lenne.TECH
Dr. Inga Haase betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Kai Haase im Sauerland das Digitalisierungsunternehmen lenne.Tech – neben der App- und Webentwicklung sowie Aus- und Weiterbildungsangeboten für Unternehmen sind die beiden Alumni in der Start-up & Wirtschaftsförderung der Region aktiv.
Was sind Eure beruflichen Wurzeln?
Inga
Ich habe an der Universität Siegen Betriebswirtschaftslehre
studiert, dann zuerst extern und später als Doktorandin am
Lehrstuhl zum Thema Kommunikation und Open Innovation
promoviert. Ich war zwei Jahre in einem mittelständischen
Unternehmen für das Innovationsmanagement zuständig und
Assistenz der Geschäftsführung. In meiner Zeit als Postdoc habe
ich mich dann 2020 parallel mit lenne.Tech selbstständig
gemacht. Ich war eine Zeit lang hybridselbstständig, dann in
komplett selbstständig und aktuell bin ich wieder hybrid
unterwegs.
Kai
Ich habe in Köln an der SAE eine Ausbildung als
Multimediaproducer gemacht. Dabei habe ich gemerkt, dass mir
das Programmieren am meisten Spaß macht. Daher habe ich im
Anschluss erst in Aachen und dann in Siegen Informatik
studiert. Nebenher habe ich aber auch schon immer mein eigenes
Business betrieben und aufgebaut. Zunächst als Administrator
und Webentwickler, später zusammen mit Sascha Weinrich in einer
Agentur. Danach war ich als Angestellter bei verschiedenen
Softwareunternehmen sowohl Softwareentwickler als auch
Projekt-, Team- und Ausbildungsleiter. Schließlich war es dann
2020 aber doch wieder Zeit für eine Selbstständigkeit.
Wie kam es zur gemeinsamen Gründung?
Inga
Das hat sich ganz natürlich ergeben. Wir haben schon im Studium
dieselben Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet:
Kai technisch, ich kaufmännisch. So ergaben sich Schnittmengen
und viele gemeinsame Vorhaben und Ideen, die wir nun in unserem
Unternehmen umsetzen können. Unsere Expertisen ergänzen sich
einfach extrem gut.
Ist die Zusammenarbeit als Paar im gemeinsamen Unternehmen unproblematisch?
Kai
Es ist ein großer Benefit, als Paar ein Unternehmen zu gründen.
Wir brennen für dasselbe Unternehmen und können uns beruflich
wie privat konstruktiv austauschen. Außerdem ist das
Verständnis größer, wenn einer von uns in seinem
Aufgabenbereich mal länger arbeitet.
Inga
Die Flexibilität ist durch das eigene Unternehmen auch eine
völlig andere. Muss ich noch eine Konzeption finalisieren,
betreut Kai unser Kind und anders herum. Wir können uns so
optimal gegenseitig unterstützen und ergänzen. Probleme sehen
wir da sehr wenig – klar, wenn das Gegenüber mal in einem
Tunnel steckt, dann muss man schon mal das Essen rüberschieben
und sagen: „So, jetzt ist aber gut, mach mal eine Pause.“ Wie
bei allem ist es eine Sache der Absprachen und der
Kommunikation.
Was macht für Euch Selbstständigkeit generell aus?
Inga
Es ist anders als die Jobs, für die man rein angestellt ist.
Bei meiner Selbstständigkeit brenne ich mit Leidenschaft für
mein Thema. Freiheit ist ein wichtiger Punkt. Selbst zu
entscheiden, sich Zeiten so einzuteilen, wie es am besten passt
– an manchen Tagen schaffe ich superviel und manchmal nicht.
Das ist okay. An einem Tag kann es ein 9-to-5-Job sein, an
anderen ein 8-to-6. Wie auch immer man sich das legen kann und
möchte: Das ist ein großes Plus, gerade als Team, das sich
ergänzt.
Kai
Natürlich gibt es auch zeitkritische Aufgaben, da ist dann
natürlich auch wieder mehr Druck dahinter, aber das ist okay.
Die größte Freiheit, die ich als Unternehmer habe, ist für mich
die freie Zeiteinteilung. Ich muss niemandem Bescheid sagen,
wenn ich zwischendurch mal was anderes tun möchte oder muss.
Man sucht es sich selbst aus, d. h. aber auch, dass ich
manchmal nachts oder am Wochenende arbeite, aber es ist meine
Entscheidung.

Was hat Euch persönlich motiviert zu gründen?
