Nachruf für Prof. Dr. Wilhelm Kleine
Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem ehemaligen Chef Prof. Dr. Wilhelm Kleine, der am 5. November 2025 im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 wirkte er an der Deutschen Sporthochschule Köln als Professor für Sportdidaktik und als Prorektor für Studium, Lehre und Weiterbildung. Ruhestand und Wilhelm Kleine, das passte nie recht zusammen. Als ihn 2012 der damalige Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart an die Universität Siegen rief, um ein QM-System mit dem Ziel der Systemakkreditierung aufzubauen, nahm er die Herausforderung mit der ihm eigenen Energie und Gestaltungsfreude an.
Ein glücklicher Zufall führte uns damals beruflich zusammen: Wir bildeten ein kleines, aber schlagkräftiges Team, das sich - mit Unterstützung der damaligen Prorektoren Mannel und Klein - dem Aufbau des QM-Systems verschrieb. Daraus entstand das Qualitätszentrum Siegen , dessen Leitung Wilhelm Kleine übernahm. Auf seinen Professorentitel gab er wenig, und flache Hierarchien waren ihm wichtig – alle wurden informiert, eingebunden und mitgenommen. Diese Haltung prägte das Miteinander. Fairness war für ihn gelebte Praxis.
Als Mitglied des externen wissenschaftlichen Beirats der Universität Siegen und als Ombudsperson für Studium und Lehre an der DSHS Köln stellte er sich in den Dienst des Dialogs. Er war überzeugt, dass Verständigung und transparente Gespräche Wege eröffnen können. Empathie, Offenheit, Unvoreingenommenheit und die Bereitschaft, sich auch unbequemen Themen zuzuwenden, prägten sein Handeln und machten ihn zu einer anerkannten und geschätzten Stimme innerhalb der Hochschulen. Dieser Ansatz zog sich auch durch das sich stetig entwickelnde QM-System: „Unser QM baut auf Kommunikation und Beratung.“ Das war ihm besonders wichtig. Viel Herzblut steckte er auch in unser Experiment „European Quality Audit“, dessen Vordenker er war. Schlussendlich war der schönste Erfolg für ihn sowie für uns, dass die Universität Siegen 2021 mit dem Experiment systemakkreditiert wurde.
Jenseits seines hochschulischen Engagements erinnern wir uns an Wilhelm Kleine vor allem als Mensch – manchmal ein wenig kauzig, aber immer direkt, konsequent, loyal - und voller Leidenschaft für das Laufen und Autofahren: ein Autonarr, der einen 300-PS-Golf fuhr und der auch schon mal zwecks Fahrertraining die Rennstrecke in Zolder im Porsche GT3RS unsicher machte. Geschwindigkeit war für ihn Lebensfreude - für manchen allerdings ein Abenteuer mit spürbaren Nebenwirkungen, denn drei Runden auf der Rennstrecke genügten für zwei Tage Übelkeit.
Mindestens so ernst wie die Suche nach der Ideallinie nahm er das Laufen: Sein Trainingsplan war strikt und sobald jemand in seiner Nähe hustete oder schnupfte, war er alarmiert. Gesundheit war für ihn Voraussetzung für Leistung. Und der Sicherheitsabstand zum „kränkelnden Individuum“ durfte dann gerne großzügig ausfallen. Bemerkenswert war auch, dass er Treppen konsequent mied und lieber den Aufzug nahm - stets mit dem Hinweis: „Ich habe heute Abend noch meinen langen Lauf. Da kann ich unmöglich Treppen steigen".
Unvergessen bleiben die ab und an verordneten gemeinsamen Mittagspausen im „Ars mundi". Da er meist nur die halbe Portion schaffte, neckten wir ihn gern mit dem Vorschlag eines „Seniorentellers“ – was wir deutlich lustiger fanden als er. Auch die Terminplanung für Besprechungen orientierte sich gelegentlich an der Speisekarte: „Was gibt´s denn heute am Emmy-Noether-Campus?“.
Neben seiner beruflichen und sportlichen Leidenschaft hatte Willi Kleine auch kreative Seiten: Früher spielte er begeistert Saxophon und fand besondere Erfüllung im Schreiben von Gedichten. In seinem Ruhestand wollte er daran anknüpfen. Dass ihm seine Krankheit auf diesem Weg zu früh Grenzen setzte, erfüllt uns mit Traurigkeit. Doch die Erinnerung erzählt von seinem sensiblen Blick auf die Welt, den er nicht jedem offenbarte, der aber tief in ihm war. Wer den Weg in sein Herz fand, wusste, dass sich dort Vertrauen, Loyalität und stille Warmherzigkeit fanden. Dann genügte ein Blick, ein kurzes Nicken (oder bei Sitzungen auch ein Tritt unter dem Tisch), um sich zu verstehen.
Wir nehmen Abschied von einem, der Menschen forderte und förderte, der Ideen nicht nur dachte, sondern lebte. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie sowie allen, die ihm verbunden waren.
Wir werden Wilhelm Kleine dankbar in Erinnerung behalten — als Chef, Mentor, Wegbegleiter und als Willi.
S. Schüler
Es trauern um Wilhelm Kleine...
Dr. Matthias Weipert, Geschichte, Philosophische Fakultät: "Willi Kleine war in zweifacher Hinsicht beeindruckend: als Hochschulmanager mit seiner Klarheit, Kreativität und seinem Durchsetzungsvermögen, und als Kollege in seiner zugewandten, freundlichen, humorvollen und trotz vielleicht manchem rau wirkenden Verhalten sehr sensiblen Art."
