Forschung
Forschungsprofil
Professur für Anthropologie, Kultur- und Sozialphilosophie
Das Kerngebiet der Professur liegt in der kritischen Reflexion der vielfältigen Formen menschlichen Wissens und Weltverstehens. Unterschiede, ja Gegensätze zeigen sich nicht nur zwischen so unterschiedlich organisierten Verstehensweisen wie der Technik, der Ökonomie und dem Mythos. Auch zwischen strukturell sehr ähnlichen Verständnissen der Welt, wie sie sich etwa in verschiedenen Religionen finden, kann es zu konfliktträchtigen Gegensätzen kommen. Dabei geht es nie nur um die Frage nach einer mit Wahrheitsansprüchen verbundenen Erkenntnis, sondern immer auch um lebenspraktische und ethische Konsequenzen des jeweiligen Weltverständnisses.
Eine kritische Philosophie sucht die Möglichkeitsbedingungen, Reichweite und Grenzen jedes menschlichen Weltverstehens zu bestimmen. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Verhältnisbestimmung verschiedener Formen des Weltverstehens und zur möglichen Beilegung der zwischen ihnen aufbrechenden Konflikte.
Eine solche Reflexion ist nur möglich, wenn sie einerseits mit der philosophischen Tradition in deren Breite vertraut ist und andererseits die aktuell in Frage stehenden Wissensformen präzise in den Blick nimmt.
Die Professur am philosophischen Seminar der Universität Siegen nutzt vor allem drei philosophische Fachgebiete, um das hier skizzierte Forschungsziel zu erreichen:
- die Kulturphilosophie, wie sie maßgeblich von Ernst Cassirer begründet wurde, sich seit dem späten 19. Jahrhundert aber in zahlreichen Ansätzen entfaltet hat – von der so genannten Lebensphilosophie der 1920er und 1930er Jahre über die Kritik an der europäischen Moderne bis hin zur interkulturellen Philosophie der Gegenwart;
- die Sozialphilosophie, soweit sie sich mit der Grundfrage befasst, wie weltanschaulich plurale, freiheitliche Gesellschaften die Anerkennung von Pluralität mit der Verbindlichkeit fundamentaler Regeln des Zusammenlebens zu verbinden ist. Das Spektrum der hier zu berücksichtigenden Positionen reicht von Hobbes und Locke über die politischen Theorien aus der Zeit des Ost-West-Konflikts bis zu den aktuellen Entwürfen von Rawls, Habermas, Nussbaum und vielen anderen;
- die Anthropologie, die die Frage nach dem Menschen und seinem Selbstverständnis von den frühen Religionen bis in die neueste mind-brain-Debatte denkbar unterschiedlich beantwortet. In ihr wird, wie in wohl keinem anderen Gebiet der Philosophie, die enge Verbindung deutlich, die zwischen einem bestimmten Verständnis der Welt und des Menschen auf der einen und den jeweiligen Vorstellungen von einem „guten Leben“ besteht.
Eine breite interdisziplinäre Kooperation ist für ein so konturiertes philosophisches Denken unverzichtbar. Denn die philosophische Reflexion ist ja selbst Teil jener Vielfalt, die sie untersucht und die sie nur im ständigen Austausch zu erfassen vermag.
Aktuelle Forschungskooperationen
- Hans Jonas Institut
- Hans Jonas Verein
https://www.hans-jonas-zentrum.de/home.html
- Offenes Jonas-Portal des Rombach Verlags
https://blog.rombach-verlag.de/tag/hans-jonas/
- Jonas-Archiv Konstanz
http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/philarchiv/bestaende/Jonas.htm
- Internationale Ernst Cassirer Gesellschaft