Kai
Ich wollte eigene Ideen verwirklichen und die Freiheit haben,
selbst über meine Zeit zu entschieden. Ich glaube, gerade wenn
man eigene Ideen umsetzen möchte, so wie man sie wirklich im
Kopf hat, bleibt einem oft gar keine andere Option, als
mindestens hybrid oder vollständig selbstständig zu sein.
Inga
Durch die Erfahrungen verschiedener Anstellungen hat man
natürlich auch schon unterschiedliche Führungsstile erlebt und
denkt sich jetzt vielleicht: Ja, so würde ich es nicht machen.
Mit meinem eigenen Unternehmen habe ich die Möglichkeit,
Rahmenbedingungen zu schaffen und es so zu führen, wie ich es
für richtig halte.
Wie setzt ihr diese Motivation bei lenne.Tech um?
Inga
Die Arbeitsbedingungen und die Mitarbeiter sind uns sehr
wichtig. Wir hatten bspw. als Angestellte gemeinsam nicht genug
Urlaub, um alle Ferien zu überbrücken. Unsere Mitarbeiter haben
bei uns 40+ Tage Urlaub, flexible Arbeitszeiten und sie können
remote arbeiten. Genau diese Freiheit zu haben, ganz neu zu
starten und für uns und unsere Mitarbeiter einen Ort zu
schaffen, an den wir gerne gehen, das motiviert uns.
Kai
Wir versuchen möglichst viel Freiheit und Selbstverantwortung
zu gewähren. Dann kommt hinzu, dass unsere Mitarbeiter auch
gemeinsam mit uns ihre Projekte aussuchen. Es ist viel
flexibler. Wir geben auch die Möglichkeit, komplett remote zu
arbeiten, tatsächlich kommen die Mitarbeiter aber gerne ins
Büro.
Inga
Natürlich passt diese Art zu arbeiten nicht zu jedem,
unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse,
auch was die Art zu arbeiten und den Grad der Freiheit angeht.
Deshalb gibt es bei uns immer zuerst ein Praktikum bzw.
Probearbeit, bevor jemand fest anfängt. So können wir sehen, ob
das Konzept unseres Unternehmens, das bestehende Team und
Bewerber kompatibel sind. Fast alle unserer Mitarbeiter waren
oder sind Studierende, daher passte das immer sehr gut.
Kai
Letztlich stimmt dann das ganze Team ab, ob die neue Person
passt, natürlich anonym. Ein Vorteil unserer Unternehmensgröße
in kleinen Teams geht das. Wertschätzung ist für alle bei
lenne.Tech das Wichtigste und deshalb können wir so gut
zusammenarbeiten, da müssen neue Leute passen. Die fachliche
Expertise spielt natürlich eine große Rolle, daher bieten wir
auch die Möglichkeit, sich bei uns weiterzuentwickeln. Unser
Onboarding-Prozess umfasst daher auch die Teilnahme an
lenne.Learning unsere Akademie rund um App- und Webentwicklung.
In Zeiten von Fachkräftemangel sollte man als Arbeitgeber
kreativ mit solchen Herausforderungen umgehen: Wenn jemand
fachlich interessiert ist und die Motivation mitbringt, können
wir so Lücken schließen, die vielleicht woanders zu einer
Ablehnung geführt hätten.
Was sind Eure Kerngeschäftsbereiche und wo seid ihr noch aktiv?
Inga
Unser Kerngeschäft ist die App- und Webentwicklung, für
individuelle Kundenprojekte, als stundenweise Unterstützung von
IT-Abteilungen und bei eigenen Projekten. Da wir zwei Wochen
nach Gründung und Büroeröffnung im ersten Lockdown steckten,
haben wir uns strategisch von Beginn an direkt breiter
aufgestellt. Deshalb haben wir den Aus- &
Weiterbildungsbereich ausgebaut und lenne.Learning auch anderen
Unternehmen angeboten, nicht nur unseren eigenen Angestellten.
Aktuell kooperieren wir dazu auch mit Schulen und haben das
Coding Dojo eröffnet, ein Angebot für Jugendliche, die sich für
Softwareentwicklung interessieren.
Kai
Neben der unserem Kerngeschäft sind wir auch Teil des Netzwerks
STARTUP TEENS e.V. und übernehmen da Mentoring für
Digitalisierung & Apps. Ansonsten sind wir auch privat in
der Region aktiv, in der Wirtschaftsförderung LenneStart, mit
unserem ProjektLaden, bei InfoTastic und Inga im Vorstand
unserer LEADER Region. Generell ist die Unterstützung von
Start-ups aber eines unserer wichtigsten Anliegen.
Dieses Portrait basiert auf einem Interview mit Dr. Inga Haase und Kai Haase im Mai 2023 und wurde von Thomas Crämer verfasst.
Hier zur Homepage des Start-ups.