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„Es waren nicht allein die alten, weißen Männer“

An der Universität Siegen haben ExpertInnen aus der Politikwissenschaft und der Soziologie diskutiert, wie es dazu kommen konnte, dass Donald Trump heute Präsident der USA ist.

„Vom Trump Tower ins Oval Office“ – unter dem Titel haben an der Uni Siegen vier PolitikwissenschaftlerInnen und ein Soziologe zwei entscheidende Fragen diskutiert. Sollten wir Angst vor der Zukunft haben, weil jetzt Donald Trump der mächtigste Mann der USA ist? Und: Wie konnte das überhaupt passieren?

Bei der Frage, wie es Donald Trump ins Weiße Haus geschafft hat, machen es sich viele zu einfach, meinte Prof. Dr. Tim Spier auf dem Podium. „Viele sagen: Es waren die alten, weißen Männer, die die Wahl entschieden haben. Das ist zu einfach“, sagte Spier. „Sie alleine machen nur sieben Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung aus. Das reicht bei weitem nicht für eine Mehrheit.“ Viel entscheidender seien die Industriearbeiter im sogenannten Rust Belt gewesen, also den Gebieten um die großen Seen im Nordosten. Eine Region, die traditionell mehrheitlich demokratisch wählt. Diesmal wählten sie mehrheitlich Trump, sagte Spier.

Prof. Dr. Christian Lahusen erklärte, was viele Menschen dazu bewegt hat, ihr Kreuzchen bei Trump zu setzen: „Viele Trump-Wähler sind Teil der Mittelschichten, die Angst vor dem sozialen Abstieg haben.“ Seit Jahren schon öffnet sich die Schere zwischen Reich und Arm, und Teile der Mittelschichten haben Sorge, dass sie ihren Wohlstand nicht sichern und ihren Kindern kein entsprechendes Leben garantieren können, meinte Lahusen. Durch die Finanzkrise hätten viele ihr Haus verloren, ihren Konsum runterfahren müssen. Prof. Dr. Wolfgang Bergem ergänzte: „Viele Amerikaner haben das Gefühl, dass sie für die Sicherheit der Welt bezahlen und im Gegenzug von der Welt nichts zurückbekommen. Darauf fußt die Forderung, Amerika ab jetzt an allererste Stelle zu setzen.“

Bergem stellte fest, dass sich Trump bis heute so aufspiele, als sei er immer noch im Wahlkampf. Seine Vergangenheit könnte ein Grund dafür sein, dass er nicht auf Gegner zugehen könne. Trump ist Bauunternehmer und TV-Star. „Er hat nie gelernt, mit Kritik umzugehen und Kompromisse auszuhandeln, wie sie in der Demokratie nötig sind. Bisher ging es bei ihm immer darum, sich auf ganzer Linie durchzusetzen.“ In seiner Amtsantrittsrede habe er sich mit dem Volk gleichgesetzt. „Wer Trump kritisiert, wird aus dieser Sicht zum Gegner der Demokratie und zum Feind des Volkes.“

Trump sei schon vor seiner Wahl zum Präsidenten ein TV Star gewesen, sagte Prof. Dr. Sigrid Baringhorst. Diese Prägung durch die Unterhaltungskultur des Fernsehens merke man auch an seinen Tweets, erklärte sie. „Die Tweets sind oft wie Cliffhanger bei Serien aufgebaut. Am Abend kündigt er etwas Spektakuläres für den nächsten Tag an, ohne zu viel zu verraten.“ Das sei nicht nur unterhaltsam. „Er schafft es damit auch, selbst die Themen für öffentliche Diskussionen zu setzen. Die Medien folgen weitgehend seinen Themenvorgaben. “

Eines der Themen, das die Medien momentan breit diskutieren, sind die Schutzzölle, zum Beispiel auf deutsche Autos. Prof. Dr. Robert Kaiser ist sich nicht sicher, ob der Protektionismus wieder Einzug in die USA halten wird, wie es viele Medien prognostizieren. „Trump geht es nicht darum, Importe per se zu verhindern, sondern faire Chancen für amerikanische Produkte zu erreichen.“ Der Zukunft blickt Kaiser trotzdem nicht gerade optimistisch entgegen: „Die EU ist derzeit geschwächt, aber das liegt nicht an Trump, sondern am mangelndem Selbstbewusstsein der Europäer Stellung zu beziehen und gemeinsame Interessen zu vertreten.“

Von Nora Frei

 
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