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Thomas Hohn

Jennifer Tomandl

Greenpeace und Bildung – eine Ermutigung zum Handeln

Seit 2015 ist Thomas Hohn als politischer Kampaigner Teil des Bildungsteams von Greenpeace. Damals stand die Umsetzung des Weltaktionsprogramm BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) im Raum. Um Bildung gemeinsam angehen zu können, wurde entschieden, ein Bündnis aus vielen verschiedenen Organisationen zu gründen. So entstand das Bündnis ZukunftsBildung, welches Thomas Hohn koordiniert. Seine Arbeit beinhaltet die Beschäftigung mit der Idee von klimaneutralen Schulen und der Erstellung von innovativen Bildungsmaterialien und ebenso Projekte, in denen Schüler*innen wirklich etwas umsetzen können. Zudem hält er Kontakt zu Regierungen von Bund und Ländern mit dem Ziel, konkrete Fortschritte in der deutschen Umweltbildungspolitik zu erreichen. Neben seiner Arbeit für Greenpeace begleitet Hohn auch schon lange die Philosophie. Er studierte von 1990-1994 Philosophie mit Schwerpunkt im Mittelalter sowie Psychologie und Religionswissenschaften an der Universität Siegen. Auch heute spielt die Philosophie noch eine bedeutende Rolle in seinem Leben.

Miteinander anstatt Gegeneinander

Kein Tag gleicht dem anderen. Die Arbeit von Thomas Hohn als Kampaigner bei Greenpeace ist sehr vielfältig. Gemeinsam mit anderen Akteuren werden innovative Schritte gegangen. Aktuell beschäftigt sich Hohn beispielsweise mit der effektiven Nutzung von Virtual Reality in Bildungsräumen. Das Zusammenspiel zwischen der Vermittlung von umweltbewussten Handeln und Digitalität ist für Thomas Hohn ein wichtiger Aspekt. Schule müsse moderner werden. Nach ersten Überlegungen und der praktischen Umsetzung in Schulen schließt die Arbeit auch eine gründliche Evaluation der Ideen ein. Welche Überlegungen müssen wieder fallen gelassen werden? Auf welchen kann man weiter aufbauen? Neben dem Engagement in solchen Projektgruppen ist Hohn auch Mitglied in vielen Gremien, untypisch für Greenpeace. Doch es gibt einen Grund für die stetige Zusammenarbeit mit anderen. Hohn sieht hier die Möglichkeit, direkt mit Entscheidungstragenden ins Gespräch zu treten. Diesen Aspekt findet er sehr zentral für das Bildungskampainging: „Es geht eher um ein miteinander als um ein gegeneinander, das ist schon spannend.“ Manchmal trifft er sich mit Parlamentariar*innen im Bundestag oder er wird als Experte geladen. Auch mit Ministerien sowie vielen zivilgesellschaftlichen Organsiationen steht er im Kontakt. Es ist sehr viel Netzwerkarbeit mit verschiedensten Akteur*innen und Menschen, die sich engagieren. Diese starke Zusammenarbeit sei besonders im Bildungsbereich wichtig, da hier das Ziel sei, einen gemeinsamen Zukunftsplan für die Bildung zu stricken. Jede Expertise könne etwas beitragen und wenn verschiedene Perspektiven aufeinandertreffen, muss eben intensiv miteinander geredet werden. Diese Art der Kommunikation, die für die Bildungsarbeit einen größeren Spielraum bei verschiedenen Perspektiven zulässt, ist jedoch nicht bei allen, für Greenpeace relevanten Themen und Aktionen, möglich. Daher wird in der Regel nicht auf lange Sicht mit Organisationen zusammen gearbeitet. Und wenn sich etwas für Greenpeace als nicht vertretbar darstelle, wird sich ganz unmissverständlich dagegen positioniert: „Man muss das deutlich sagen und deutlich dagegen vorgehen“.

„Es sieht furchtbar aus, wenn man die Zahlen betrachtet, aber wir sind noch an dem Punkt, dass wir steuern können!“

Für Hohn sind die globalen Treffen wie die vor Kurzem stattgefundene Klimakonferenz in Ägypten ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung der Klimakrise. Es müsse bedacht werden, dass auch das Pariser Abkommen bei einem solchen Treffen entstanden sei. Natürlich sei eine solche Konferenz von Teilerfolgen geprägt und manchmal auch von enttäuschenden Ergebnissen, auch aus der Sicht von Greenpeace. Das Wichtige sei jedoch, den Kontakt nicht zu verlieren und international im Gespräch zu bleiben. „Manchmal ist es nur der moralische Druck, der eine Wirkung erzielt.“ Und auch junge Menschen motiviert Hohn, nicht in ihrer Angst gefangen zu sein, sondern zu handeln. Die Wichtigkeit, politisch aktiv zu sein, ist ihm ein großes Anliegen.

