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Nachruf auf Oliver Fürtjes (1978-2018)

Noch nicht 40 Jahre alt ist Dr. Oliver Fürtjes, Lehrkraft für besondere Aufgaben, plötzlich verstorben. Wir trauern um einen liebenswerten Menschen, einen geschätzten Mitarbeiter und beliebten Dozenten.

Oliver Fürtjes war seit Herbst 2013 am Seminar für Sozialwissenschaften tätig. Bereits als Student an der Universität Köln hatte er den Grundstein für eine produktive Tätigkeit als Wissenschaftler gelegt. Mit seiner Abschlussarbeit im Jahr 2008 hatte er ein Thema erschlossen, das gemessen am Interesse vieler Gesellschaftsmitglieder – unter ihnen nicht wenige Sozialwissenschaftler – in der Soziologie erstaunlich randständig ist: den Fußball. Durchaus ,sachgerecht‘ war er daher zunächst an der Sporthochschule Köln als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, bevor er sich 2013 an der Universität Siegen bewarb; er wollte gerne in einem breiteren wissenschaftlichen Umfeld tätig werden. Seine Beschäftigung mit dem Thema Fußball hatte in der Zwischenzeit in Form einiger vielbeachteter Publikationen Früchte getragen, auf deren Grundlage er im Jahr 2015 an unserer Universität promoviert wurde.

Seine Forschung wurde öffentlich wahrgenommen; bis zum SPIEGEL reichte die Liste der Medien, die an seiner Erkenntnis interessiert waren, dass der Mythos vom Fußball als einstigem ‚Proletariersport‘, der sich erst durch schnöde Kommerzialisierung zum Massensport gewandelt habe, nicht stimmt: Über lange Zeitreihen hinweg zeigt sich, dass die Fußballinteressierten sich aus allen Gesellschaftsschichten rekrutieren, dass sie in ihrer sozialen Zusammensetzung ein Abbild der Gesellschaft sind. Dass der Fußball (in der neuzeitlichen Variante im Übrigen eine Erfindung englischer Aristokraten!) gerne als Arbeitersport wahrgenommen wurde, liegt einfach daran, dass früher die Arbeiter einen viel größeren Anteil der Gesellschaft ausmachten.

Doch Oliver wollte nicht als „der Fußball-Fürtjes“ sein soziologisches Leben verbringen. Sein Faible für den Fußball war nicht nur eingebettet in ein bemerkenswert breites Wissen über Sozialstrukturanalyse, Kultur- und Mediensoziologie. Es war ihm auch ein Anliegen, die Relevanz und Sichtbarkeit der Soziologie in der Gesellschaft zu stärken. Wie könnte man das besser erreichen als über die Schule und den Schulunterricht? Oliver Fürtjes engagierte sich in den letzten Jahren in der Lehre besonders im Bereich der Lehramtsstudiengänge und befasste sich intensiv mit Fragen der soziologischen Bildung und der Soziologiedidaktik. Er wollte sich in diesem Themenfeld habilitieren, hatte bereits Ideen gesammelt und Konzepte entwickelt. Ende Januar wollte er die Ergebnisse seiner Arbeit bei Vorträgen an der Universität Gießen und an unserer Universität vorstellen. Dazu kommt es nun nicht mehr. Um seine Ideen auch institutionell zu verankern, war er am Aufbau von POLIS, dem Zentrum für politische und soziologische Bildung am Seminar für Sozialwissenschaften federführend beteiligt.

Oliver Fürtjes war ein ruhiger, äußerst liebenswürdiger, auf den ersten Eindruck beinahe schüchtern wirkender, in Wahrheit aber einfach nur bescheidener Mensch. Er nahm die Welt unvoreingenommen, mit offenen Augen und Ohren, wahr. Er war ein den Studierenden stets freundlich zugewandter, leidenschaftlicher Lehrer. Mit seinem uns fassungslos zurücklassenden viel zu frühen Tod verlieren wir nicht nur einen umfassend gebildeten, aufgeschlossenen und passionierten Wissenschaftler, sondern auch einen hilfsbereiten, zuverlässigen und warmherzigen Freund.

Die Kolleginnen, Kollegen und Freunde am Seminar für Sozialwissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen.

 
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