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Buch des Monats September 2013

Tamara Bach: 

Was vom Sommer übrig ist.

Hamburg: Carlsen 2012.

Ab 14 Jahren.

„Du kannst im Sommer alles sein, was du willst, kannst Fremdsprachen ausprobieren und erfinden. Der Sommer hat tausend und september_2013eine Tür. Und die stehen auf Durchzug, weil es heiß ist“, heißt es im neuen Roman Was vom Sommer übrig ist von Tamara Bach, die mit ihren Romanen Marsmädchen, Busfahrt mit Kuhn und Jetzt ist hier überzeugen konnte. Auch Was vom Sommer übrig ist ist ein Roman, der nicht nur überzeugt, sondern vor allem berührt. Tamara Bach schafft es wieder, Figuren lebendig werden zu lassen, und zwar so, dass ihre Stimmen noch lange nachwirken. Doch anders als in ihren früheren Texten ist Was vom Sommer übrig ist leise erzählt. Zeigte Tamara Bach in Busfahrt mit Kuhn und Jetzt ist hier auch eine komische Seite und bediente sich immer wieder Anspielungen aus der Popkultur, so verzichtet sie in ihrem neuen Text auf ein solches Vorgehen.

Doch kurz zum Inhalt: Im Mittelpunkt stehen zwei Mädchen, Louise, 17 Jahre alt, und Jana, 13 Jahre alt, die beide einsam sind. Erzählt wird abwechselnd aus ihrer Sicht und die Leserin/ der Leser ist ganz nahe an den Figuren. Louise hat drei Ferienjobs angenommen, um sich den Führerschein leisten zu können. Freundinnen/Freunde hat sie kaum, denn wenn sie nicht arbeitet, brütet sie vor allem über den Prüfungsbögen. Daher ist sie auch nicht begeistert, dass Jana ihr ständig folgt. Jana selbst ist ebenfalls einsam, denn vor einigen Wochen hat ihr Bruder einen Selbstmordversuch verübt, liegt jetzt im Krankenhaus im Koma und Janas Eltern sind ständig dort. Sie vergessen darüber, dass Jana noch ein Kind ist und Geburtstag hat. Jana streift einsam durch die Stadt und Natur, erlebt alles Mögliche und kommt doch nicht zu Ruhe. Erst mit Louise, die ihren Bruder scheinbar nicht kennt, findet Jana etwas Freude zurück. Sie schenken sich einen Tag im Sommer, verreisen und Jana darf bestimmen. Doch die Wirklichkeit holt sie schnell zurück und Jana ahnt, dass sie zu Hause etwas Schlimmes erwartet.

Tamara Bach wagt es, die Erzählperspektiven schnell und mitunter auch plötzlich zu wechseln, was das Lesen Jugendlichen möglicherweise erschweren könnte. Aber dank dieser Erzählperspektive lernen die Leserinnen/Leser die Figuren besser kennen, zumal es Tamara Bach schafft, beiden Figuren jeweils eine eigene Stimme zu geben. Louises Sätze sind kurz, zum Teil abgehakt, während Janas Sätze noch das Kindliche erkennen lassen.

Erwachsene agieren im Hintergrund. Louises Eltern arbeiten im Schichtdienst des Krankenhauses, so dass Louise ihre Eltern fast nur schlafend und müde erlebt. Doch auch Janas Eltern sind abwesend. Nicht nur, dass sie ihren 13. Geburtstag vergessen, sie schauen auch nicht, wie es ihrer Tochter geht. Doch Jana klagt nicht, sondern verschwindet einfach und erst als Tom stirbt, erkennen die Eltern, wie sehr sie ihre Tochter vernachlässigt haben. Nach Toms Tod gerät Jana in einen Stillstand, verlässt ihr Zimmer nicht, und erst Louise schafft es, zunächst mit Briefen, dann mit Carepaketen, die Wünsche beinhalten, Jana dazu zu bewegen, ihr Zimmer zu verlassen.

„Und bis hierhin sind wir schon gekommen“, heißt es am Ende des Romans, der erneut zeigt, wie sehr Tamara Bach es durch ihre literarische Sprache schafft, Sehnsüchte und Wünsche zu entwerfen.

Was vom Sommer übrig ist ist ein wunderbarer Roman, den man unbedingt lesen sollte!


Quelle: Jana Mikota (2012): Eine Rezension von Jana Mikota: Tamara Bach: Was vom Sommer übrig ist. Online unter: http://www.alliteratus.com/pdf/tb_absch_fr_fam_sommer.pdf (letzter Abruf: 25.05.2014)