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„Schön ist die Nacht“

Der Autor Christian Baron hat seine Kindheit in Literatur übersetzt

Familien sind manchmal komplizierte Konstrukte. Das hat auch der Autor Christian Baron erfahren. Seine „sehr prekäre“ Kindheit in Kaiserslautern hat der Wahl-Berliner in zwei Büchern verarbeitet – „Ein Mann seiner Klasse“ und nun „Schön ist die Nacht“. Christian Baron war zu Gast bei Poetry@Rubens im Apollo-Theater. Er las aus "SChön ist die Nacht". Moderiert wurde die Lesung von Prof. Dr. Jörg Döring: „Baron hat seine eigene Geschichte aufgeschrieben“.

Die inkludiert den gewalttätigen Vater Ottes und die Mutter Mira, die unter Depressionen leidet und stirbt, als Christian Baron gerade einmal zehn Jahre alt ist. Die Kinder werden von der Tante aufgenommen. Diese Tatsache erweist sich als Glücksfall. Baron: „Sonst hätte ich kein Abitur gemacht, nicht studiert, wäre nicht Journalist geworden und hätte kein Buch geschrieben.“

Im Fokus des Romans „Schön ist die Nacht“ stehen die Großväter und Freunde Willi und Horst. Willi, von Beruf Zimmermann, ist strebsam und von angenehmem Wesen. Horst hingegen zeigt sich häufig rüpelhaft, ist gewalttätig und in seinen Ansichten nicht selten noch in der Zeit des Nationalsozialismus verwurzelt. Die Figur des „Opa Horst“ erforderte Recherche. Er verstarb, als Christian Baron ein kleines Kind war. Baron: „Das war die Challenge, dass ich ihn nicht wirklich kannte.“ Während der Schreibphase war der Autor versucht, Horst aus dem Buch zu werfen. Die Figur war zu unangenehm. Anstatt zu streichen, machte Baron in einem fiktiven Gespräch mit dem Großvater aus: „Wir versuchen es noch einmal miteinander.“

Eine bedeutsame Rolle im Roman spielt auch Urgroßmutter Hulda, eine überzeugte Kommunistin. Bei ihrem Sohn Willi kommt sie mit ihren Überzeugungen nicht zum Zuge, also versucht sie es bei dessen Freund Horst. Döring: „Der Autor geht ein hohes Risiko ein. Er lässt seine Protagonisten ohne Distanz reden.“

Christian Baron nutzt sein neues Buch auch für eine versteckte Hommage an seine Mutter Mira, die Tochter von Willi. Deren Gedichte bringt er ein. Christian Baron hat seine Kindheit in Literatur übersetzt. Döring: „Sie ist so auf Papier gebannt, dass man sich ihr aussetzen muss“.

Das Foyer des Apollo-Theaters war zur Lesung ausverkauft. Ein Grußwort sprach der neue Theater-Intendant Markus Steinwender.