Die Lösung ist ein Generationenvertrag, es geht nur gemeinsam!

Besonders wichtig ist für Hohn die Beteiligung. „Partizipation ist für BNE eines der Kernhandlungsfelder. Ich glaube, dass wir die nächste Generation noch viel zu wenig beteiligen und an den Tisch holen.“ Jungen Menschen lege man zu viele Steine in den Weg, sei es in der Schule oder auch das Fehlen öffentlicher Förderung. Hohn bezieht sich hier auch auf eine Aussage der Vereinten Nationen: „Ziel ist es, Menschen zu befähigen, sich selbst und die Gesellschaft, in der sie leben, zu gestalten.“ Im schulischen Kontext sei es wichtig, dass Lehrkräfte und ihre Schüler*innen in den Austausch treten. Hohn verweist hier beispielhaft auf die Bildungsmaterialien von Greenpeace zu Demokratie, Klima und Wahlen. Hierzu zählt auch ein darin enthaltenes Generationenspiel, welches Raum für einen Austausch eröffnet. Schüler*innen können hierdurch erfahren, welche gesellschaftspolitischen Themen die Generation ihrer Lehrkräfte früher bewegt haben und wofür sich diese politisch engagierten. Wichtig für Hohn ist es zu vermitteln, dass das Ziel nicht darin liegt, die gleichen Ansichten und Perspektiven zu erzeugen, sondern die Schüler*innen zu befähigen, politisch und demokratisch zu handeln: „Wenn sie Demokratie nicht kennenlernen und fühlen lernen, wie sollen sie dann demokratisch agieren?“

Nachhaltige Entwicklungen sind eine Querschnittsaufgabe!!

Greenpeace vertritt eine konkrete Position zur Umsetzung der Nachhaltigkeit in Schulen. Auch wenn manchmal der Wunsch von außen geäußert wird, Nachhaltigkeit als eigenen Schulfach zu etablieren, sei der richtige Weg, diese Thematik in allen bestehenden Schulfächern sichtbar zu machen. So könne der Englischunterricht das Thema gut behandelt, aber auch die Naturwissenschaften bieten eine gute Plattform für nachhaltige Gedanken. Thomas Hohn sieht einen weiteren Anhaltspunkt jedoch auch als wichtig an. Er spricht sich für eine fächerübergreifende Lernumgebung aus, in der vertiefteres Lernen möglich ist. „So muss man eben nicht Fragen abarbeiten, die ich als Jugendlicher nie gestellt habe, sondern Fragen, die mich selbst antreiben. Es ist wichtig, Lösungen zu entwickeln, um dann durch das Aneignen von eigenem Wissen ins Handeln zu kommen.“ Für seine persönliche Herangehensweise des gesellschaftspolitischen Denkens spielt für Hohn auch die Philosophie eine besondere Rolle: „Philosophie ist so spannend, weil es wirklich das sehr stringente logische Denken fördert und schult, genau hinzuschauen unter den verschiedensten Perspektiven“, schwärmt Hohn. Dazu gefällt ihm auch die Möglichkeit, Lösungen zu entwickeln und in einen Diskurs zu treten.

Exkurs zu einer prägenden Passion: Meister Eckhart - Zen-Meister vor über 700 Jahren

