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Buch des Monats April 2013

Marit Kaldhol:

Allein unter Schildkröten.

Aus dem Norwegischen von Maike Dörries.

München: mixtvision 2012.

Ab 13 Jahren.

Allein unter Schildkröten ist ein aufwühlender und beeindruckender Roman, dem man auch dank der Nominierung für den april_2013Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Jugendjury, einfach viele Leserinnen/Leser wünscht. Es ist, und auch das wird bereits nach wenigen Seiten klar, ein anspruchsvoller Roman, der fest in der skandinavischen Literaturtradition verankert ist.

Im Mittelpunkt steht Mikke, der kurz vor dem Abitur steht, Biologie studieren möchte, eine Freundin und Freunde hat, sich um Sverre, einen Jungen, der am Down-Syndrom leidet, kümmert und damit erscheint Mikke zunächst wie andere Jungen eben auch. Doch Mikke führt Tagebuch, in dem er nicht nur seine Begeisterung für Schildkröten offenbart, sondern auch seine Sorgen und Ängste. Ganz plötzlich beendet er seine Beziehung zu Siri, meldet sich bei seinen Freunden nicht mehr und verbringt immer mehr Zeit in seinem Zimmer, während seine Mutter mit ihrem Lebensgefährten verreist ist. Am 11. Mai um 3:42 Uhr endet dann das Tagebuch mit den Worten: „Jetzt schreib ich nicht mehr.“ Die Perspektive verändert sich und Mikkes Mutter kommt zu Wort. Bereits nach wenigen Sätzen ahnt man, dass Mikke Selbstmord begangen hat und von der Mutter nach ihrer Reise gefunden wurde. Der Selbstmord kam nicht nur für die Leserin/ den Leser unerwartet, sondern auch für Mikkes Umfeld.

Marit Kaldhol schafft es, von Mikkes eher kurzen Sätzen und nüchterner Sprache jetzt in eine poetische Sprache zu wechseln und so beiden Figuren eine Stimme zu geben. Die Mutter versucht mit ihrer Trauer umzugehen, Mikkes Entschluss zu verstehen und bleibt trotzdem allein und traurig zurück. Sie erinnert sich daran, wie sie Mikkes Vater kennen gelernt hat, schwanger wurde und dann verlassen. Der Vater kam mit der Rolle nicht zurecht, kehrte nach Schweden zurück und machte weiter seine Filme. Der Kontakt zu Mikke war lose und letztendlich muss der Vater erkennen, dass er seinen Sohn kaum kannte. Doch nicht nur Mikkes Mutter muss ihre Trauer verarbeiten, auch Mikkes Freundinnen/Freunde vermissen ihn. In einem dritten Teil schreiben sie Briefe an ihn und entwerfen wiederum ein neues Bild des Jungen.

Die Autorin wählt eine ungewöhnliche Perspektive, um sich der Thematik zu nähern. Sie zeigt einerseits einen Jungen, der zwischen Glücksgefühlen und Traurigkeit zerrissen ist, sich immer wieder mit Umweltfragen auseinandersetzt und Schildkröten liebt. Andererseits zeigt sie, wie Freunde und Verwandte mit dem Selbstmord umgehen und mit Fragen nach dem Warum alleine zurückbleiben. Die Gründe, warum Mikke nicht mehr leben wollte, bleiben auch für die Leserinnen/Leser im Dunkeln. Allein unter Schildkröten ist kein Roman, den man einfach so liest. Vielmehr ist es ein Text, der zum Nachdenken anregt, verschiedene Perspektiven aufzeigt und vor allem sprachlich überzeugt.

Quelle: Mikota, Jana (2013): Eine Rezension von Jana Mikota: Marit Kaldhol: Allein unter Schildkröten. Aus dem Norwegischen von Maike Dörries. Online unter: http://www.alliteratus.com/pdf/lg_ausgez_absch_kaldhol.pdf (letzter Abruf: 12.06.2014)