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Musik vertieft den Text anschaulich

Musica Sacra und Musica Poetica – die Musik hat Grammatik und Vokabular

Die „Musik als Sprache der Kirche“ zu verstehen, bedarf des Wissens. Dieses zu vermitteln, dazu hatten sich Forum Siegen als öffentliche Vortragsreihe der Universität Siegen, Kirchenmusikdirektor Ulrich Stötzel, Bach-Chor und Peter Scholl an der Orgel zusammengetan. Sängerinnen, Sänger und der Organist musizierten; Ulrich Stötzel hatte die Leitung inne und erläuterte die vier zur Aufführung gebrachten Werke. Prof. Dr. Gregor Nickel – Mitglied des Bach-Chors und des wissenschaftlichen Boards von Forum Siegen, begrüßte die Gäste in der Siegener Martinikirche zur Veranstaltung, die eigentlich fürs Wintersemester konzipiert war und nun zu Beginn des Sommersemesters nachgeholt wurde.

Zwei Trauermusiken standen während des ersten Veranstaltungsteils auf dem Programm. Heinrich Schütz‘ (1585-1672) „Herr, wenn ich nur dich habe“ und Johann Sebastian Bachs (1685-1750) „Komm, Jesu, komm“. Mit der Renaissance, der Rückbesinnung auf Kunst und Wissenschaft der Antike, erfuhr die Musikpraxis einen immensen Entwicklungsschub. Die Musik wurde wieder Bestandteil des Kanons der sieben freien Künste. Im Zusammenspiel von Reformation und Renaissance setzte Martin Luther die Musica Sacra als Predigt ein. Die Ausgestaltung der Musikrhetorik fand orientiert an der klassischen Sprachrhetorik statt. Um Rhetorik geht es auch bei der Musica Poetica – der Klangrede. Schönes wird schön vertont, Unschönes unschön.

Schütz komponierte die Motette „Herr, wenn ich nur dich habe“ 1636 zur Beisetzung des Fürsten Heinrich Posthumus Reuß auf der Basis einer vom Fürsten erstellten Sammlung von Liedtexten und Bibelversen. Die Musik vertieft den Text anschaulich. Die Anrufung beispielsweise wird zur rhetorischen Figur. Der Sopran setzt einen Takt später ein. Das Anliegen wird als Emphasis gesteigert. „Der Schluss will in A-Dur fast in die Euphorie des Glaubens versetzen“, so Stötzel.

Bei Bach besitzt jeder Textabschnitt neue Motive. „Komm, Jesu, komm“ wurde bereits von Johann Schelle bearbeitet und möglicherweise 1730 anlässlich der Trauerfeier seiner Witwe als doppelchörige Motette aufgeführt. Doppelchörige Aufführungen waren nur bei Trauerfeiern möglich, da die Chöre ansonsten in unterschiedlichen Kirchen Dienst taten. Mithilfe der Doppelchörigkeit erfolgt die Steigerung der Dramatik. Die Motette beginnt mit einem dreimaligen „Komm“ als rhetorisches Portal. Der saure Weg, der zum Tod führt, basiert auf dem Lamentobass und dem Sprung in eine Dissonanz.

Nach der Pause: Felix Mendelsohns (1809-1847) „Warum toben die Heiden“ und John Rutters (*1945) „Te deum“. Mendelssohn war preußischer Generalmusikdirektor. Der König mochte a capella, Mendelssohn vertonte in den 1830er Jahren Psalm 2 als Motette für achtstimmigen Doppelchor und Solisten mit ganz ausgefallener Dynamik. Rutter als Vertreter der Moderne setzte in seinem „Te Deum“ die Orgel auch als Posaunenersatz ein. Stötzel: „Musikalisch erschafft er die Idee eines himmlischen Empire und will damit über die Kirche hinaus weisen.“ Rhythmuswechsel, Gegenrhythmen, ein ständiges aus dem Rhythmus-Genommen-Werden prägen das Werk.