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Buch des Monats April 2015

Susan Kreller: Schneeriese.

Carlsen 2014. 205 Seiten. 14,90€. Ab 13 Jahre. ISBN 978-3-551-58318-5.

april
Der Übergang von der Kindheit in die Jugend ist eine schwierige Zeit, nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Erwachsenen. Schneeriese, der neue Roman von Susan Kreller, wendet sich diesem Thema zu und zeigt, wie sehr physische und psychische Veränderungen Freundschaften und den Alltag beeinträchtigen können. Der Roman lebt, ähnlich wie auch Krellers erster Roman Elefanten sieht man nicht, von der unglaublichen Sprachkraft und Wortgewandtheit der Autorin und ist ein ungewöhnliches Leseerlebnis.


Im Mittelpunkt stehen der 14-jährige Adrian, der mittlerweile 1,90 m groß ist, und seine beste Freundin und Nachbarin Stella. Gemeinsam verbringen sie ihre Freizeit, besuchen und erzählen sich alles. Stellas etwas exzentrische Großmutter Misses Elderly hat ihnen früh die Märchen von Christian Andersen vorgelesen und es ist vor allem Die Schneekönigin, die Kreller als Folie nutzt und um diese gekonnt ihre Geschichte entfaltet. Stella und Adrian sind bis zu dem November, an dem die Geschichte beginnt, unzertrennlich. Doch dann zieht ins Nachbarhaus, das sogenannte Dreitotenhaus, eine neue Familie ein. Stella und Adrian besuchen sie und es kommt wie es kommen musste: Stella verliebt sich in Dato, den neuen Nachbarsjungen, und Adrian beobachtet dies mit wütenden Gefühlen. Er wendet sich von Stella ab, unfähig ihr seine Gefühle zu sagen, beschimpft Dato und ist vor allem gegenüber seiner Mutter, die sich ständig Sorgen macht, aggressiv. Seine ganze Wut entlädt er immer wieder an Menschen, die ihn eigentlich lieben. Stella entgleitet ihm, ähnlich wie es auch Kay und Gerda im bereits erwähnten Märchen ergangen ist. Hinzu kommt, dass der Winter immer kälter, Adrian einsamer und auch sein Herz immer eisiger wird. Selbst Misses Elderly, die sich noch sehr um ihn bemüht, stößt er von sich. Dann, am 24. Dezember und zugleich in der kältesten Nacht des Jahres, möchte er Stella besuchen, kommt nicht in ihr Haus und schläft auf der Terrasse ein. Er wird noch rechtzeitig gefunden, bekommt eine Rippen- und Lungenentzündung. Schließlich wird er gerettet und der Frühling naht …


Aussagen wie „Eine Sprache der aufgeschüttelten Kissen“ oder „Sprache der kalten Waschlappen“ (S. 142) zeigen die Hilflosigkeit der Eltern am Krankenbett. Oder: Stella spricht „fast lispellos“ (S. 10) deuten an, wie wortgewaltig und feinsinnig der Roman ist. Selten wurde so sensibel über die Irrungen der ersten Liebe und  die Qualen, wenn diese nicht erwidert wird, geschrieben. Einfach großartig! Und dann noch Misses Elderly, die ermunternd Adrian folgenden Satz auf den Weg ins Erwachsenendasein gibt: „Keine Sorge, so was wird immer ein bisschen wehtun.“ (S. 198).


Mit Adrian hat Susan Kreller eine wunderbare Figur erschaffen. Seine Gedanken, seine Rat- und Sprachlosigkeit und auch seine Wut werden eingefangen. Aber nicht nur das: Bis in die Nebenfiguren ist die Geschichte großartig erzählt. Auch die Geschichte von Datos Familie wird den Leserinnen und Lesern sensibel nahegebracht, und schließlich ist es Datos’ Großvater, der illegal in Deutschland lebt, schwer krank ist und von seiner Familie gepflegt wird, dem Adrian sein Herz ausschüttet …
Schneeriese ist ein beeindruckender Roman, der unbedingt gelesen werden sollte.