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Buch des Monats Januar 2015

Charlotte Inden: Operation 5 minus.

Carl Hanser 2014. 176 Seiten. 13,90€. Ab 12 Jahre. ISBN 978-3-446-24629-4.
„In der nächsten Stunde hatten wir Latein. Auch beim Doktor Birglmaier. In Latein steht der Matze genauso schlecht wie in Mathe. In Latein bemüht sein Vater aber nicht die Heftohrfeigen“. (S. 10)

Matze geht mit seinen Freunden Gogol, Laurenz, Jo sowie dem Grafen auf ein Gymnasium, doch aufgrund schlechter Noten ist januarnicht nur seine Versetzung, sondern auch sein Verbleib auf dem Gymnasium sowie die Freundschaft zu den vier Jungs gefährdet. Mit Nachhilfe allein ist es nicht getan, glaubt Gogol und erläutert ihnen daher seinen Plan: Sie entführen Birglmaiers Tochter mit der Forderung, die Tochter, die sie Schneewittchen nennen, erst freizulassen, wenn Matzes Versetzung geregelt ist. Es liegt nahe, dass die Freunde den Plan zunächst nicht ernst nehmen. Doch Gogol hält daran fest, die Freunde observieren das Mädchen und es ist vor allem Jo, der sich mit ihr anfreundet und immer wieder an der Entführung zweifelt. Daher ist es überraschend, dass die Jungs das Mädchen trotzdem entführen und erst dann entscheiden müssen, was falsch und was richtig ist …

Der Roman, der vor allem an Kästners Das fliegende Klassenzimmer erinnert, ist spannend gestaltet und setzt sich mit Themen wie Freundschaft, Vertrauen und Moral auseinander. Erwachsene kommen am Rande vor und verkörpern unterschiedliche Rollen und Familienkonstellationen. Neben der intakten Familie gibt es auch alleinerziehende oder Großmütter, die die Rolle der Eltern erfüllen müssen. Die Jungen erleben Familie in unterschiedlichen Formen.
Jo tritt als Ich-Erzähler auf und es ist vor allem seine Stimme sowie seine Gedanken, die die Leserinnen und Leser durch die Geschichte begleiten. Er zweifelt früh an der Tat, traut sich aber nicht, seine Zweifel resp. Ängste zu gestehen, merkt aber, dass auch der Graf nicht begeistert ist. Der Graf selbst ist klug, möchte Matze mit Nachhilfe helfen und versucht, Gogol irgendwie umzustimmen. Auch Jo bemüht sich, die Tat zu verhindern und dennoch Matze zu helfen. Mit Genauigkeit zeichnet Inden die unterschiedlichen Jungenfiguren nach, gibt ihnen eine Stimme und deutet auch ihre Beweggründe an, für oder gegen die Tat zu sein.

Die fünf Jungs kommen aus unterschiedlichen Elternhäusern: Jos Eltern sind beide berufstätig und lassen Jo seine Freiräume. Es ist ein intellektuelles Milieu, das entworfen wird und Jo dementsprechend auch beeinflusst. Grafs Eltern dagegen leben nicht mehr und er wächst bei seiner Großmutter, die von Landwirtschaft lebt, außerhalb der Stadt auf. Die Großmutter verkauft Obst und Gemüse auf den Bauermärkten verkauft und entspricht einer alternativen Lebensform, die an die 1970er Jahre erinnert. Laurenz dagegen hat wohlhabende Eltern und es ist vor allem seine Mutter, die Laurenz und seine Freunde verwöhnt. Anders dagegen das Leben von Matze: Gemeinsam mit vier Geschwistern lebt er in einem Neubau, sein Vater schlägt ihn und erwartet zu viel. Matze leidet unter dem Druck im Elternhaus und fürchtet auch deswegen seine Nichtversetzung – zumal der Vater ein erfolgreicher Handwerker ist und möchte, dass sein Sohn sozial aufsteigt. Gogols Eltern betreiben ein Restaurant und verehren seinen älteren Bruder, der erfolgreich ist. Eine Galerie von Bildern schmückt das Restaurant und Gogol leidet unter der Nichtbeachtung. Daraus, so zumindest glauben es Jo und der Graf, resultiert auch seine Wut gegenüber dem Lehrer und sein Wunsch nach Rache. Oberflächlich hat Charlotte Inden einen Schulroman geschrieben, der alltägliche Sorgen aufgreift. Doch nach und nach zeigt sich die Fülle an Themen sowie interxtuellen Aspekten, die den Roman zu etwas Besonderem machen. Es ist vor allem die Freundschaft der Jungs, die liebevoll und mit viel Sensibilität entworfen wird. Es sind unterschiedliche Jungenfiguren mit Sorgen und Ängsten, die sie nicht immer artikulieren können. Aber schließlich ist ihnen klar, dass sie sich aufeinander verlassen können. Und, auch Schneewittchen zeigt Stärke.

Operation 5 minus ist eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die zum Nachdenken anregt und auf Überflüssiges verzichtet. Genau darin liegt auch die Stärke, denn zu oft greifen Jugendromane auf zu viele Themen zurück und überfrachten so die Geschichte. Charlotte Inden erzählt dagegen konzentriert, genau und überzeugend!