Zweites Siegener FORUM für Literatur & Mens Studies
Seit dem Gilgamesch-Epos, d.h. den Anfängen der Literatur, erfolgt die narrative Ausgestaltung von Maskulinität unter Einbezug von Gewalt bzw. der Ausübung und Inszenierung von Männlichkeitsritualen, die sich auf der Grundlage von gewaltgenerierenden Machtstrukturen vollziehen. Männliche Gewalt gilt häufig als legitimierte Naturtatsache, was angesichts (de)konstruktivistischer Genderforschung und der deutlich markierten soziokulturellen Dimension von Gewalt einigermaßen paradox erscheint. Aus dieser vorherrschenden Auffassung von männlicher Gewalt- und Dominanzlogik resultiert die Unvereinbarkeit von Männlichkeit und Opferstatus sowohl im homosozialen Kontext als auch im Fall von Gewalt zwischen den Geschlechtern. Aktive Gewalt in all ihren unterschiedlichen Formen fungiert demnach als integraler Bestandteil des männlichen Habitus und dient oft genug als performative Resouveränisierungsstrategie bedrohter oder krisenhafter Maskulinität.
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- Das Zweite Siegener Forum für Literatur & Mens Studies widmet sich dem Komplex Männlichkeit und Gewalt unter folgenden Prämissen:
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- 1. Die zur Diskussion gestellte These, dass es sich bei der Gewalt um eine männlich codierte, anthropologische Konstante handelt, soll in diachroner Perspektive auf ihre Historizität überprüft werden. Der historische Rahmen umfasst daher die Literaturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
- 2. Aus einer phänomenologischen Perspektive sollen zunächst die unterschiedlichen Artikulationsformen von Gewalt (z.B. physische, symbolische oder sexualisierte Gewalt) und deren Funktionalisierung innerhalb von literarischen Texten analysiert werden. Des Weiteren werden die soziokulturellen Bedingungs- und Legitimationsstrukturen männlicher Gewalt betrachtet; hierbei spielen u.a. Konzepte wie Ehre, Initiation, Faustrecht und Ritualisierung wichtige Rollen.
- 3. Schließlich soll von einem übergeordneten Standpunkt das vorherrschende Gendering von Gewalt kritisch erörtert werden. Hier steht vor allem das tradierte Schema männlicher Täter weibliches Opfer zur Diskussion.
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- Das von der Forschungsstelle für Literatur und Mens Studies (LIMES) organisierte Forum für Literatur & Mens Studies erfolgt in Kooperation mit dem Siegener Zentrum für Gender Studies (Gestu_S) und versammelt sowohl Beiträge aus den verschiedenen Fächern der Literatur- und Medienwissenschaften als auch der Geschichtswissenschaft.
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Ort: Universität Siegen, Artur-Woll-Haus
Veranstalter: Forschungsstelle für Literatur und Mens Studies (LIMES)