Dr. Miriam Schad (TU Dortmund)
Das Alltagshandeln jedes Einzelnen steht in Debatten um Nachhaltigkeit im Zentrum vieler Argumentationen und Forderungen: Ob es Mobilitätsgewohnheiten, das Essverhalten oder etwa der Stromverbrauch ist, ein Jeder ist aufgefordert sein Handeln zu verändern und an der Forderung nach Suffizienz zu orientieren. Diese Form der Individualisierung von Umweltschutzverantwortung wird in diesem Kontext prominent unter dem Begriff der Konsumentenverantwortung diskutiert − aber auch etwa durch die Forderung nach einer Politisierung (anstelle einer Privatisierung) der Nachhaltigkeit in Frage gestellt. Zudem mehren sich die Bedenken, dass eine zunehmende soziale Ungleichheit in vielen industrialisierten Gesellschaften die Rahmenbedingungen einer sozial-ökologischen Transformation erschweren. Orientierungen, Handlungsbedingungen und Gestaltungs-spielräume der Menschen im Alltag werden in diesem Kontext durch ihre soziale Positionierung und rahmende Veränderungen geprägt − insbesondere im Feld der Erwerbsarbeit und Organisation von Reproduktionsarbeit. Prekarisierung und Entgrenzung von Erwerbarbeit und Leben sind dabei nur ausgewählte Schlagwörter der aktuellen Entwicklungen, die zusätzliche Herausforderungen für eine Transformation der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit bedeuten. Der geplante Vortrag skizziert die normative Rahmung der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatten und die Konsequenzen für die Alltagspraxis in industrialisierten Gesellschaften. Auf Basis der Studie Über Luxus und Verzicht (erschienen im oekom Verlag) werden Befunde zur Umweltaffinität und umweltrelevanten Alltagspraxis von Menschen in prekären Lebenslagen vorgestellt.
Ort: Kulturhaus Lÿz, St.-Johann-Straße 18, Haupteingang C, 57074 Siegen
Veranstalter: Universität Siegen, FORUM Siegen