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11. Tertullian über die Verfolgung der Christen
11. Tertullian über die Verfolgung der Christen
a) apol 40
Si Tiberis ascendit in moenia, si Nilus non ascendit in
arva, si coelum stetit, si terra movit, si fames, si lues,
statim CHRISTIANOS AD LEONEM. Tantos ad unum? Oro vos, ante
Tiberium, id est ante Christi adventum, quantae clades orbem et
urbem ceciderunt? Legimus Hieran, Anaphen et Delon et Rhodon et
Co insulas multis cum millibus hominum pessum abiisse. Memorat
et Plato majorem Asiae et Africae terram Atlantico mari
creptam. Sed et mare Corinthium terrae motus ebibit, et vis
undarum Lucaniam Italiae abscissam in Siciliae nomen relegavit.
Haec utique non sine injuria incolentium accidere potuerunt.
Ubi vero tunc, non dicam deorum vestrorum contemptores
christiani, sed ipsi dii vestri, cum totum orbem cataclysmus
abolevit, vel ut Plato putavit, campestre solummodo?
Posteriores enim illos clade diluvii contestantur ipsae urbes,
in quibus nati mortuique sunt, etiam quas condiderunt; neque
enim alias in hodiernum manerent, nisi et ipsae postumae cladis
illius. Nondum judaeum ab Aegypto examen Palaestina susceperat,
nec jam illic christianae sectae origo consederat, quum
regiones affines ejus Sodoma et Gomorra igneus imber exussit.
Olet adhuc incendio terra, et si qua illic arborum poma
conantur, oculis tenus, aeterum contacta cinerescunt. Sed nec
Tuscia jam tunc atque Campania de Christianis querebatur. quum
Volsinios de caelo, Tarpeios de suo monte perfudit ignis. Nemo
adhuc Romae Deum verum adorabat, cum Annibal apud Cannas
Romanos annulos, caedes suas, modio metiebatur. Omnes dii
vestri ab omnibus colebantur, cum ipsum Capitolium Senones
occupaverunt. Et bene, quod si quid adversi accidit urbibus,
eaedem clades templorum quae et moenium fuerunt, ut jam hoc
revincam, non a deis evenire, quia et ipsis evenit.
Quelle: Tertullianus, Quintus Septimius Florens, Opera
omnia I. (= Patrologiae cursus completus : [Patrologia latina]
1) Paris 1844, 479-485
b) apol 7
Dicimur sceleratissimi de sacramento infanticidii, et pabulo
inde, et post convivium incesto, quod eversores lumium canes,
lenones scilicet, tenebrarum et libidinum impiarum inverecundia
procurent. Dicimur tamen semper, nec vos quod tam diu dicimur
eruere curatis. Ergo aut eruite, si creditis, aut nolite
credere, qui non eruistis. De vestra vobis dissimulatione
praescribitur, non esse, quod nec ipsi audetis eruere. Longe
aliud munus carnifici in Christianos imperatis, non ut dicant
quae faciunt, sed ut negent quod sunt.
Quelle: Tertullianus, Quintus Septimius Florens, Opera
omnia I. (= Patrologiae cursus completus : [Patrologia latina]
1) Paris 1844, 306f.