Prof. Dr. Franz-Josef Klein, Romanisches Seminar, Philosophische Fakultät: "Der Tod Willi Kleines erfüllt uns Alle mit großer Trauer. Ich selbst war in den Jahren 2010 bis 2016 an der Universität Siegen als Prorektor für Lehre tätig und hatte in dieser Zeit intensiv mit der von Willi Kleine und seinem Team vorangetriebenen Qualitätssicherung zu tun. Seine profunde Sachkenntnis, sein unermüdliches Engagement und auch seine stetige Ansprechbarkeit haben entscheidend zum Erfolg des Projekts, das letztendlich zur Zulassung zur Systemakkreditierung führte, beigetragen. Wir werden den hochkompetenten und sympathischen Kollegen Willi Kleine nicht vergessen."
Ellen Stein, Studiengangsbüro Soziale Arbeit: „In unserer Zusammenarbeit im Qualitätszentrum habe ich Willi Kleine als sehr offenen, fairen und gerechten Chef kennengelernt. Er hat das ganze Team in seine Entscheidungen und Pläne mit einbezogen, so etwas hatte ich in der Vergangenheit noch nie erlebt. Willi war immer für uns alle ansprechbar und es wurde nach Lösungen gesucht, die das ganze Team zufrieden stellten. Ich denke gerne an die gemeinsame Zeit im QZS zurück und werde Willi und seine unverkennbare Art sehr vermissen. Mein Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden.“
Univ.-Prof. mult. Dr. Walter Tokarski, Rektor a.D., Deutsche Sporthochschule Köln: "Ich finde es sehr gut, dass es an der Universität Siegen ein Kondolenzbuch für Wilhelm Kleine gibt. Wilhelm Kleine war in zwei meiner Rektorate der Deutschen Sporthochschule Köln in den Jahren 2003 bis 2011 Prorektor für Studium, Lehre und Weiterbildung. Als solcher hat er die Studienreform unserer Universität mit seinem Team vorgedacht, systematisch geplant und erfolgreich umgesetzt. Wilhelm Kleine war dabei Motor, Mentor und ein immer sensibler Zuhörer. Ohne ihn gäbe es das BA-/MA-System der Deutschen Sporthochschule nicht. Ohne seine persönlichen Anstrengungen und seinen enormen und selbstlosen Einsatz wären die Akkreditierungen der neuen Studiengänge nicht so reibungslos verlaufen. Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit und Gradlinigkeit – aber auch Sensibilität und Wahrhaftigkeit haben ihn ausgezeichnet. Dies nicht nur als Prorektor, sondern in gleichem Maße als Hochschullehrer. Für mich ist er einer der bedeutenden Köpfe der Deutschen Sporthochschule – auch wenn er dies sicherlich von sich weisen würde. Aber immerhin hat er von mir die Silberne Medaille für seine besonderen Verdienste um unsere Universität angenommen, nach anfänglichem Widerstand, dann aber mit Freude und einem gewissen Stolz. Ich trauere um einen großartigen Menschen und tollen Kollegen."
Carolin Voigt, Stabsstelle Informationsicherheit & Datenschutz: "Für mich war Wilhelm Kleine ein außergewöhnlicher Kollege. Seine Geradlinigkeit, seine freundliche Unverblümtheit und sein leiser, feinsinniger Humor bleiben in Erinnerung. Die Nachricht von seinem Tod bewegt mich sehr. Gute Reise Willi, und allzeit freie Bahn!"
Ulf Richter, Kanzler, Universität Duisburg-Essen: "Die traurige Nachricht vom Tod von Professor Kleine hat mich sehr betroffen gemacht. Er war für mich ein inspirierender Gesprächspartner, der ein klares Verständnis von Qualitätsmanagement in Universitäten hatte und ebenso ein klares Bild, wie dieses in einer Organisation verankert werden muss, damit es seine Wirkung erzielen kann. Professor Kleine hat einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eben dieses QM in der Universität Siegen geleistet. Dafür gilt ihm großer Dank und Anerkennung. Und es wird über seine Zeit hinaus bleiben. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und den Angehörigen. R.I.P."
Prof. Dr. Volker Stein, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, WiWi Fakultät: "Ich bin sehr traurig darüber, dass Wilhelm Kleine verstorben ist. Ich lernte ihn im Rahmen meiner Mitverantwortung für das Qualitätszentrum Siegen als einen Kollegen kennen und schätzen, der mit seinem außergewöhnlichen Engagement, seiner Kreativität und tiefer Professionalität die Qualitätssicherung an unserer Universität nachhaltig geprägt hat. Er war eine treibende Kraft beim Aufbau eines umfassenden Qualitätsmanagementsystems, das weit über das Übliche hinausging – gerade weil er immer ein Stück weiter dachte, als es im Grunde erforderlich gewesen wäre: in Richtung Vernetzung von Akteur*innen, in Richtung einer europäischen Perspektive und in Richtung aktiver Beteiligung aller Betroffenen. Er war überzeugt, dass Qualität mehr ist als ein administrativer Prozess. Er förderte eine lebendige Qualitätskultur – eine, die zum Nachdenken, Mitgestalten und Weiterentwickeln einlädt. Wir sehen mittlerweile immer deutlicher: Seine Spuren bleiben. In den Strukturen, die er aufgebaut hat, und in den Menschen, die mit ihm gearbeitet haben."

