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Buch des Monats Juni 2013

Alexia Casale:

Die Nacht gehört dem Drachen.

Aus dem Englischen von Henning Ahrens.

Hamburg: Carlsen 2013.

Ab 13 Jahren.

„Ich steige auf, zur Oberfläche.“ Mit diesem Satz beginnt der Roman Die Nacht gehört dem Drachen der Autorin Alexia Casale. Die juni_201314-jährige Ich-Erzählerin Evie, die zu Beginn der Handlung gerade aus der Narkose aufwacht, lebt seit einigen Jahren bei ihren Adoptiveltern und erlebt zum ersten Mal, was es bedeutet, in einer intakten Familie aufzuwachsen und Vertrauen zu entwickeln. Warum sie im Krankenhaus operiert werden musste und mehrere Jahre mit Schmerzen lebte, erfahren die Leserinnen/Leser erst nach und nach. Evie ist zunächst sparsam mit Informationen und es scheint fast so, als müsste sie zunächst Vertrauen zu den Leserinnen/Lesern fassen. Ein Vertrauen, das sie auch zu ihren liebevollen Adoptiveltern erst fassen musste. Daher beginnt die Erzählung mit Andeutungen und unterschiedliche Figuren werden eingeführt. Auch diese Figuren haben schon Schicksalsschläge erlebt, die den Leserinnen/Lesern plötzlich und zum Teil völlig überraschend erzählt werden. Nach ihrer Operation bleibt Evie für einige Zeit Zuhause, geht dann in die Schule und setzt sich langsam auch mit ihrer „richtigen“ Familie auseinander.

Der Roman, der konsequent aus Evies Sicht die Geschichte erzählt, lebt vor allem von ihren Gedanken und ihren Erlebnissen, die nicht chronologisch aneinandergereiht werden. Doch gerade hier liegt die Stärke des Romans, denn erzählt wird die Geschichte eines Mädchens, das von ihrer Familie misshandelt wurde und den Weg zurück ins Leben findet. Einzelne Episoden lassen Raum, die Gedanken zu entfalten und über das Gelesene zu reflektieren.

Die Autorin nähert sich behutsam und sensibel dem Thema Misshandlung, ohne Details aus Evies früherem Leben preiszugeben. Vielmehr geht es im Roman auch um Mut, Leid zu erkennen und zu handeln, aber auch darum, Vertrauen zu Menschen zu fassen. Dabei hilft ihr der Drache, den ihr Adoptivonkel aus ihrer gebrochenen Rippe geschnitzt hat und mit dem sie nachts Erkundungen unternimmt. Trotzdem handelt es sich um keinen phantastischen, sondern um einen realistischen Jugendroman, der sowohl inhaltlich als auch sprachlich überzeugt. Während ihrer Streifzüge beobachtet Evie ihren Adoptivvater und -onkel, die sich scheinbar an Evies Familie rächen möchten Doch es geht nicht nur um Kindesmisshandlung, sondern auch um Tod von geliebten Menschen und das Leben danach. Evie erlebt zudem Mobbing in der Schule.

Der Roman greift somit schwierige Themenfelder auf, ohne jedoch die Leserinnen/Leser zu überfordern. Vielmehr schafft es der Text, sich den Themen behutsam zu nähern und überfrachtet auch die Handlung nicht. Der Roman wurde zurecht für den Deutschen Jugendliteraturpreis von der Jugendjury nominiert und erhält so hoffentlich etwas Aufmerksamkeit.


Quelle: Mikota, Jana (2014): Eine Rezension von Jana Mikota: Alexia Casale: Die Nacht gehört dem Drachen. Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Online unter: http://www.alliteratus.com/pdf/tb_fam_gew_casale.pdf (letzter Abruf: 12.06.2014)