Ricarda Rübben
Durch die UN-Behindertenrechtskonvention wurde die nach PISA einzige vom Ausbau des Ganztagsschulwesens abgesehen Strukturreform des deutschen Bildungswesens in allen Bundesländern angestoßen, nach der sonderpädagogische Förderung im Regelfall an der allgemeinbildenden Schule stattfinden soll. Die Umsetzung respektive Verwirklichung dieses Anspruchs stellt u.a. auch das Schulsystem sowie die Einzelschulen vor komplexe Herausforderungen. Insbesondere für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen werden für den Auf- und Ausbau inklusiver Bildungssysteme weitreichende Verschiebungen und Veränderungen ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit diskutiert. Sie erfahren die Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf derzeit überwiegend als Novum; die inklusive Förderung wird offenbar zumal an Gymnasien und bei sog. zieldifferent unterrichteten Schülerinnen und Schülern nicht einfach nur als eine weitere Dimension von Heterogenität der Schülerschaft wahrgenommen, sondern scheint das Selbstverständnis vieler Professioneller tiefer zu berühren. Dieses Selbstverständnis steht im Zentrum der geplanten Studie.
- Im Abgleich mit zahlreichen Überlegungen zu Einstellungen, Wissens- und Handlungsfacetten, die programmatisch darauf verweisen, wie sich der Lehrerberuf verändern muss, um den Anforderungen der Inklusion gerecht zu werden, stellt sich die Frage, wie Lehrerinnen und Lehrer die von inklusiven Schulentwicklungsprozessen ausgehenden Ansprüche tatsächlich subjektiv erfahren und inwiefern diese sich in ihrer beruflichen Identitätsentwicklung niederschlagen. Die geplante Studie ist damit in die berufsbiografische Lehrerforschung einzuordnen.
- Mit dieser Studie sollen Befunde zu Identitätsentwicklungs- und -veränderungsprozessen von Lehrerinnen und Lehrern an Gymnasien, die sich in der mittleren Berufsphase befinden und zu einem Umlernen im Beruf angehalten sind, im Kontext von inklusiver Schulentwicklung vorgelegt werden. Ziel ist die Rekonstruktion von Wahrnehmungs-, Deutungs- und Bearbeitungsmustern, anhand derer sich der fallspezifische Umgang mit den spezifischen beruflichen Anforderungen inklusiven Unterrichts beschreiben lässt.
Ort: AR-NB 0103, Adolf-Reichwein Campus
Veranstalter: Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB), Fakultät II