Kontakt: Gerrit Pursch, Ort Campus US, Gebäude S, Obergraben 25, 57072 Siegen.

Geschichtsschreibung hat immer auch mit der Gegenwart der Historiker:innen zu tun. Die Universität Siegen hat diese Schnittstelle akzentuiert, indem sie die bisherige Zeitgeschichte in eine Professur für die „Geschichte der Gegenwart“ umgewidmet hat und damit eine Neuakzentuierung in Lehre und Forschung ermöglicht. Wir nehmen dies zum Anlass für eine kritische Bestandsaufnahme und Verständigung über die aktuellen Herausforderungen der Geschichtswissenschaft. Diese Herausforderungen sind mannigfaltig und betreffen die geschichtswissenschaftliche Methodik ebenso wie Geschichtsvermittlung sowie das Verhältnis zu materiellen und sprachlichen Manifestationen der Vergangenheit. Sie ergeben sich insbesondere aus dem technologischen Wandel, aus gewandelten Sozialstrukturen, der Zunahme identitätspolitischer Strömungen sowie veränderter Wert- bzw. Bewertungshorizonte. Die sich daraus ergebenden Fragen betreffen Historiker:innen in umfassender Weise als Forscher:innen, als Lehrer:innen, Dozent:innen und als Teilnehmer:innen an öffentlichen Diskursen. Das Anliegen der Tagung ist es, darüber zu diskutieren, wie aus der Gegenwart heraus Perspektiven auf die (auch länger zurückliegende) Vergangenheit geworfen, Standorte reflektiert und Identitäten verhandelt werden, kurz: einen fokussierten Selbstverständigungsprozess im Fach anzuregen und zur Diskussion zu stellen.

Technik und Naturwissenschaften arbeiten nach strengen und klaren Regeln: Sie versuchen mit Hilfe der Naturgesetze die empirisch fassbare Welt zu verstehen. Mit diesem Wissen lässt sich Technik entwickeln, um in die Natur einzugreifen. In diesem Gefüge von naturwissenschaftlichen und technischen Methoden haben Begriffe wie „Verantwortung“ und „Ethik“ keinen Platz. Doch wer Technik erfindet und anwendet, ist ein Mensch. Menschen aber können sich fragen und müssen sich fragen lassen, was sie tun. Jeder weiß heute, wie weitreichend die Folgen unserer technischen Möglichkeiten sind. Umso dringender stellt sich die Frage, welche Verantwortung wir für unser Tun und Lassen haben – und wie wir ihr gerecht werden können. Im Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Philosophie werden wir versuchen, dem „gesunden Menschenverstand“ auf die Spur zu kommen und die Ziele des eigenen Studierens, Lehrens und Handelns zu reflektieren.