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Wissenschaftsmanagement - Mehr als ein Tätigkeitsfeld an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Verwaltung

Am 27.06. ging es beim Career Talk der studio:A- Reihe um das Thema Karriere im Wissenschaftsmanagement. Gemeinsam mit dem Women Career Service und dem House of Young Talents hieß der Alumniverbund vier Alumni willkommen, die von ihren persönlichen Werdegängen und Erfahrungen in diesem breiten Tätigkeitsfeld berichteten.

Welche Aufgaben sind mit Wissenschaftsmanagement verbunden und welchen Herausforderungen muss man sich stellen? Neben diesen Themen wurden einige spezifische Fragen diskutiert – nicht nur zwischen Moderator und Gästen, sondern gemeinsam mit den anwesenden Studierenden, Promovierenden, wissenschaftlichen MitarbeiterInnen sowie allen Interessierten.

Durch die Talkrunde führte Gerrit Pursch, Koordinator des MUN Siegen und gleichzeitig Koordinator des Forscher-Alumni Programms, der sich außerdem aktuell in der Abschlussphase seiner Promotion im Fach Politikwissenschaft befindet. Durch seine aktuellen Tätigkeiten an der Universität Siegen und seine bisherigen Einblicke in den Bereich des Wissenschaftsmanagements, war er mit dem Thema bestens vertraut.

Die persönlichen Wege ins Wissenschaftsmanagement

In der ExpertInnen-Runde saßen Stephanie Laß, Sandra Linn, Johanna Varanasi und Dr. Michael Hellermann. Michael Hellermann absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann in Münster, bevor er sich entschied, Medien-Planung, -Entwicklung und -Beratung (MPEB) an der Universität Siegen zu studieren. Im Anschluss entwickelte sich der damalige Dipl.-Medienwirt mit einigen Berufsstationen und Promotion zum Dr. phil. weiter. Heute ist er als Referent „Kommunikation und Koordination“ am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen für das Projekt „Smart Teaching BW“ tätig und übernimmt dort verschiedene Aufgaben im Bereich Digitales Lernen und Lehren. Auch Stephanie Laß ging nicht den direkten Weg ins Wissenschaftsmanagement. Sie hatte bereits eine Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte in der Tasche, als sie sich 2006 an der Universität Siegen in den Bachelorstudiengang Social Science einschrieb. Heute ist sie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als Assistenz im Bereich Internationale Zusammenarbeit Mittel- und Osteuropa sowie Südosteuropa tätig. Sandra Linn wiederum begann an der Universität Siegen anteilig ihr Magisterstudium der Neueren Germanistik mit den Nebenfächern Kunst und Informatik für Geisteswissenschaften und wechselte an die Universität Bonn, wo sie den Magisterabschluss in Kommunikationsforschung und Phonetik mit Nebenfach Neuere Literatur und Vergleichende Literatur absolvierte. Aktuell arbeitet sie an der Ruhr-Universität Bochum als Wissenschaftskoordinatorin am Lehrstuhl für Biopsychologie, genauer am Institut für Kognitive Neurowissenschaft. Alumna Johanna Varanasi ist an der Universität Trier, ein Mitglied der Universität der Großregion, im Akademischen Auslandsamt tätig. Dort unterstützt sie als Referentin für das sehr spezifische Gebiet der Forschungs-Mobilitätsförderung die grenzüberschreitende Kooperation von Universitäten in der Grenzregion. Den Grundstein für ihre heutige Tätigkeit legte sie mit ihrem Studium der Literary, Cultural and Media Studies in der Kombination Englisch und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Siegen und einem zusätzlichen Masterstudium an der Universität des Saarlandes in der Fächerkombination Angewandte Kulturwissenschaften, Kulturgeschichte und europäische Ethnologie.