Wenn Hohn auf seinen eigenen Lebensweg schaut, fasziniert ihn besonders, dass er Lösungen zu vielen aktuellen Herausforderungen in Gedanken findet, die vor 700 Jahren gedacht wurden. Einige dieser Lösungen fand Thomas Hohn in den Gedanken von Meister Eckhart, welcher schon im Mittelalter Konzepte wie Achtsamkeit behandelte. „Meister Eckhart war eigentlich ein Zen-Meister im Mittelalter!“ Wenn Thomas Hohn von Meister Eckhart erzählt, lässt sich die Euphorie in seiner Stimme hören. Eigentlich besuchte Hohn ein Seminar bei Prof. Dr. Dietrich Thyen zu Luther. Nur nebenbei fiel das Gespräch auf Meister Eckhart. Die Gedanken des Mönchs faszinierten so sehr, dass sich Hohn später dazu entschied, sich bei Prof. Dr. Jochem Hennigfeld in seiner Magisterarbeit weiter mit den Gedanken des Philosophen zu befassen. Auch nach seinem Studium an der Uni Siegen begleitete ihn Meister Eckhart. So trat Hohn einem Arbeitskreis bei, der sich intensiv mit den Überlegungen von Meister Eckhart und anderen mittelalterlichen Personen befasste. Unter anderem durch die Arbeit bei Greenpeace rutsche die Faszination für Meister Eckhart in den privaten Bereich, jedoch nie in den Hintergrund. Die Vorliebe für Meister Eckhart verband Hohn dieses Jahr auch mit seiner weiteren Leidenschaft: Dem Schreiben. Das Schreiben sei ein wahrer Traum und bilde die perfekte Balance zu seiner anderen Arbeit. Es sei so, als ob man „auf der Enterprise ins Holodeck“ gehe. Plötzlich habe er eine absolut faszinierende 3D-Welt vor sich. Hohn ermutigt zum Schreiben, es sei „absolut kein Hexenwerk“. Dieses Jahr erschien sein Roman „Das undenkbare Universum: Meister Eckhart und die Erfindung des Jetzt“, indem das Leben von Meister Eckhart und seine Konflikte mit der Kirche thematisiert werden. Meister Eckhart war ein sehr religiöser Mensch, der jedoch auch der Philosophie zugewendet war. Das Religion und Philosophie das Potential besitzen, sich gegenseitig zu bereichern, wird in diesem Kontext sehr deutlich. Hohn war es wichtig, dass jeder Zugang zu Meister Eckharts Gedanken erlangen kann, ohne in wissenschaftlichen Quellen suchen zu müssen. Seine Gedanken bieten auch noch heute Lösungsansätze und auch, wenn Eckharts Sorgen nicht den Klimawandel betrafen, so zeigt der Roman, dass die Suche nach Hoffnung und Handeln früher wie heute gar nicht so unterschiedlich sind. Hohn hat an sich selbst den Anspruch, möglichst historisch korrekt zu schreiben. Es ist schwieriger als bei anderen Geschichten, da man „nicht einfach einen Luke Skywalker nehmen kann und ihn irgendwo einbaut, bis es passt“. Meister Eckhart wird so dargestellt, wie Hohn seine Gedanken und Gefühle vermutet. „Als Autor möchte ich ein Gespür dafür bekommen, wie dieser Mensch, über den ich schreibe, wirklich getickt hat. Es kann natürlich sein, dass man ihn nicht trifft, da man ja leider keinen Interviewpartner vor sich hat. Aber manchmal liegen beispielsweise sehr persönliche Briefe vor und dann versteht man, worüber die Person gelacht hat und was sie spürte.“ Ein Anliegen war es ihm auch, die Welt Eckharts möglichst lebendig zu gestalten und die Wichtigkeit seiner Freundschaften gut zu Papier zu bringen.

„Ich hätte mir meinen Lebensweg nie im Leben so erträumen können, wie ich es dann gelebt habe, aber es ist dadurch entstanden, dass ich immer das gelebt habe, wovon ich geträumt habe.“

Thomas Hohn ist froh, sich damals für sein Philosophiestudium an der Uni Siegen entschieden zu haben. „Ich glaube, man sollte immer machen, woran das Herz hängt und es ist egal, ob die Gesellschaft oder die Eltern sagen, das bringt nichts oder damit bekommt man keinen Job.“ Besonders die kleinere Community der Philosophie lernte Hohn schätzen. „Wir hatten damals in Siegen die Situation, dass wir in Relation wenige Studierende und viele Dozent*innen waren und das war für uns ein echtes Glück. Man hat wahnsinnig viel gelernt. Wenn ich an die Uni Siegen denke, schlägt mein Herz einen Ticken schneller.“ Im nächsten Jahr erscheint ein weiterer historischer Roman von Thomas Hohn, welcher Theresa von Ávila als Protagonistin haben wird. Neben seinem eigenen Einsatz für nachhaltige Bildung und eine bessere Zukunft ruft Thomas Hohn alle Menschen zum Handeln und zur Beteiligung in den verschiedensten Bereichen auf. „Es gibt nur Hoffnung, wenn wir Handeln. Hope in Action – das ist mein Herzensthema.“


Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Thomas Hohn, geführt und verfasst von Antonia Blumberg.

 
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