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Der Nahost-Konflikt aus der Sicht derer, die ihn erleben
Der Autor Martin Schäuble las am FJM-Gymnasium aus der Neuauflage seines Sachbuchs
Sichtweisen, auch Perspektiven genannt, stehen für die Art und Weise, wie oder aus der jemand etwas betrachtet oder bewertet. Im Plural bedeutet es, dass mehrere Personen unterschiedliche Perspektiven auf etwas haben. Unterschiedliche Perspektiven bilden den Mittelpunkt von Martin Schäubles Jugend-Sachbuch „Die Geschichte der Israelis und Palästinenser – Der Nahost-Konflikt aus der Sicht derer, die ihn erleben“.
Dr. Martin Schäuble ist Journalist und Autor. Er studierte und lebte nicht zuletzt in Palästina. Sein Buch basiert auf Gesprächen mit Palästinenserinnen und Palästinensern sowie mit Israelinnen und Israelis. Schäuble war auf Einladung des Hauses der Wissenschaft der Universität Siegen zu Gast am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium in Weidenau. Er las vor rund 80 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 11. Die Sichtweisen wechselten stets zwischen der Palästinensischen und der Israelischen.
Als Einstieg wählte er den Bericht einer Augenzeugin des Überfalls der Hamas am 7. Oktober 2023 auf den Kibbuz Kfar Aza. Jedes Haus im Kibbuz besaß ein „sicheres“ Zimmer. In dieses flüchtete auch die Zeugin. 18 Menschen drängten sich in dem kleinen Raum, die Luft zum Atmen wurde knapp, ein Fenster gekippt. Das Nachbarzimmer war ausgebrannt. Leichen lagen darin. Die Menschen im „sicheren“ Zimmer wurden schließlich von einer Spezialeinheit der israelischen Armee befreit.
Am gleichen Tag berichtete ein palästinensischer Vater im Gazastreifen von einem israelischen Angriff, bei dem seine kleine Tochter von Geschossteilen schwer verletzt wurde. Sieben Monate lang sprach das Mädchen nach dem Angriff nicht mehr.
Zwei Stimmen aus der Zeit vor 20 Jahren. Abraham Bar-Am (Israeli): „Von klein auf sah ich Kriege. Ich selbst kämpfte im Unabhängigkeitskrieg, im Suezkrieg, im Sechs-Tage-Krieg, im Jom-Kippur-Krieg und in vielen weiteren Einsätzen. Mein Sohn kämpfte. Mein Enkel kämpfte. Er liegt verwundet im Krankenhaus. Und ich glaube, der Enkel meines Enkels wird auch kämpfen“.
Amelie Dschaqaman (Palästinenserin): „Meine Mutter kam während der osmanischen Besatzung auf die Welt. Ich wurde während der englischen Besatzung geboren, meine Kinder während der jordanischen, deren Kinder während der israelischen. Es gibt immer jemanden, der dieses Land will, aber nie jemanden, der uns will. Ist das keine Tragödie?“
Martin Schäuble zeigte den Schülerinnen und Schülern ein Plakat aus den 1930er Jahren „Visit Palestine“. Das Plakat gestaltete der jüdische Österreicher Franz Kraus, der vor den Nazis floh. Es zeigt den Blick vom Ölberg auf Jerusalem. 50 Jahre später nutzten Palästinenser diese Vorlage für ein Protest-Plakat gegen die israelische Besatzung.
Der von den Vereinten Nationen nach dem 2. Weltkrieg erstellte Plan zweier Staaten wurde niemals Realität. Nach dem 1. Arabisch-Israelischen Krieg wurden rund 500.000 Palästinenser vertrieben; Flüchtlingslager entstanden. Nach 1948 wurden auch viele Juden aus arabischen Ländern vertrieben. Die aktuelle politische Lage zwischen Hamas, Fatah und rechts-religiöser israelischer Regierung lasse eine Lösung der vertrackten Lage nicht erahnen, so der Autor. Es sehe so aus, als ob die israelische Regierung die Palästinenser vollends aus dem Gaza-Streifen vertreiben wolle.
Der Lesung folgte eine vielschichtige Diskussion. YoungPoetry wird finanziert von der Christa-und-Dieter-Lange-Stiftung.