An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Verwaltung

Dass das Tätigkeitsfeld des Wissenschaftsmanagements ein sehr großes Spektrum abdeckt und für Außenstehende zunächst sehr abstrakt klingt, machte bereits die vom Moderator eingangs zitierte Definition von Wissenschaftsmanagement deutlich. Sandra Linn erklärte anhand von ihrer Tätigkeit, was konkret sich dahinter verbirgt: „Ein Teil meiner Aufgabe ist einfach sehr viel Querschnittsfunktion“, so die Alumna. Außerdem kümmert sie sich um alle die Aufgaben der WissenschaftlerInnen, die neben der Forschung wichtig sind, wie z.B. die mediale Präsenz und das Marketing. „Der Lehrstuhl wollte bewusst jemand, der nicht fachspezifisch ist, also jemand, der nicht die Anträge und die Forschung unterstützen kann, sondern jemand, der quer durchgeht, der Strukturen aufdecken kann und Leute zusammenbringen kann, weil er unvoreingenommener ist“, erläutert die Alumna, die sich selbst als Generalistin sieht. Diese „Unterstützungsfunktion“ kann Johanna Varanasi aus ihrer Perspektive nur bekräftigen. Da sie sich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Verwaltung befinden, sind WissenschaftsmanagerInnen weder Wissenschaftler noch reine Verwaltungsmitarbeiter. Der Großteil ihrer alltäglichen Arbeit besteht im Strukturieren, Organisieren, Planen und Netzwerken. Für fast alle der Alumni gehört es ebenfalls dazu, mobil zu sein und ihre jeweilige Institution im Ausland zu vertreten. Während Johanna Varanasi z.B. Tagreisen zu den Partneruniversitäten in Frankreich, Luxemburg und Belgien unternimmt, stehen bei Stephanie Laß regelmäßig gemeinsame Besuche mit GeneralsekretärInnen von z.B. Partnerunis auf dem Programm. Auch Michael Hellermann ist in regelmäßigen Abständen auf Tagungen präsent, wo er sich im Praxisfeld vernetzt.

Netzwerken ist das A und O

Da Wissenschaftsmanagement zu einem großen Teil aus Vernetzungsarbeit besteht und Wissenschaft heutzutage international ist, sind Internationalität und Interkulturalität bei der alltäglichen Arbeit ein wichtiges Thema. Sandra Linn berichtet aus ihrem Arbeitsumfeld, dass man Science Paper und Nature Paper nicht alleine bewältigen könne. Am besten sei es, in einem großen Projekt mit vielen internationalen Partnern zusammenzuarbeiten. „Ich kenne kaum erfolgreiche Projekte, die nicht in irgendeiner Weise international vernetzt wären“, so die Alumna. Das kann auch Stephanie Laß aus ihrer Perspektive in der Organisation bestätigen: „Man kann nicht immer nur seinen eigenen Brei abgegrenzt machen. Man muss immer die große Welt im Blick haben“. Dies sei im Hinblick auf die Wissenschaft und die Förderung ein schwieriges Feld, zumal die politischen Situationen in den einzelnen Ländern die Arbeit in erheblichem Maße beeinflussen, wie Stephanie Laß bemerkt.

Großer Gestaltungsspielraum setzt Offenheit, Flexibilität, Neugierde und Leidenschaft für seinen Arbeitsbereich voraus

Was sind die Grundvoraussetzungen und worauf muss man sich einlassen, wenn man eine Tätigkeit im Wissenschaftsmanagement anstrebt? Die Alumni teilen diesbezüglich eine ähnliche Auffassung untereinander. Ausschlaggebend sind für sie Eigenschaften wie Offenheit, Flexibilität sowie eine Leidenschaft für seinen Arbeitsbereich. „Ich glaube, man muss sich da ganz viel Offenheit und Neugierde bewahren“, findet Sandra Linn. Offenheit sei auch wichtig, um mit ganz unterschiedlichen Charakteren aus seinem beruflichen Umfeld umgehen zu können. Johanna Varanasi stimmt ihr zu und ergänzt, dass es eine zusätzliche Herausforderung darstelle, sich auf die unterschiedlichen Einstellungen hinsichtlich von Arbeitsprozessen der KollegInnen einzulassen und zu versuchen, alle miteinander zu vereinbaren. Neben Johanna Varanasi, die bereits ihre Masterarbeit über die Entwicklung der Städtepartnerschaft der Städte Nantes und Saarbrücken schrieb und sich nun beruflich in diesem grenzüberschreitenden deutsch-französischen Bereich engagiert, kommt insbesondere bei Stephanie Laß die internationale Komponente hinzu. Dadurch, dass das Aufgabenspektrum von Stephanie Laß, die vor ihrer Elternzeit mehrere Jahre im Europa-West-Bereich tätig war, nun auf den Europa-Ost-Bereich erweitert worden ist, habe sie nochmals mit anderen Mentalitäten und Charakteren zu tun – sowohl mit Kunden bzw. Antragstellenden, Vorgesetzten als auch mit ReferentInnen oder MitarbeiterInnen. „Hauptsache offen, Hauptsache flexibel“, so die Devise von Stephanie Laß. Durch das relativ vielfältige Aufgabenspektrum stellen sich außerdem immer viele neue Konstellationen, Aufgaben und Situationen, teilweise bedingt durch die Begrenzung der Förderprogramme, mit denen man arbeite, oder verschiedene äußere Faktoren, in die man sich jedes Mal ein bisschen neu hereinfinden müsse, wie Michael Hellermann hinzufügt. Aufgrund dieser Dynamik in dem Feld, sowohl im Personalbereich und in den Inhalten der Forschung als auch in den Tätigkeiten, die damit verbunden sind, werde man häufig mit neuen Situationen konfrontiert. „Ich glaube, eine Grundvoraussetzung, um irgendwie dabei zu bleiben, ist, dass man mit dem Herz ein Stück an der Wissenschaft hängt“, so die Überzeugung des Alumnus, der sich immer schon für das Feld der Wissenschaftskommunikation und Wissenskommunikation interessiert hat, und sich im Rahmen seiner Promotion intensiver mit dem Thema audiovisuelle Wissenschaftskommunikation auseinandersetzte. Dabei stellte er u.a. fest, wie unterschiedlich Fakultäten und wissenschaftliche Einrichtungen funktionieren und wie sehr sich die jeweiligen Vorstellungen von Wissenschaft voneinander unterscheiden. Mit diesem Umstand sind die Alumni beinahe täglich konfrontiert, weshalb es gilt, diese unterschiedlichen Wissenschaftskulturen zusammenzubringen – nämlich so, dass es zu keinen Unstimmigkeiten kommt.

