Prof. Dr. Michael Meyer, Universität zu Köln
Im Laufe der Zeit unterliegen sowohl die Grundlagen mathematischen Wissens als auch die Begründungen zur Sicherung mathematischer Zusammenhänge einem steten Wandel. Ersteres wird deutlich, wenn der Blick auf die sich stets entwickelnden Grundlagen einer jeweiligen Gebietes gerichtet wird. Letzteres zeigt sich dann, wenn die inhärente Rationalität derjenigen Argumente rekonstruiert wird, die zur Absicherung einzelner mathematischer Zusammenhänge angeführt wurden bzw. werden.
- In dem Vortrag wird am Beispiel der historischen Entwicklung der Regel von LHôpital gezeigt, wie sich im Laufe der Geschichte relativ zu den Grundlagen eines mathematischen Gebietes die Argumente gewandelt haben, die zur Sicherung der Gültigkeit dieses Zusammenhanges angeführt wurden. Die Rekonstruktion entsprechender Schulbuchauszüge ermöglicht das Ziehen von Analogien zwischen der Wissensentwicklung der Gemeinschaft der Mathematiker und derjenigen heutiger Schüler. Es wird sich zeigen, dass mathematisches Wissen als Produkt betrachtet sich als Ergebnis quasi-empirischer Tätigkeiten auffassen lässt nicht nur bezogen auf aktuelle didaktische Forderungen nach entdeckendem Lernen, sondern auch in der Entwicklung der Mathematik selbst.
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Ort: EN-D 114 (Emmy-Noether-Campus)
Veranstalter: Universität Siegen, Fak IV, Department Mathematik