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Yasmine El Hamdi: Spiegelbild des Nichts

Prosagedicht

Ich glaube, dass ich glaube, dass ich nicht im Stande bin zu glauben, was ich da zu sehen glaube.
Denn das Wesentliche ist für das Auge bekanntlich unsichtbar.
Unsichtbar wie ein ungesungenes Lied,
dessen Noten sichtbar geschrieben vor dem geistlichen Auge vorliegen,
aber nicht der sinnlichen Harmonie des Lebens erliegen,
denn sie sind immer noch unsichtbar.
Wie die nicht vernehmbaren Tränen leise auf einem Gesicht
sich den Weg freibahnend, aber nichtsahnend einer Nicht-Existenz entspricht.
Und es spricht für sich, die eigene Einsicht und Zuversicht
zu glauben, dass man glaubt, imstande zu sein zu glauben, was man zu sehen glaubt,
aber letztendlich kann ich nicht
für die bittersüße Wahrheit umhüllt vom Namen „Realität“ einstehen,
wenn ich nicht imstande bin, für die lieblich trügerische Lüge ummantelt vom eleganten
Kleidungsstück „Traum“
meine Liebe und gleichzeitig meinen Frust zuzugeben
und mir selbst gegenüberstehen
im eigenen Spiegelbild des Nichts.
In dem ich glaube, dass ich glaube, dass ich imstande bin zu glauben, was ich da zu sehen glaube.
Was gibt es zu sehen außer Gefangenschaft?
Gefangen, schon wieder, in gereimter Reimlosigkeit.
Ich habe weder Mut noch Angst.
Einzig allein in mir lebt voller Sinnhaftigkeit: die verharrte Sinnlosigkeit.
In mir tanzt die Wut alleine zu zweit.
Doch nicht entmutigt sitze ich hier,
vor mir - immer noch - liegend
Stift und Papier.
Und ich? Ich verlier meine aus den Augen verlorenen Gedanken,
denn sie schwanken und ertranken
und insgeheim wollten sie aufblühen, leben.
Doch gegen meinen Willen
bin ich, sind wir
eingesperrt.
Gezerrt in den dunklen Raum voller Gefühllosigkeit,
um blicken zu müssen
in das Spiegelbild des Nichts.
Yasmines Gedicht soll die Einsamkeit und den Schmerz aller Studierenden in dieser Zeit
verdeutlichen. Hierdurch versucht sie, die innere Gefühlslage zu beschreiben, die durch den Lockdown und den veränderten Uni-Alltag verursacht wird.
Die aktuelle Corona-Pandemie sei der Auslöser vieler irrender Gedanken und Ängste. Daher sei es
von enormer Bedeutung, sich vom Stress abzulenken.
Da man jedoch mittlerweile zu viel Zeit mit sich selbst verbringe, könne dies zu einer Orientierungslosigkeit führen und daher werde es schwieriger, sich zu Hause abzulenken.
„Die Orientierungslosigkeit und die Einsamkeit in meinem Gedicht appellieren daran, einen möglichst
abwechslungsreichen Alltag zu Hause zu gestalten, um sich selbst und das eigene Studium nicht zu
verlieren. Man darf sich nicht selbst im Spiegelbild des Nichts verlieren, welches eine Metapher für
Gefühllosigkeit und Hoffnungslosigkeit darstellt.“