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Buch des Monats April 2014

Frau Hase: Herr und Frau Hase. Die Superdetektive.

Übersetzt aus dem Häsischen von Polly Horvath, übersetzt aus dem Englischen von Christine Buchner, mit Bildern von Sophie Blackall.

Hamburg: Aladin 2013.

Ab 8 Jahren.

Mit Herr und Frau Hase. Die Superdetektive ist Polly Horvath eine wunderbar-skurrile Geschichte gelungen, in der Herr und Frau april_2014Hase zwar in der Tradition des Hardboiled-Detektivromans Kriminalfälle lösen möchten. Aber letztendlich erinnern lediglich die Hüte als modisches Accessoire an die Zeit des Hardboiled-Detektivromans. Doch nicht nur das: Mit Marlene wird zudem ein Mädchen eingeführt, das mit ihren Eltern in einer Hippie-Kommune aufwächst und leider so gar nicht dem Ideal einer Hippie-Tochter entspricht.

Marlene, die gerne lernt, ordentlich und fleißig ist, kümmert sich um ihre Eltern, die als Öko-Bauern leben, gesellschaftliche Rollenmodelle ablehnen und auch nicht nachvollziehen können, dass ihre Tochter gerne eine Schule besucht. Es ist eine „normale“ Schule und Marlene muss sogar um fünf Uhr morgens aufstehen, um mit Schiff und Bahn aus der Welt der Aussteiger und Hippies in die Welt der „anderen“ Menschen zu fahren. Auch das Geld ist knapp, denn beide Eltern verdienen wenig, können kaum mit Geld umgehen und so ist es auch hier Marlene, die mit ihren 11 Jahren in einem Café jobbt und Geld für den Unterhalt der Familie verdient. Immer wieder muss sie jedoch feststellen, dass ihr Geld keineswegs sinnvoll für Lebensmittel oder Kleidung verwendet wird. Daher verwundert es nicht, dass Marlene ein einsames Kind: Anschluss findet sie weder in der Kommune noch in der Schule, trägt sie doch die „falsche“ Kleidung. Als sie dann noch die Möglichkeit bekommt, Prinz Charles kennenzulernen, reagieren die Eltern entsetzt. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Marlenes Eltern werden von Füchsen entführt, die so Marlenes Onkel, einen Gemeinagenten, zwingen möchten, eine Geheimschrift zu entziffern. Marlenes Eltern haben die Adresse vergessen, Marlene reist zwar zum Onkel, dieser fällt jedoch ins Koma, und erst als sie Herrn und Frau Hase, die just in diesem Moment beschlossen haben, Detektive zu werden, trifft, keimt Hoffnung auf.

Hasen bevölkern seit Jahrzehnten die Kinderliteratur, finden sich u. a. in Klassikern wie Alice in Wonderland (von Lewis Carroll), und doch schafft es die kanadische Autorin Polly Horvath, eine eigene und außergewöhnliche Hasengeschichte zu komponieren. Sie entwirft zwei Welten, die Welt der Menschen und die Welt der Tiere, die nach und nach miteinander verbunden werden. Und erneut ist es ein Kind, das die Tiere, jedoch nicht immer die Menschen versteht. Aber im Prinzip sind es drei Welten, die dargestellt werden: Die Welt der Tiere, die Welt der Aussteiger und Hippies und die Welt der „normalen“ Menschen. Erstaunlich ähnlich sind sich dann auch die Welt der Tiere, hier der Hasen, und der „normalen“ Menschen, die beide mit Skepsis die Welt der Aussteiger und Hippies betrachten.

Der Kinderroman greift unterschiedliche Themenfelder auf, zeigt mit Marlene ein kluges, aber auch einsames Kind. Es ist vor allem Herr Hase, der immer wieder ihre Eltern als Erzieher anzweifelt und tradierte Rollenmuster vertritt. Doch diese werden dann wiederum von seiner Frau hinterfragt. Die Komik entlastet die Leserinnen/Leser, so dass die Themen nicht überfordern.

Polly Horvath ist ein großartiger phantastischer (Kinder-)Roman gelungen, der vor allem von der Sprache, den Wortschöpfungen und Sprachspielen lebt und so auch zum Vorlesen geeignet ist. Sie spielt mit Autorschaft, lässt Frau Hase als die eigentliche Autorin auftreten und auch die Erzählperspektiven wechseln.

(Jana Mikota 2014)