a) apol 40
Wenn der Tiber bis in die Stadtmauern steigt, wenn der Nil
nicht bis über die
Feldfluren steigt, wenn die Witterung nicht umschlagen will,
wenn die Erde bebt, wenn es eine Hungersnot, wenn es eine
Seuche gibt, sogleich wird das Geschrei gehört: "Die Christen
vor den Löwen!" So viele vor einen?! Ich bitte euch, wie viele
Kalamitäten haben nicht schon vor Tiberius, d. h. vor der Ankunft Christi, den
Erdkreis und die Stadt betroffen? Wir lesen, daß die Inseln
Hiera, Anaphe, Delos, Rhodus und Cos mit vielen tausend
Menschen zugrunde gegangen sind. Auch berichtet Plato, daß ein
Land größer als Asien oder Afrika vom Atlantischen Meere
verschlungen sei. Ein Erdbeben hat das korinthische Meer
entleert, und die Macht der Wogen Lucanien abgerissen und unter
dem Namen Sizilien abgesondert. Das alles konnte natürlich
nicht ohne großen Schaden für die Bewohner geschehen. Wo waren
damals, als die große Flut den ganzen Erdkreis, oder doch, wie
Plato meint, das niedere Land vertilgte, ich will nicht fragen,
die Verächter eurer Götter, die Christen, sondern sie selber,
eure Götter? Denn daß sie einer späteren Zeit angehören als die
Not der großen Flut, das beweisen eben die Städte, in welchen
sie geboren sind und gelebt haben, sowie auch diejenigen, die
von ihnen gegründet wurden. Denn nur dann, wenn sie nach jener
Kalamität entstanden sind, konnten sie bis zum heutigen Tage
bestehen.
Noch hatte Palästina den aus Ägypten ausziehenden Schwarm der
Juden nicht aufgenommen, noch hatte sich dort nicht jenes Volk,
aus dem die christliche Genossenschaft entsprungen ist,
niedergelassen, als schon daran anstoßende Gegenden, Sodoma und
Gomorrha, durch einen Feuerregen versengt wurden. Die Erde
riecht jetzt noch brennerig, und wenn dort etwa Baumfrüchte zu
wachsen versuchen, so sind sie nur zum Ansehen, angerührt aber
zerfallen sie zu Asche. Auch Etrurien und Kampanien hatten sich
noch nicht über das Vorhandensein von Christen zu beklagen zu
der Zeit, als Vulsinii vom Himmel und Pompeji von seinem Berge
mit Feuer überschüttet wurde. Niemand betete noch zu Rom den
wahren Gott an zur Zeit, als Hannibal bei Kannä die römischen
Ringe infolge des von ihm angerichteten Gemetzels mit dem
Scheffel maß. Zur Zeit, als die Senonen das Kapitol selbst
eingenommen hatten, wurden ausschließlich eure sämtlichen
Götter von allen verehrt.
Gut ist es nur, daß, so oft irgendeiner Stadt ein widriges
Geschick zugestoßen ist, auch die Tempel von demselben Unheil
wie die Stadtmauern getroffen wurden, so daß ich auch noch das
hinzubeweise, daß diese Geschicke nicht von jenen herrühren
können, die selbst von ihnen in gleicher Weise betroffen
wurden.
Quelle: Tertullian: Apologetische, Dogmatische und
Montanistische Schriften. Übersetzt von Heinrich Kellner (BKV
24) Kempten/München 1915, 493f.
b) apol 7
Wir werden große Verbrecher genannt wegen des im Kindermord
bestehenden Geheimkultus und des davon bereiteten Mahles und
der auf das Mahl folgenden Blutschande, zu der die Hunde, die
das Licht umstürzen, als Kuppler der Finsternis zur
Beschwichtigung der Scheu über die ruchlose Lust uns die
Gelegenheit bereiten. Man sagt uns das in einem fort nach, und
doch sorgt ihr nicht dafür, gerichtlich das zu ermitteln, was
man uns schon so lange nachsagt. Folglich ermittelt es
entweder, wenn ihr es glaubt, oder glaubt es nicht, wenn ihr es
nicht ermittelt! Eure eigene Nachlässigkeit erhebt gegen euch
die Prozeßeinrede, daß gar nicht existiere, was ihr nicht zu
ermitteln wagt. Ihr stellt dem Folterknecht eine ganz andere
Aufgabe bei den Christen: sie sollen nicht sagen, was sie tun,
sondern verleugnen, was sie sind.
Quelle: Tertullian: Apologetische, dogmatische und
montanistische Schriften. Übersetzt von Heinrich Kellner (BKV
24) Kempten/München 1915, 403f.