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„Das ist eine akribische, minutiöse Arbeit des Künstlers“

Ausstellung „Kinderwort – oder die Freiheit im Spiel“ im Haus der Wissenschaft eröffnet

Kann Fertigware („Ready-made“) zu Kunst werden, wenn ein Künstler oder eine Künstlerin diese dazu macht? Diese Frage entzündete sich bereits 1917 in New York am Beispiel der Marcel Duchamp zugeschriebenen „Fountain“, eines versetzt platzierten Urinals, das zum Brunnen deklariert und später vielfach nachgebildet wurde.

Alltags- und Naturgegenstände besitzen auch für den Künstler Hinrich Sachs Bedeutung. Allerdings in einem definierten Kontext. Ihn interessieren Gegenstände aus Haushalt und Natur, die Kinder im Alter zwischen zwei und acht Jahren in ihrer Umwelt entdecken, zum Spiel nutzen und umbenennen. Basis der Ausstellung „Kinderwort – oder die Freiheit im Spiel“ sind von Familien, Kindergärten und Schulen eingereichte Beispiele solch kindlicher Fantasie aus Südwestfalen. Auf gelbem Sockel werden neun ausgewählte Exponate im Foyer des Hauses der Wissenschaft am Obergraben 23 präsentiert (Öffnungszeiten: mittwochs von 10 – 17 Uhr, donnerstags und freitags von 10 – 15 Uhr; die Ausstellung ist am 31. Mai sowie zwischen dem 5. Und 20. August geschlossen; Finissage: 18. September, 18 Uhr).

Dr. Eva Schmidt (freie Kuratorin, Kunstverein Siegen) stellte den Künstler und dessen Ausstellung vor und verwies auf unter anderem das Beispiel des „Fountain“. Dr. Eva Schmidt: „Ich bin schon häufiger auf ,merkwürdige‘ Projekte von Hinrich Sachs gestoßen.“ Dem Künstler gelinge es, Menschen zusammenzubringen, die normalerweise nicht miteinander sprächen. Mit Blick auf die Kunst stellten sich die Fragen: „Was ist neu?“; „Was gibt es für Traditionen?“; „Wie gestaltet sich die kreative Zuordnung der Objekte?“. Die Objekte selbst seien äußerst genau nachgebildet und ausgestaltet. Dr. Eva Schmidt: „Das ist eine akribische, minutiöse Arbeit des Künstlers.“

Hinrich Sachs verwies darauf, dass es Objekte gebe, die vor ihrer Realisierung in Modellform gefertigt wurden – beispielsweise der Petersdom. Und es gebe Repliken, die nach dem Vorbild eines existierenden Objektes entstehen: „Repliken können sehr spannend sein.“ Sie könnten dazu dienen, verloren gegangene Bauwerke und Kunstgegenstände beispielsweise auf der Basis von Fotografien oder Beschreibungen wieder erstehen zu lassen.

Dr. Eva Schmidt interpretierte die aktuelle Ausstellung als „melancholische Verarbeitung eines absoluten Moments und Trauerarbeit am Moment verlorener kindlicher Freiheit“. Die sprachliche Entwicklung bei Kindern gilt im Alter von etwa sechs bis acht Jahren als grundsätzlich abgeschlossen. Mit der Befähigung des Schreibens und Lesens wird die Bedeutung von Worten und Bezeichnungen verinnerlicht. Die Fähigkeit und Freiheit, Gegenstände im Spiel situationsbedingt umzubenennen und umzunutzen, schwindet. Das unterstrich die Linguistin Dr. Verena Plath, die den wissenschaftlichen Rahmentext der Ausstellung verfasste.

Zu sehen ist in der Ausstellung „Kinderwort – oder die Freiheit im Spiel“ ein „Floß“. Ein in Berlin lebender dreijähriger Junge mit Familienbande ins Siegerland nutzt einen Badewannenvorleger als imaginäres Floß, mit dem er Gewässer befährt.

Ein dreijähriges Mädchen entdeckt einen Fahrradsattelbezug, stülpt ihn sich über den Kopf und identifiziert sich als Polizistin.

Party-Pappteller werden von einem dreijährigen Mädchen in Siegen hintereinander auf dem Boden ausgelegt, um einen „Weg“ zu bilden.

Ein zweijähriges Mädchen benutzt eine für Wäsche verwendete große Plastiktasche als Rucksack, um sich dann schließlich beim Versteckspielen mit anderen in die Tasche zu legen.

Ein glänzender Folienballon für Geburtstage in Form des Zahlzeichens 5 wird von einem fünfjährigen Mädchen und ihrer siebenjährigen Schwester immer wieder als Reitpferd benutzt.

Entstanden ist die Ausstellung in Kooperation zwischen dem Künstler Hinrich Sachs, der Universität Siegen, dem Haus der Wissenschaft der Universität Siegen und dem Kunstverein Siegen. Ideengeberin ist Prorektorin Prof.in Dr. Petra Vogel (Linguistik). Ein Erklär-Video erläutert die einzelnen Exponate; eine Broschüre beinhaltet eine umfassende Beschreibung der Ausstellung.