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Isa Prahl

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Isa Prahl

Als Filmregisseurin übersetzt Isa Prahl das Geschriebene aus Drehbüchern in eine filmische Sprache. Sie beschreibt ihren Job als eine Art Storytelling. An der Universität Siegen studierte sie von 2002 bis 2006 zunächst den Bachelorstudiengang Literatur, Kultur, Medien. In Anschluss daran wechselte sie auf die Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln, wo sie dann ein Regiestudium absolvierte. Mit der Stadt Köln verbindet sie heute nicht nur ihr Wohnort, sondern auch eine besondere Leidenschaft zu den Menschen und ihrer Mentalität. Daher war es ihr eine große Freude als sie Anfang des Jahres ihr Regie-Debüt des Kölner Tatorts feiern durfte.

…und ACTION! Isa Prahl übernimmt.

Die Kamera zoomt weit an den Ermittler Ballauf heran, sodass nur noch sein Gesicht im Bildausschnitt zu sehen ist. Die Weitwinkel Einstellung gibt der Szene etwas Entrücktes. Die Welt um ihn herum scheint sich nun wie in Zeitlupe zu bewegen. „Ballauf-Einstellung“ wird diese spezielle Kameraeinstellung am Set des Kölner Tatorts genannt. Sie spiegelt das Seelenleben des Ermittlers nach seinem Trauma wider, sagt die Regisseurin Isa Prahl. „Gefangen“ heißt ihr Regiedebüt des Krimi Kults im Ersten.
„Ich liebe die Stadt, hier leben tolle Menschen und auch als Filmstandort ist die Stadt interessant, da hier so viel spannendes passiert“, schwärmt Isa Prahl von ihrem Wohnort Köln. Insgeheim, gesteht sie, habe sie schon immer gerne mal einen Tatort drehen wollen. „Den Kölner Tatort machen zu dürfen, habe ich wie einen Ritterschlag empfunden.“

Kennengelernt hat sie den Produzenten des Kölner Tatorts auf einem Festival, bald darauf folgte dann die Anfrage. 23 Tage blieben der Regisseurin für die Dreharbeiten. In dieser intensiven Zeit, die man täglich miteinander am Set verbringt, konnte sie auch die Schauspieler Klaus Behrendt und Dietmar Bähr näher kennen lernen. „Die zwei sind tolle Typen, sehr lustig und zum Glück auch offen für die neuen Inhalte.“

Die Freiheiten in diesem Tatort neue Wege gehen zu dürfen habe ihr besonders gefallen. Bei einem doch relativ alten Format und einem eingespielten Ermittlerteam seien die Themen oft schon mal etwas eingefahren, aber der neue Produzent sei offen für neue Ideen, daher war sie beim Lesen des Drehbuchs sofort begeistert.

Das Storytelling als essenzielle Tätigkeit einer Regisseurin

Menschen in der Filmbranche gehören zu den Kulturschaffenden und damit im weitesten Sinne zu den Kunstschaffenden. Das macht die meisten zu idealistischen Menschen, die in erster Linie eine gute Story erzählen wollen. So kann man auch das, was Isa Prahl macht, am ehesten als Storytelling beschreiben. Auch wenn sie nicht das Drehbuch schreibt, so befasst sie sich doch permanent mit dessen Inhalt und Darstellung. Wie werden Dialoge umgesetzt? Wie werden die beschriebenen Orte inszeniert? „Mein Job besteht aus der Transferleistung das Geschriebene mit Hilfe von Schauspielern, Kamera und Licht in eine filmische Sprache zu übersetzen“, so Isa Prahl über ihre Arbeit. Dies sei wie Schreibarbeit, nur eben in einem dreidimensionalen Raum und mit anderen Mitteln.

Als Regisseurin ist sie zwar in erster Linie für die gestalterische Umsetzung des Projektes verantwortlich und ist zuständig für die Besetzung des Cast, hat aber auch großes Mitspracherecht bei der Auswahl des Teams für Set, Kamera und Schnitt. Dabei liebt sie es, dass die Filmbranche aus kooperativen und idealistischen Menschen besteht, die häufig am gemeinsamen Ziel arbeiten und dabei schon das ein oder andere Mal ihre alteingesessenen Methoden verändert sahen; wie beispielsweise beim Kölner Tatort. Ihr Interesse gilt Themen und Erzählungen, die etwas abseits des Mainstreams laufen und ihr die Gestaltungsfreiheit lassen auch mal neue Dinge auszuprobieren.

