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Zwischen Anerkennung und Anfeindung

Siegener Zentrum für Gender Studies feiert Zehnjähriges – Festrednerin Sabine Hark warnt vor neuem Anti-Genderismus.

In den 90er Jahren wehte „nur ein Hauch von Feminismus“ durch die Uni Siegen, wie sich Sabine Hering erinnert. Als die Soziologie-Professorin damals an die Hochschule kam, beschäftigten sich wenige Veranstaltungen mit Frauenfragen. Doch es bewegte sich etwas, und als sich an anderen Hochschulen Gender Studies etablierten, fand man in Siegen: „Das können wir auch.“ Engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen – damals – zwölf Fachbereichen taten sich zusammen und gründeten das Zentrum für Gender Studies Siegen (Gestu_S). Allen voran: Prof. Dr. Sabine Hering. Die mittlerweile emeritierte Professorin kam jetzt wieder nach Siegen, um mit anderen Frauen und Männern der „ersten Stunde“, der jetzigen Koordinatorin Dr. Uta Fenske sowie den Team- und Vorstandmitgliedern das zehnjährige Bestehen des Gestu_S zu feiern.

Das Zentrum sei ein unverzichtbarer Teil der Universität, um gendersensiblen Themen kompetent begegnen zu können, sagte Prof. Dr. Bärbel Kuhn vom Vorstand. 78 Gründungsmitglieder waren es 2007. „Gefühlt waren es über 100“, meinte Prof. Dr. Sabine Hering schmunzelnd. Das interdisziplinäre Interesse an der Geschlechterforschung, das es damals gegeben habe, gelte es wieder zu stärker. Die Relevanz der Gender Studies werde nämlich leider zunehmend in Frage gestellt. Damit verwies Sabine Hering bereits auf den Festvortrag von Prof. Dr. Sabine Hark (TU Berlin) zum (Anti-) Genderismus: „Diskursive Enteignungen. Gender als Ressource neo-autoritärer Wir/Sie-Dichotomien - Konsequenzen für die Gender Studies".

Gerade in Europa und vor allem in Deutschland werde die Kritik an der Geschlechterforschung immer lauter, immer polemischer. Von „Genderwahn“, „Genderdiktat“ und „Genderunfug“ redeten mittlerweile nicht nur neo-reaktionäre Kräfte, sondern eine breite Masse. Der „Anti-Genderismus“ durchzieht politische wie kirchliche Gruppen, Hochschulen wie Medien, so Hark. „Das ist ein Feld, wo Zuspitzungen leicht funktionieren“, erklärt die Soziologin. Wer gegen die „Gender-Ideologie“ polemisiere, könne sich des schnellen Beifalls sicher sein.

Die Geschlechterforschung stehe damit wieder verstärkt unter Rechtfertigungsdruck. Sie werde als antiwissenschaftlich diffamiert. Vom fehlenden Nutzen der Gender Studies sei die Rede. „Was der Steuerzahler von der Forschung hat? Eine Frage, die Festkörperphysikern nicht gestellt wird“, fügte Hark an. „Von den 35000 Professuren in Deutschland beschäftigen sich 150 mit Gender Studies.“ Von einer „Genderisierung der Hochschulen“, wie sie Kritiker gern mit spöttischem Unterton ins Feld führten, könne da wohl keine Rede sein. Diese Instrumentalisierung von einer „Wir gegen sie“-Haltung sieht Sabine Hark als eine besorgniserregende Entwicklung, die über die Geschlechterforschung hinausgehe. Dadurch werde die Universität als Ort des forschenden Fragens und Verhandelns von Wirklichkeit in Frage gestellt. „Die offene, demokratische und polyperspektivische Gesellschaft steht auf dem Spiel.“

Das Siegener Zentrum ist für die Zukunft jedenfalls breit aufgestellt. Das Lehrangebot wird kontinuierlich erweitert. Das gilt für die gut besuchte Ringvorlesung ebenso wie für die Zertifikate, mit denen Studierende ihre Genderkompetenz nachweisen können. Im Forschungsbereich arbeitet eine Projektgruppe zu „Queere Interventionen in der Populärkultur". „Und um Gender Forschung der Studierenden zu würdigen, soll künftig ein Preis für studentische Master-Arbeiten ausgelobt werden“, erklärt Gestu_S Koordinatorin Uta Fenske.

Gender_web

Die Mitglieder des Siegener Zentrums für Gender Studies (Gestu_S).

 
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