jahrhundert auslösten. Die Dichtung des 18. Jahrhunderts sei daher alleine von den Begriffen ,,Mitleid“ und ,,Furcht“ geprägt. Lessing habe Aristoteles Modell absolut gesetzt und versucht, die Widersprüche, die sich in der Definition von Mitleid und Furcht ergeben hätten, dadurch aufzulösen, dass er das Mitleid in den Dienst der Humanität stellte.

Neben der Ehrenpromotion der Universität Siegen wurde Prof. Dr. Käte Hamburger 1966 das Bundesverdienstkreuz, 1984 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und 1989 der Schiller Gedächtnispreis verliehen. Die Universitätsstadt Göttingen ehrte Käte Hamburger mit der Benennung einer Straße und das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Förderprogramm für Geisteswissenschaften, dem ,,Käte Hamburger Kolleg". Sie verstarb im Alter von 95 Jahren am 8. April 1992 in Stuttgart. (Quelle: Siegener Zeitung, 26. Juni 1980, S. 4)

 
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