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Thema7

Zwischen Posthermeneutik und Antihermeneutik: Zur Problematisierung des Verstehens als medienwissenschaftlicher Begründungsgeste

von Andreas Beinsteiner (Innsbruck)

Eine der wesentlichen epistemologischen Strategien, über die Berücksichtigung und Betonung des Medialen zu neuartigem Wissen zu gelangen, besteht seit den Anfängen der Medienwissenschaft in der Problematisierung jenes inhaltsorientierten Fokus’ auf das Verstehen, der für die traditionellen Geisteswissenschaften charakteristisch war. Einerseits sollte dieser Fokus auf Signifikation und Interpretation als Effekt eines bestimmten medialen Regimes, dessen Grundlage alphabetische Schrift und Buchdruck bildeten, ausgewiesen werden, andererseits und grundsätzlicher sollte so der Blick frei werden für die Fülle dessen, was den Sinn bedingt und bestimmt, ohne durch diesen Sinn selbst wieder einholbar zu sein. Insbesondere Friedrich Kittlers Polemik gegen die Hermeneutik kommt für die medienwissenschaftliche Problematisierung des Verstehens eine paradigmatische Rolle zu: Bei Kittler überlagern sich ein posthermeneutischer Ansatz, der aufzuzeigen versucht, wie Verstehen stets durch solches determiniert wird, was ihm äußerlich bleibt, und ein antihermeneutischer Ansatz, der angesichts neuerer Medientechnologien die Obsoletheit allen Verstehens ausruft.

Auch wenn die kritische Auseinandersetzung mit dem Verstehen mittlerweile differenziertere Konturen angenommen hat – so bleibt etwa in Dieter Merschs Posthermeneutik die antihermeneutische Stoßrichtung ausgespart, die in Hans Ulrich Gumbrechts Gegenüberstellung von Sinnkultur und Präsenzkultur mitunter hervorbricht –, behält doch Kittlers Werk seine paradigmatische Stellung insofern, als vielfach auch in neueren medienwissenschaftlichen Ansätzen Post- und Antihermeneutik unreflektiert miteinander verschwimmen. Dies ist problematisch, weil – wie Sybille Krämer betont – etwas zu determinieren nicht notwendig bedeutet, es zu marginalisieren. Die Notwendigkeit einer Grundlagenreflexion hinsichtlich des Verhältnisses beider Ansätze zueinander tritt dort besonders deutlich zutage, wo die Problematisierung des Verstehens zu einer bloßen Ignoranz gegenüber dem Verstehen zu verkommen droht, die die hermeneutische Ignoranz gegenüber dem Nicht-Sinn lediglich spiegelt und so jegliches Bewusstsein verspielt für die Komplexität und Fragilität jener Interferenzen von Sinn und Nicht-Sinn, die sich im Umgang mit Medien und Technologien je entfalten.

Dokumentation

Andreas Beinsteiner
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