WissenschaftsmanagerInnen sind Allrounder

Als WissenschaftsmanagerIn braucht man also eine gewisse soziale Kompetenz und sollte u.a. gut Gespräche führen können. Sprachkompetenzen sind dafür selbstverständlich ein Muss. Je nach Aufgabenbereich kommt darüber hinaus interkultureller Kompetenz eine wichtige Rolle hinzu. Dass insbesondere GeisteswissenschaftlerInnen in diesen Stellen zu finden sind, erklären sich die Gäste damit, dass diese sich in der Regel besonders dafür eignen, zumal sie meistens die in diesem Arbeitsfeld gefragten Fähigkeiten besitzen. Die große Stärke von GeisteswissenschaftlerInnen liege nämlich darin, Menschen zusammenzubringen. Johanna Varanasi sieht außerdem einen großen Vorteil in interdisziplinären Studiengängen: „Ich glaube, mir hat dieses interdisziplinäre Studium einfach geholfen, sich auf diese verschiedenen Herangehensweisen einzulassen“, fügt Johanna Varanasi hinzu.

Wie wichtig sind hard skills wie Fremdsprachenkenntnisse oder It-Kenntnisse? Faktoren wie diese sind Michael Hellermanns Meinung nach immer ein Qualifikationsmerkmal, aber nicht alles entscheidend. Denn als Allrounder müsse man nicht alles können, wie Johanna Varanasi erklärt. „Die Schwerpunkte liegen eher im Sprachlichen. Da geht es um Kommunikationsaufgaben, das Verfassen von Texten, die Koordination, darum Menschen zusammenzubringen und Veranstaltungen auszurichten“, so Michael Hellermann. Auch komme es insbesondere bezüglich der Sprachkenntnisse auf die jeweilige bekleidete Position an. Englisch jedoch werde mittlerweile überall vorausgesetzt, zumal es in weiten Teilen die Verkehrssprache ist.

Da das Feld des Wissenschaftsmanagements zurzeit eine enorme Professionalisierung erfährt, werden mittlerweile auch Studiengänge angeboten, die sich auf genau diesen Bereich spezialisieren. Ein solches Studium sei jedoch keine Voraussetzung für eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, weil das Wissenschaftsmanagement Sandra Linns Ansicht nach Nischen bietet: „Es werden auch Personen eingeladen, die ein tolles interkulturelles Profil haben oder ein großes Interesse zeigen können“, weiß die Alumna, die vor ihrem jetzigen Job als Sprachassistentin in Seoul tätig war.

Es gibt immer wieder Neues zu entdecken

Warum die Alumni nach wie vor begeistert von ihrem Job sind? Darauf haben sie eine ganz einfache Erklärung: Dadurch, dass die Aufgaben so vielfältig seien und man immer neue Aufgaben für sich entdecken könne, werde es nie langweilig. Für den Fall, dass die Alumni in Zukunft doch einmal neue Aufgaben bzw. ein anderes Arbeitsumfeld kennenlernen möchten, stehen ihnen viele Türen offen, denn nach Einschätzung von Sandra Linn ist „nichts in diesem Bereich wirklich zu 100 Prozent eine Einbahnstraße“.

Bettina Stephan, Redaktion Alumni-Team

 
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