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Thema12

Brüche im Denken. Medientheorie/Medienphilosophie zwischen Wissenschaft und Denken, ausgehend von Vilém Flusser

von Katerina Krtilova (Weimar)

Frühe Medientheorien und -geschichten zeichnen sich durch ein "Denken in Brüchen" (Leschke 2008) aus: Erzählungen von Revolutionen, in denen Medien zum entscheidenden Faktor einer historischen Entwicklung werden. Der Bruch findet aber nicht als ein historisches Ereignis statt, sondern als Bruch mit einer wissenschaftlichen Tradition: Historisch verortete neue oder alte Medien legitimieren die Erfindung einer neuen Art von Theorie oder/und Philosophie, die sowohl einen neuen Gegenstandsbereich einführt wie auch eine neue Fragestellung.

Charakterisiert Vilém Flusser seinen Text "Lob der Oberflächlichkeit" als "Phänomenologie der Kulturgeschichte" (erschienen mit dem Untertitel "Für eine Phänomenologie der Medien"), so soll dieser Text als Versuch der Begründung eines epistemologischen Bruchs gelesen werden. Die "Krise" des "linearen" als geschichtlichen, wissenschaftlichen Diskurses mündet nicht in die Untersuchung neuer Gegenstände, vielmehr wirken Medien - bzw. Codes, Apparate, technische Bilder - als 'Brechungen', Ver-Wendungen, Irritationen und Eingriffe im Denken, die nicht von einem Denken des Denkens eingeholt werden können.

Dieses Medien-Denken ist kein Nachdenken über Medien, weder im Sinne einer Analyse von Sachverhalten noch der philosophiegeschichtlichen Interpretation des Medienbegriffs (als einer Einwirkung von Medien auf das Denken oder der Darstellung von Medien im Denken), sondern ein Vollzug: Medien-Denken verändert sich mit und in konkreten Praktiken des Schreibens und Beschreibens, Betrachtens, Skizzierens, im Umgang mit Texten und Bildern, Modellen, Kunstwerken oder Architekturen.

Die Begründung scheitert natürlich - dafür stehen Flussers ebenso wie Heideggers und Derridas Figuren des Sprungs und Bruchs - denn sie ist nur 'nach' und 'über' möglich; Medien-Denken kann nur in seinem Vollzug gedacht werden, in Brüchen, Verschiebungen oder Gesten des Denkens, die an zwei Versionen der "fotografischen Geste" (Flusser 1983/1991 und 1985) konturiert werden sollen.

In Bezug auf die heutige Medienphilosophie lässt sich die spezifische Verbindung von Medientheorie und Medienphilosophie im Rahmen der kulturwissenschaftlich orientierten Medienwissenschaft als Bruch mit "wissenschaftsorientierten Theorieansätzen" (Hickethier 2003/2010) und ihrer Definition eines Gegenstandsbereichs und Methoden nachvollziehen; Die Bestimmung des Mediums als Mittleres, Drittes oder Dazwischen verortet gleichzeitig die nicht wissenschafts- aber philosophieorientierte Medientheorie zwischen Wissenschaft und Denken im Sinne Heideggers. Die Frage an eine mögliche oder unmögliche Medientheorie/Medienphilosophie wäre dann: wie lässt sich ein nicht methodisch-vergegenständlichendes, sondern "inständiges Wissen" (Heidegger GA 65 1989) oder eine performative Reflexion (Mersch 2010) bestimmen, begründen, beschreiben?

Dokumentation

Katerina Krtilova
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