Hinter den Kulissen

Isa beschreibt zweierlei Arten der Filmproduktion. Da gebe es zum einen die wahren Herzblutprojekte - wie sie es nennt-, mit denen man eine eigene Handschrift entwickelt und sich selbstverwirklichen kann. Zu dieser Kategorie gehört zum Beispiel ihr als „bestes Debüt“ ausgezeichneter Film 1000 Arten Regen zu beschreiben. „Mit solchen Filmen erreiche ich kein breites Publikum, aber es macht mir Spaß mit solchen Filmen umher zu reisen, auf Filmfestivals andere Filmemacher kennenzulernen und so meine Bekanntheit in der Branche zu steigern.“ Auf der anderen Seite steht die breite Fernsehbranche. Hier arbeitet man strenger nach Vorgabe und kann sich nicht sonderlich selbstverwirklichen. Dafür nehmen diese Projekte aber auch keine 5 Jahre Produktion in Anspruch und sichern ein Gehalt.

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Isa Prahl macht am Liebsten längere Filmproduktionen, drehte aber in ihrer Studienzeit viele Werbefilme, um ihre akademische Ausbildung zu finanzieren. Für den Spot Armut kennt viele Geschichten wurde sie 2010 mit dem Goldenen Spatz ausgezeichnet. Schon damals gründete sie mit Daniel Scheuch, dem Editor ihrer Filme, die Produktionsfirma "TBA-the beauty aside" um ihre Projekte zu organisieren. Der Name weist auf die "Schönheit neben dem Offensichtlichen hin" und die Firmierung besteht bis heute. Menschen aus Isas ständigem Arbeitsumfeld haben sich dort gefunden und setzen dort ihre Projekte um. Auch Isa arbeitet hier weiterhin an eigenen Kreationen.

Natürlich gleicht Isa Prahls Alltag keinem von Montag bis Freitag geregelten Büroalltag. Dennoch gibt es verschiedene Phasen innerhalb der Projekte, die sich wiederholen. So gibt es zum Beispiel zuerst die Vorbereitungsphase, bei der unter anderem das Drehbuch oder die Kameraauflösung besprochen werden. Dann folgt der eigentliche Dreh. Diese Phase beschreibt Isa als besonders stressig und anstrengend. Bei einer festgelegten Anzahl geringer Drehtage hat man immer die Zeit im Nacken. „In dieser Zeit setzt mein eigentliches Leben aus, ich renne einfach durch die Dreharbeiten.“ Der nächste Produktionsschritt besteht dann aus dem Schnitt. Auch an diesem Prozess ist Isa Prahl stark beteiligt. "Es ist fast wie Schreiben", erzählt Isa Prahl, "Das Schneiden ist wie die Aneinanderreihung von Sätzen und so entsteht am Ende eine Geschichte".

Beim Werdegang zur Regisseurin ‚ausversehen in Siegen gelandet‘

Isa Prahl studierte zunächst Grafik Design in Hamburg bevor sie den Kombistudiengang LKM (Literatur, Kultur, Medien) in Siegen absolvierte. Sie hatte ursprünglich vor, direkt nach dem Grafik Design Studium eine filmische Ausbildung zu beginnen. Als sie aber feststellte, dass sie alle Termine und Fristen für die Einschreibung in Filmhochschulen verpasst hatte, wurde sie über persönliche Kontakte zu Professor Thomsen auf den Studiengang LKM in Siegen aufmerksam und ist so, wie sie sagt, „ausversehen in Siegen gelandet.“ Nach ihrem erfolgreichen Studium an der Universität Siegen wechselte sie dann 2007 an die Kunsthochschule für Medien in Köln, wo sie letztlich den eigentlichen Plan des Filmemachens wieder verfolgte und ein Regiestudium absolvierte.

Nichts desto trotz kann Isa aus dem zunächst unbeabsichtigten Zwischenstopp an der Universität Siegen Positives für ihre Karriere ziehen. „Das Studium war für mich ein guter Weg, denn es hat am Ende sehr viel mit Film zu tun.“ Literatur habe genauso wie ein Film eine Dramaturgie und eine Geschichte. Das Auseinandersetzen mit grafischen und literarischen Aspekten, habe sich gelohnt. „Ich merke, dass jetzt in den Filmen alles zusammenkommt.“ Auf die Frage, was sie Student*innen heute raten würde antwortet sie: „Einfach dranbleiben!“ Der Weg zu dem, was sie heute ist war unglaublich lang, oft kam es ihr vor als ginge sie Umwege. Aber im Nachhinein, sagt sie, habe sich jeder einzelne Schritt gelohnt, man darf nur nicht aufgeben.


Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Isa Prahl und wurde von Janice Gust und Maximilian Schlechtinger verfasst.

 
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