Prof. Dr. Wolf-D. Bukow (Universität Siegen)
Wer sich mit Stadtentwicklung befasst, der muss sich darüber klar werden, was eine Stadt eigentlich bedeutet und was ihre besondere Attraktivität ausmacht. Es ist deshalb entscheidend, sich zunächst einmal der spezifischen Eigenschaften einer Stadt bewusst zu werden. Historisch betrachtet kann man zeigen, dass sich die Stadt durchgesetzt hat, weil sie ein ganz spezielles Gesellschaftsformat hervorgebracht hat. Und global betrachtet lässt sich zeigen, dass genau diese Erfindung die Stadt heute zu dem weltweit dominierenden Gesellschaftmodell überhaupt gemacht hat. Spannend ist dabei, dass dies nicht so sehr der realen Ausprägung einer Stadt geschuldet ist, sondern einem mit einer Stadt verknüpften globalen Urbanitätsnarrativ, das die Stadt nicht empirisch, sondern als einen Möglichkeitsraum betrachtet, der allen ein funktionsmäßig dichtes (Arbeiten, Wohnen, Beteiligung) und gemischtes (sozial und kulturell vielfältiges) Zusammenleben verspricht. Das setzt freilich nicht nur eine alltagsorientierte, selbstbewusste und engagierte Stadtgesellschaft voraus, sondern auch eine Stadtstruktur, die urbanes Zusammenleben in einem überschaubaren urbanen Raum und für alle ermöglicht, also Urbanität Quartier für Quartier und für Alteingesessene wie für Newcomer durchsetzt. Eine solche anthropogen ausgerichtete Stadtentwicklung fügt sich nicht nur in die aktuelle globale Dynamik mit der für sie typischen zunehmenden Mobilität und Diversität ein, sondern ermöglicht zugleich eine nachhaltige Zukunft, ein gutes urbanes Zusammenleben.
Ort: Kulturhaus Lÿz, St.-Johann-Straße 18, Haupteingang C, 57074 Siegen
Veranstalter: Universität Siegen, FORUM Siegen