Forschung
Forschungsschwerpunkte
- Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in ihrer transnationalen Verflechtung
- Wissens- und Wissenschaftsgeschichte
- Nationalismusforschung
- Umweltgeschichte
Aktuelle Forschungsprojekte
Natur machen: Eine deutsch-deutsche Geschichte der Umweltgestaltung
Seit geraumer Zeit stehen sowohl der mit der Industrialisierung einsetzende Prozess der „Eroberung der Natur“ (Blackbourn) samt Begleiterscheinungen als auch der um 1900 entstehende Natur- und später Umweltschutz als Reaktion auf diese technische Einhegung der Natur im Zentrum umwelthistorischer Forschung. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts entstand indes zwischen diesen beiden Polen – der Unterwerfung der Natur und ihrer Nutzbarmachung als Ressource sowie den zunächst auf Erhaltung und Bewahrung zielenden Gegenmaßnahmen – ein drittes Programm. In diesem Programm, das sich insbesondere ab den 1950er Jahren etablierte, hatte Natur als Natur einen Wert – darin gleicht es dem sogenannten konservierenden Naturschutz. Natur war jedoch nicht mehr allein das von Menschhand unberührt Gewachsene, sondern auch das durch technische Eingriffe Herstellbare. Bildete zunächst Landes- beziehungsweise Landschaftspflege den Oberbegriff für die Praktiken und Techniken dieser gestalterischen Wende des Naturschutzes, werden sie in jüngerer Zeit häufiger unter dem Begriff der Renaturierung subsumiert.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, eine Geschichte der „Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit“ (Böhme) aus einer deutsch-deutschen Perspektive zu schreiben. Jenseits des jeweiligen ideologischen Überbaus wird die Gestaltung der natürlichen Umwelt als gemeinsamer Problemhorizont industrialisierter Gesellschaften und als Programm moderner Staatlichkeit sichtbar. In den Blick geraten dabei insbesondere Praktiken der Rekultivierung und später der Renaturierung in den devastierten Flächen des Tagebaus. Sowohl der Braunkohlenbergbau als größter zusammenhängender Eingriff in Natur und Landschaft als auch der kleinflächigere, jedoch weit verbreitete Abbau von Kies und Sand warfen die Frage auf, was Natur in der industrialisierten Gesellschaft sein soll – und wie sie sich gestalten ließ.
Das Projekt untersucht, wie sich innerhalb weniger Jahrzehnte die Antworten auf diese Fragen wandelten und wie sich unterschiedliche gesellschaftliche Ansprüche an die natürliche Umwelt in ihre Gestaltung einschrieben. Welche Funktionen – etwa solche der Erholung und damit Reproduktion der Arbeitskraft – erfüllte also Natur im zeitgenössischen Diskurs und wie wurden diese in den tatsächlich hergestellten Naturen umgesetzt? Nicht zuletzt lassen sich womöglich gerade dort, wo Natur im wörtlichen Sinne konstruiert wurde, neue Antworten auf theoretische Debatten um Materialitäten und hybride Ontologie finden.
„Rasse“ als globaler Datenstrom. Die Hamburger Anthropologie und „Rassenbiologie“ im 20. Jahrhundert
Abgeschlossene Forschungsprojekte
- Das vermessene Volk. Nationalitätenstatistik und Bevölkerungspolitik in Deutschlands östlichen Grenzländern (1860-1945) (Dissertation)