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„Wie sollen wir (über)leben?“

Der Journalist Thomas Fischermann berichtete bei „Forum Siegen“ über seine Begegnungen mit dem indigenen Volk der Tenharim.

Es war eine zumindest noch zum Teil unbekannte Welt, in die der Journalist Thomas Fischermann (ZEIT) die Zuhörerinnen und Zuhörer der Auftaktveranstaltung von Forum Siegen geleitete. Die öffentliche Vortragsreihe der Universität Siegen steht im Wintersemester 2018/19 unter dem Leitthema „Alles Kapitalismus? Formen und Perspektiven einer lebensdienlichen Ökonomie“. Prof. Dr. Gustav Bergmann begrüßte die Gäste und den Referenten in der Aula des Lÿz an der St.-Johann-Straße in Siegen. Kurz stellte er Thomas Fischermann und dessen Buch „Der letzte Herr des Waldes“ vor. Es gehe um „qualifizierte und quantitative Nachhaltigkeit auf hohem Niveau“, so Bergmann.

Gegenstand der Berichterstattung ist das Leben der Tenharim, eines indigenen Volkes im Amazonas-Gebiet, dessen Lebensgrundlage seitens der „Weißen“ durch Waldrodung und andere Formen der Naturausbeutung bedroht ist. Das Volk der Tenharim umfasst heute etwa 900 Stammesmitglieder – in den 1970er Jahren waren es rund 10.000. Vor allem eingeschleppte Krankheiten führten zum Tode vieler Tenharim. Die Tenharim leben auf einem Gebiet von der Flächengröße Schleswig-Holsteins.

Fischermann, der sich auf seine nächste Reise nach Brasilien vorbereitet, fragte rhetorisch in die Runde, warum gerade er, der von Hause aus kein Naturbursche ist, dieses Land seit 2013 immer wieder bereist. In diesem Jahr schickte sein Arbeitgeber ihn dorthin für eine Reportage zum Thema Holzfällen. Er besuchte das einstmals kriegerische Volk und freundete sich mit dem jungen Krieger Madarejúwa Tenharim an, der ihn mit der Kultur der Tenharim bekannt machte. Der Journalist ließ sich faszinieren vom nachhaltigen Wirtschaften des traditionsreichen Volkes: „Das Volk nimmt sich nur, was es braucht.“ Bedroht ist diese Welt von den Expansionsgelüsten von Holzfällern und Goldsuchern. Fischermann: „Die Tenharim sind eigentlich Leute, die keine Chance haben.“

Die Tenharim wirtschaften wie seit Jahrhunderten. Sie können rund 100 verschiedene Tiersprachen imitieren und locken so auch Jagdwild an. Mit den getöteten Tieren gehen sie sehr respektvoll um. Diese Traditionen werden mündlich von Generation zu Generation weiter getragen. Mehr zu nehmen als benötigt wird, verstößt gegen die Regeln der Natur. Die Tenharim hegen Ihren Wald und ihre angestammte Umwelt. Mehre Monate lang wandeln sie nach althergebrachter Sitte auf den Pfaden der Vorfahren, um ein großes Fest vorzubereiten. Und dennoch haben sie Kontakt zur Neuzeit. In den 70er Jahren wurde eine neue Straße durch ihr Gebiet gebaut, zunehmend mehr Fremde kamen. Stromtrassen wurden gelegt. „Die Weißen zerstören erst die Erde und verscherbeln sie dann“, so ein Fazit der Tenharim.

Das Leben des Stammes verändert sich zwischen Tradition und Moderne, zwischen Nomadentum und dem Druck, sesshaft zu werden und Geld zu verdienen, auch für den Konsum von Produkten, die sie nicht selbst herstellen können. Gesucht wird eine Form des Wirtschaftens, die es erlaubt, die Natur zu bewahren. Und so sehen sich die Tenharim mit der drängenden Frage konfrontiert: „Wie sollen wir (über)leben?“.