Jochen Lange (Fakultät II)
Zur Genese von schulischem Wissen außerhalb der Schule: Mit der Bildungswirtschaft ist ein empirisch bisher wenig beachtetes Forschungsfeld benannt, dessen Akteure (Fachdidaktiker, Naturwissenschaftler, Schulpraktiker, Verlager u. a.) gemeinsam an der Konstitution von schulischem Wissen arbeiten. Über die Entwicklung von Unterrichtsmaterial kommt es zu einer Modellierung und Mobilisierung dieser Wissensbestände: Das was in der Entwicklungssituation seine Form fand, soll später in die Schule exportiert werden und im Sinn der Entwickler wirksam werden. Der Vortrag wendet sich diesem Vorspiel der Unterrichtsgegenstände zu, indem er exemplarisch die Entwicklung eines Experimentierkoffers für das naturwissenschaftliche Lernen im Sachunterricht ins Zentrum stellt. Hierzu werden Einblicke in die ethnographische Forschung gegeben: Über mehrere Jahre wurden teilnehmende Beobachtungen bei einem der größten Lehrmittelmacher im deutschsprachigen Raum angestellt. Leitend war die Fragestellung, wie sich die Entwicklungspraktiken im Alltag der Bildungswirtschaft gestalten. Die mit dem Verfahren der Grounded Theory systematisierten Analysen nutzen Anschlüsse an Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik, Wissenssoziologie und Wissenschaftsforschung.
Ort: AR-NB 0103 (Adolf-Reichwein-Campus)
Veranstalter: Universität Siegen, ZLB, Geschäftsstelle Bildungsforschung