Konversation und Small Talk. Kommunikative Formate der Rekreation und Ausgelassenheit
Prof. Dr. Stephan Habscheid
Konversation und Small Talk werden im Blick auf ihre gesellschaftliche Relevanz oftmals unterschätzt: Der Ausdruck Konversation im Deutschen verweist auf das Bemühen der Kommunikationspartner um Abgrenzung und Harmonie, was im heutigen Bild einer sowohl elitären als auch inhaltsleeren, von Kaviarbrötchen und Rosésekt eingerahmten Gesprächsform resultiert haben mag (Linke 1988, 141). Im Fall von Small Talk stellt bereits das Bestimmungswort small im Englischen einen (ideologischen) Gegensatz her zu vermeintlich bedeutend(er)en Gesprächstypen, die als real or full or serious or useful or powerful talk, als talk that gets stuff done charakterisiert werden (Coupland 2014, 7). Andererseits kommen heute in ökonomischen Kontexten mit Sprache und Kommunikation auch deren scheinbar nebensächliche Erscheinungsformen als mögliche Wettbewerbsvorteile und relevante Soft skills verstärkt in den Blick: Geselligkeit wird Arbeit. Zudem wird in den öffentlichen Bildungsinstitutionen die Relevanz eines kultivierten Sprachgebrauchs einschließlich seiner geselligen Formen wieder verstärkt thematisiert. Ausgehend von derartigen aktuellen Debatten zum Thema stellt der Vortrag wissenschaftliche Erkenntnisse über Konversation und Small Talk vor und zeigt am Beispiel von Pausengesprächen im Theater die gesellschaftliche Bedeutung derartiger Formate der Kommunikation auf.
Ort: Kulturhaus Lÿz, St.-Johann-Str. 18, 57074 Siegen
Veranstalter: Forum Siegen