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Die Bibel beschreibt das Böse und die Gewalt als menschliche Realität

Prof. Dr. Georg Plasger: „Setzt sich Kirche erst gegen die Ausübung von Gewalt ein, seit sie nicht mehr an der Seite des Staates steht oder Mehrheit ist?“

„Das Christentum – Ursache für Gewalt oder Religion für Friedensstifter?“ Diese Frage stellte und beantwortete in Thesen Prof. Dr. Georg Plasger. Der evangelische Theologe der Universität Siegen mit Lehrstuhl für systematische und ökumenische Theologie war zu Gast bei Forum Siegen. Die Herrschaft Kaiser Konstantins (ab 313), auch der Große genannt, stellt für die christliche Religion insgesamt und für ihr Zusammenwirken mit dem römischen Staat ganz besonders einen Wendepunkt dar. 311 starb Galerius, der ohne Nachfolger blieb. Konstantin wollte das Reich allein regieren. Um sein Ziel zu erreichen, zog er im Jahr 312 nach Rom, das damals hinter dicken Festungsmauern lag. Nach einer legendären und eigentlich aussichtslosen Schlacht an der Milvischen Brücke siegte er mit seinen Truppen gegen seinen Konkurrenten und Schwager Maxentius. Vor dem Kampf soll Konstantin eine Vision gehabt haben. Demnach sei ihm am Himmel das Kreuz erschienen, das er daraufhin auf die Fahnen seiner Truppen aufbringen ließ. Nach dem Sieg soll Konstantins sich auf den Christengott berufen haben. In jedem Fall hatte Konstantin einen seiner härtesten Konkurrenten besiegt und musste sich die Macht von 313 an nur noch mit Licinius teilen, der über das oströmische Reich herrschte. Mit der „Konstantinischen Wende“ wurde das Christentum Staatsreligion. Gewalt ging dabei mit der Umsetzung des christlichen Glaubens einher.

Auch im Mittelalter war das Verhältnis zwischen Staat und Kirche nicht immer spannungsfrei. Plasger erinnerte an den Gang zu Canossa Heinrichs IV. im Rahmen des Investiturstreits – steht dem Kaiser die Krone durch die Gnade Gottes oder das Schwert zu. Luther und die Reformation stützten sich zu deren Durchsetzung auf die Fürsten. „Thron und Altar“ – die Kaisertreue der Ev. Kirche war in Preußen sprichwörtlich und nach 1918 verantwortlich für eine Kirchenkrise. Die Verbindung der katholischen Kirche zum Staat war zu dieser Zeit weniger eng. Wegen dieser Bindung zwischen Thron und Altar wählten viele Christen Adolf Hitler und die NSDAP.

Der Kirche als Urheberin von Gewalt galt ein weiterer Vortragsabschnitt. 1095 rief Papst Urban II. zum 1. Kreuzzug zur Befreiung Jerusalems auf. Die Zeit der Kreuzzüge dauerte bis ins 14. Jahrhundert hinein. Innerkirchlich wurden später Kritiker wie Waldenser, Katharer und Hugenotten bekämpft, der Täufer Felix Manz beispielsweise im Fluss Limmat ertränkt. Plasger: „Es gab Zustimmung zu Gewalt gegen Andersdenkende.“ Auch die Hexenverbrennungen führte der Theologe an. Sie waren theologisch begründet, Hexen übten schwarze Magie aus und seien Dienerinnen des Teufels. Der 30-jährige Krieg zwischen 1618 und 1648 verwüstete große Teile Europas. Plasger: „Die Kirche hat über Jahrhunderte hinweg Gewalt legitimiert oder gar ausgeführt.“ Er warf eine Frage auf: „Setzt sich Kirche erst gegen die Ausübung von Gewalt ein, seit sie nicht mehr an der Seite des Staates steht oder Mehrheit ist?“

Vielen gilt das Alte Testament als archaisch. Legitimiert das Alte Testament Gewalt? Dieser Fragestellung ging der Referent nach. Bekannt ist der Brudermord von Kain an Abel. Er kennzeichnet den Menschen als Gewalttäter. Aber auch Gott übt als Strafender Gewalt aus. Beispiele sind die Sintflut und Sodom und Gomorrha. Auge um Auge, Zahn um Zahn indes gilt als Postulat des Maßhaltens, für ein Auge darf auch nur ein Auge gefordert werden. Insgesamt, so Plasger, komme das Alte Testament weder besonders blutrünstig noch besonders friedfertig daher. Eschatologisch hoffe das Alte Testament auf ein Friedensreich ohne Gewalt. Eine „steile These“ hatte Plasger dabei: Vielleicht stehe die Geschichte des Alten Testaments eschatologisch für den Einsatz Gottes gegen die von Menschen begangenen Gewalttaten. Es zeige einen Gott, der gegen das Böse kämpfe und es letztlich überwinde.

„Er ist unser Friede – Jesus Christus und das Neue Testament“. Plasger: „Wie der historische Jesus war, wissen wir nicht.“ Texte erzählten, Jesus habe gesagt, dass man Friedenstifter selig preisen solle, dass man seinen Nächsten lieben solle wie sich selbst, dass er die Jünger davon abgehalten habe, mit Gewalt gegen die vorzugehen, die ihn verhafteten. Jesus habe Gewalt erlitten, von der Verfolgung durch König Herodes bis hin zum Tod am Kreuz. Als Auferstandener wird Jesus Christus als „unser Friede“ bezeichnet. Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde ohne Tränen geben.

Mit Thesen und Schlussfolgerungen schloss Plasger seinen Vortrag. Hier einige Aspekte. • Die Bibel insgesamt beschreibt das Böse und die Gewalt als menschliche Realität. • Die Bibel beschreibt die Ausmerzung des Bösen in der Welt als letztlich Gottes Sache, das die Menschen überfordere. • Deshalb bedürfe es immer wieder religionskritischer Überlegungen. Nehme die Kirche die Sache selbst in die Hand, werde es brenzlig (siehe Kreuzzüge gegen das Böse, Andere bekehren wollen). Es werde zu wenig zwischen Gott und Christentum unterschieden. • Kirchen wissen um den Staat und brauchen ihn. Auch unter Androhung und Ausübung von Gewalt sorgt der Staat für Recht und Frieden. • Weil die Christen um den Friedensfürsten und seine große Verheißung wissen, dürfen sie beten. • Einsätze für Friede und gegen Gewalt führen auch in der Christenheit zu unterschiedlichen Konsequenzen. Die einen können kriegerische Einsätze gegen Gewalt noch rechtfertigen, die anderen sehen dann Grenzen schon überschritten. Plasger: „Wichtig ist immer wieder neu die Suche nach Wegen, Gewalt zu minimieren.“ • Das Christentum ist allzu oft Ursache von Gewalt gewesen. Der christliche Glaube aber setzt in seinem Zentrum auf den Friedensfürsten.