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Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. George Mosse - „Eine bescheidene Geste der Wiedergutmachung“

Siegener Zeitung zur Ehrenpromotion von George Mosse

Mit der Verleihung der Ehrenpromotion an Prof. Dr. George Mosse am 6. November 1998 setzte die Universität Siegen ihre Tradition fort, als eine kleine Geste der Wiedergutmachung herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszuzeichnen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden.

Rektor Prof. Dr. Albert Walenta freute sich, dass der bereits achtzigjährige Historiker von der University of Wisconsin eigens nach Siegen angereist war, um die Ehrung entgegenzunehmen. Dies sei aber nicht das erste Mal, dass sich Prof. Dr. George Mosse in der Krönchenstadt aufhalte. Bereits 1977 habe er Siegen besucht, als er anlässlich eines Kolloquiums über den Ersten Weltkrieg in die Stadt gekommen war.

In seiner Laudatio machte der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Vondung deutlich, welch große Anerkennung Mosses Schriften auch über die Geschichtswissenschaft hinaus gefunden haben. Internationale Reputation habe der Historiker vor allen Dingen mit Studien zur Gedankenwelt und der politischen Symbolik des völkischen und nationalsozialistischen Milieus in Deutschland seit dem späten Kaiserreich erhalten. Hierbei sei er zu dem Fazit gekommen, dass sich der Nationalsozialismus in Deutschland vor allem deshalb so stark habe entfalten können, weil er sich Mythen in der deutschen Kultur zu eigen gemacht und - in pervertierter Form - genutzt habe, um eine größere Anhängerschaft an sich zu binden. Mosses thematische Schwerpunktsetzung weise einen engen Bezug zu seiner eigenen Biographie auf. Er war 1918 als Sohn eines Offiziers und als Enkel des gleichnamigen Zeitungsverlegers Rudolf Mosse in Berlin geboren worden. Jedoch musste Mosse Deutschland nach der nationalsozialistischen Machtergreifung aufgrund seines jüdischen Glaubens verlassen und zunächst nach England, später in die USA, emigrieren, wo er seine wissenschaftliche Laufbahn begann. Er promovierte 1946 an der prestigeträchtigen Universität von Harvard und stieg zu einem der führenden Historiker des Nationalsozialismus auf. Vondung stellte heraus, dass die Ehrenpromotion in erster Linie den Historiker Mosse auszeichne. "Zudem aber soll es eine bescheidene Geste der Wiedergutmachung sein und Geste, um dafür Dank zu sagen, dass er uns Deutschen bei der Einsicht geholfen habe, was in unserer Geschichte falsch gelaufen sei."

Aufgrund der großen Ausstrahlungskraft seiner wissenschaftlichen Arbeiten erhielt Prof. Dr. George Mosse zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter 1988 die Goethe-Medaille und 1998 die Leo-Baeck-Medaille der gleichnamigen Institute. An der University of Wisconsin wurde das Gebäude für die Geisteswissenschaften nach ihm benannt und der Verband der US-amerikanischen Geschichtswissenschaft, die American Historical Association, führte im Jahr 2000 eine Auszeichnung für herausragende Arbeiten in der Geistes- und Kulturgeschichte Europas seit 1500 mit dem Namen "George L. Mosse Prize" ein. Der Wissenschaftler verstarb am 22. Januar 1999, kurz nach der Verleihung der Siegener Ehrendoktorwürde in Madison, Wisconsin.

(Quellen: Siegener Zeitung, 7. November 1998, S. 4; Westfälische Rundschau, Nr. 263, 7. November 1998, S. RSI 3)

 
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