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    Frage:
    Was versteht man unter einem Gruppenprozess?

    Antwort:
    Eine Gruppe besteht aus mindestens 2 Personen, die in irgendeiner Art und Weise miteinander in Beziehung stehen. Diese Beziehungen sind über die Dauer eines Gruppenlebens einem Entwicklungs- / Alterungsprozess unterworfen, der unabhängig vom Kontext immer gleich verläuft. Dieses Phänomen wird als Gruppenprozess bezeichnet.
    Die Literatur untergliedert den Gruppenprozess in die folgenden Phasen:

    1. Orientierungsphase
      Die Bestimmung des Zwecks und Auftrags der Gruppe dient der Interessensorientierung des einzelnen Gruppenmitglieds (z.B. Gründung eines hochschuldidaktischen Arbeitskreises)
    2. Phase der Vertrauensbildung
      Kennenlernen; Integration der einzelnen Gruppenteilnehmer in den Gruppenprozess (Vorstellungsrunde der einzelnen Mitglieder, Abfrage der Erwartungen, Hobbies etc.)
    3. Phase der Ziele und Aufgaben
      Bestimmung der Ziele und Aufgaben der Gruppe; Aufdeckung von Konflikten aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, Denkweisen oder dem unterschiedlichen Wissensstand der einzelnen Mitglieder. (Einzelne Teilnehmer verlassen ggf. die Gruppe wieder.)
    4. Verpflichtungsphase
      Vereinbarung der weiteren Vorgehensweise; Verpflichtung der einzelnen Mitglieder das weitere Vorgehen zu unterstützen. (z.B. Mehrheitsentscheide müssen von allen mitgetragen werden - auch von den Gegenstimmen)
    5. Implementierungsphase
      Zuteilung der Aufgaben an die einzelnen Mitglieder; Berücksichtigung temporaler und kausaler Abhängigkeiten (Erstellung von Arbeits- und Zeitplänen)
    6. Phase hoher Leistung
      Nach Festlegung der Verfahren und Methoden erfolgt die Ausführung der Aktivitäten intuitiv, d.h. es herrscht eine gewisse Routine (EMIL: Bearbeitung der FAQs, Organisation und Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen, Social Events etc.)
    7. Erneuerungsphase
      Mit der Zeit nimmt das Engagement der Teilnehmer ab, z.B. wenn das Ziel der Gruppe bereits erreicht ist. Die Gruppe muss sich entweder auflösen oder neue Ziele formulieren. (EMIL: Bearbeitung von größeren Einzelthemen: HaSE/SOFIA, Evaluation)
     
    Bezogen auf die Lehre geht auch mit jeder Form der Lehrveranstaltung ein Gruppenprozess einher. Zu den Gruppenmitgliedern zählen sowohl die Lernenden als auch der/die Dozent(in). In Abhängigkeit von der Form der Lehrveranstaltung variieren lediglich die Erscheinungsbilder und die Dauer einzelner Phasen des Gruppenprozesses.
    Das Wissen um den Gruppenprozess bietet prinzipiell jedem Gruppenmitglied die Möglichkeit aktiv in einzelne Phasen einzugreifen, um die Entwicklung zu steuern bzw. zu beschleunigen (Intervention). Es empfiehlt sich jedoch, dass diese Aufgabe nur von einzelnen z.B. dem Dozierenden bzw. einem Moderator wahrgenommen wird. Für systematische Intervention gibt es zahlreiche phasenbezogene didaktische Maßnahmen bzw. Moderationstechniken (z.B. Lehr-/Lernvertrag, Brainstorming, Minutenpapier, Kleingruppenarbeit, Mediation, Lernstopp, Blitzlicht, Strukturlegetechnik, schematisierte Modulbeschreibungen der Veranstaltungen, etc.)