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Gesamtprojekt

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DFG-Paketgruppe

GESELLSCHAFTLICHE INNOVATION DURCH
'NICHTHEGEMONIALE' WISSENSPRODUKTION

'Okkulte' Phänomene zwischen Mediengeschichte, Kulturtransfer und Wissenschaft, 1770 bis 1970

 

 

 

  

An der Entstehung der heutigen Wissens- und Mediengesellschaft waren Gruppen beteiligt, die heute meist in getrennten Welten leben: Physiker und Okkultisten, Künstler und Spiritisten, Schriftsteller und Techniker, Philosophen und Mediziner. ‚Nichthegemoniale‘ Gruppen waren in dieser Genese für wichtige Impulse und Innovationen verantwortlich. Insbesondere im Spiritismus wurden ‚Fernwirkungen‘ und Kommunikationsformen aufgegriffen oder konzipiert, die als technische Medien (Telegraphie, Funk, Telefon, später Radio, Fernsehen) realisiert waren oder wurden.

 

In diesem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsverbund stellen wir das ‚klassische‘ Narrativ der Moderne grundlegend in Frage: dass es sich im Okkultismus, d.h. im Anspruch, unbekannte Kräfte naturwissenschaftlich und empirisch zu erforschen, und verwandten Phänomenen um ‚pseudowissenschaftliche‘, ‚antimoderne‘ oder ‚regressive‘ Entwicklungen handele, dass die ‚Immanentisierung‘ der okkulten Phänomene (also der Verzicht auf eine Deutung spiritistischer Phänomene über eine ‚Jenseits‘-Metaphysik) durch die technischen Medien als abschließender Rationalisierungsprozess zu beschreiben sei, und dass Okkultismus und Wissenschaft im späten 19. Jahrhundert lebensweltlich scharf trennbare Dimensionen gewesen seien.

 

Es soll der bislang unzureichend erforschte Anteil nichthegemonialer Wissensproduktion an der Medialisierung der Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert rekonstruiert werden. Unser Ziel ist, am Beispiel der Auseinandersetzung mit ‚okkulten‘ Phänomenen eine neue Perspektive auf die Wissens- und Gesellschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts zu entwickeln. Dabei geht es nicht um eine ‚Gegengeschichte‘, sondern um die Interferenz von ‚hegemonialen‘ und ‚nichthegemonialen‘ Faktoren.

 

Im Zentrum stehen drei Aspekte:

1. Der Einfluss, den der ‚Okkultismus in der Mediengeschichte‘ auf naturwissenschaftliche und technische Innovationen und Anwendungsbereiche besaß (Okkultismus und Medienarchäologie).

2. Der ‚interkontinentale/transnationale Kulturtransfer‘ in der Rezeption okkulter Phänomene und dessen Interferenzen mit der Medienentwicklung (interkontinentaler Kulturtransfer).

3. Die Interaktion von (Kultur-)‚Wissenschaften‘, Okkultismus und Gesellschaft sowie die Rolle unterschiedlicher medialer Teilöffentlichkeiten in der ‚Professionalisierung‘ einer ‚nichthegemonialen‘ Wissenskultur (Wissenschaften und Professionalisierung).