PD Dr. Olaf Behrend
Zunächst möchte ich in dem Vortrag den Begriff der Familialität einrichten, der auf die Gemeinsamkeiten abhebt, welche Familien, bei aller Verschiedenheiten ihrer historisch-kulturellen Erscheinungsweisen, kennzeichnen. Vor diesem Hintergrund möchte ich dann zweitens kurz auf die typischen Sozialisationsweisen (psychische Autonomie und individuelle Entscheidungsfähigkeit) und -ziele (hohe Bildungs- und Karriereorientierung) der Mittelschichtkultur (nicht nur in Deutschland) eingehen. Hierfür greife ich u.a. auf die Ergebnisse der Entwicklungspsychologin Heidi Keller zurück. Drittens zeige ich dann, worin das spezifische der deutschen Mittelschichkultur besteht. Hierfür ist auf historische Besonderheiten und die jüngere Familienpolitik abzuheben. Damit eng zusammen hängt die Frage nach der strukturell oder latent religiösen Dimension der heutigen Mittelschichtfamilie unter Bedingungen der Enttraditionalisierung und der massiven Abnahme der Zugehörigkeit von Familien zu verpflichtenden Vergemeinschaftungen. Die Antworten auf diese Frage führen zu einer beschließenden, eher phänomenologischen Schau der enttraditionalisierten, oft isolierten (quasi neo-tribalen) Mittelschichtfamilie und den ihr zugehörigen, familiären Sinnstiftungsversuchen. Hierfür ist der Vergleich von urbanen Familienmilieus mit solchen des ländlichen Raum, wie dem Siegerland, interessant.
Ort: Kulturhaus Lÿz, St.-Johann-Straße 18, 57074 Siegen
Veranstalter: Forum Siegen