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Projektbeschreibung

 


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Dabei wurde die Frage beantwortet „Wie schaffen die das eigentlich?“ Daran schließt die Frage an: „Welche Formen von Unterstützungen benötigen Pflegeeltern, damit sie die notwendigerweise auftretenden Schwierigkeiten bewältigen können?“ oder in der Sprache der Dienstleistungsgesellschaft formuliert „Welche Dienstleistungen durch professionelle BeraterInnen, welche finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen benötigen sie?“ Diese Fragen sollen hier systematisch empirisch untersucht werden. Sie können damit eine nachweisbare Gültigkeit für das untersuchte Feld beanspruchen.

Wie die Gespräche mit Pflegeeltern immer wieder illustrieren, macht den Pflegeeltern das Leben mit den Pflegekindern natürlich auch Freude - die Kinder können ihr Leben bereichern. Das kann man theoretisch als Sinnkonstruktionen betrachten: Wenn wir etwas als sinnvoll erleben, können wir erstaunliche Belastungen aushalten; wenn erhebliche Zweifel am Sinn einer Aufgabe entstehen, werden wir verletzbar. Deswegen soll der Blick nicht nur auf die Schwierigkeiten gerichtet werden, sondern auf die Balance von Schwierigkeiten und Problemen einerseits und Unterstützungsleistungen und Ressourcen andererseits.

Die Untersuchung hat folgende Elemente:

Pflegemütter und Pflegeväter wurden gebeten, über ihre Erfahrungen als Pflegeeltern zu erzählen: von der ersten Idee, ein Pflegekind aufzunehmen, über die Aufnahme, die vielfältigen Erfahrungen in der Betreuung bis ggf. zum Ende der Betreuung. Die Pflegeeltern wurden also als Experten ihrer eigenen Lebenserfahrungen befragt und gebeten, diese Erfahrungen zu erzählen.

Es wurden 87 Pflegefamilien per Fragebogen erreicht; 64 Pflegemütter und Pflegeväter aus 40 Pflegefamilien wurden persönlich befragt. Diese Interviews wurden in Teilen transkribiert, vollständig anonymisiert und ausführlich ausgewertet.

 

Die Auswertung erfolgte mit folgenden Fragen:

  • Welche Aufgaben, Probleme und Belastungen beschreiben die Frauen und Männer? Dabei soll differenziert werden nach Erfahrungen von Frauen und Männern (über die Pflegeväter gibt es bisher nur äußerst wenig Untersuchungen),
  • nach Belastungen bezogen auf die eigene Person,
  • aber auch auf z.B. Belastungen ihrer leiblichen Kinder, die die Pflegeeltern wahrnehmen und die ihnen das Leben vielleicht schwer machen,
  • und nach dem Profil der Belastungen im Verlaufe des Pflegeverhältnisses (Welche Belastungen treten insbesondere in welchen Phasen auf?).
Geordnet wurden diese Erfahrungen nach Belastungsquellen (z.B. das medizinische System, die Kosten bewilligenden Stellen, die Schule und was darüber hinaus noch Belastungen produziert hat). Was hat den Pflegeeltern die Bewältigung dieser Probleme erleichtert? Schließlich wurden die beiden Teile zusammen betrachtet (Synthese): Wie stellen die Pflegemütter und Pflegeväter immer wieder eine Balance zwischen Belastungen und Ressourcen her? Was stützt oder gefährdet ihre Sinnkonstruktionen?

Die Ergebnisse wurden in einer übersichtlichen Form aufbereitet und mit den BeraterInnen und den Pflegeeltern selbst diskutiert und gedeutet. Auf der Basis dieser interpretierten Ergebnisse wurden Schlussfolgerungen vorgeschlagen, die im Rahmen einer öffentlichen Abschlussveranstaltung, eines praxisnahen Abschlussberichtes und weiteren Publikationen (Monographie und Beiträge in Fachzeitschriften) veröffentlicht wurden.

Eine solche Untersuchung erweitert unser Wissen über die Belastungen von und die notwendigen Ressourcen für Pflegemütter und Pflegeväter deutlich. Dieses Wissen kann nun für eine wirksame Unterstützung und Beratung von Pflegeeltern genutzt werden. Wir halten dies für einen seriösen Weg, die Wirksamkeit professioneller Interventionen zu erhöhen: In einer auf sorgfältiger Empirie gründenden und differenzierte Ergebnisse nutzenden (weiteren) Verbesserung der Passung von Unterstützung und Bedarf. Dieser Anspruch geht über die klassische Evaluation hinaus.

Die Ergebnisse können über die Arbeit der Diakonie Düsseldorf hinaus für die Unterstützung und Beratung von Pflegeeltern genutzt und verbreitet werden. Ausgehend von der besonders anspruchsvollen Tätigkeit der Betreuung von Kindern mit schweren Behinderungen und manchmal begrenzter Lebenserwartung, kann so das Spektrum an familialen Betreuungsformen grundsätzlich erweitert werden. Dies gilt für Hilfen nach §33 SGB VIII, aber auch für Erziehungsstellen nach §34 SGB VIII.

Schließlich können die Ergebnisse der Untersuchung gegenüber den Kostenträgern und im politischen Raum verwendet werden, um die Notwendigkeit von spezifischen Leistungen für Pflegeeltern zu begründen und zu legitimieren. Auch die politisch Verantwortlichen können ihre, dann möglicherweise geänderten Prioritäten, wissenschaftlich abgesichert begründen.