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2.13 Wunder - damals und heute (Augustinus, Vom Gottesstaat XXII 8)
2.13 Wunder - damals und heute (Augustinus, Vom Gottesstaat XXII 8)
Quur, inquiunt, nunc illa miracula, quae praedicatis facta esse, non fiunt?
Possem quidem dicere necessaria fuisse, priusquam crederet mundus, ad hoc ut
crederet mundus. Quisquis adhuc prodigia ut credat inquirit, magnum est ipse
prodigium, qui mundo credente non credit. Verum hoc ideo dicunt, ut nec tunc
illa miracula facta fuisse credantur. Unde ergo tanta fide Christus usquequaque
cantatur in caelum cum carne sublatus? Unde temporibus eruditis et omne quod
fieri non potest respuentibus sine ullis miraculis nimium mirabiliter
incredibilia credidit mundus?
Quelle: E. Hoffmann (Hrsg.), Sancti Aurelii Augustini, De civitate dei,
(=CSEL, 40,2) Wien 1900, 595f
Man sucht uns in die Enge zu treiben mit der Frage, warum denn jetzt keine solchen Wunder geschehen, wie sie sich ehedem nach unserer Versicherung zugetragen hätten. Ich könnte darauf erwidern, sie seien notwendig gewesen, als die Welt noch nicht zum Glauben übergegangen war, damit sie sich zum Glauben bekehre. Wer immer noch Wunder braucht, um sich zum Glauben zu entschließen, ist selber eine gar wunderliche Erscheinung, da er nicht glaubt, wo alle Welt glaubt. Allein jene Frage hat einen anderen Zweck: man will damit die Tatsächlichkeit der Anfangswunder in Frage stellen. Wie kommt es dann aber, daß Christi leibliche Himmelfahrt allüberall mit so lebhaftem Glauben gefeiert wird? Wie kommt es, daß in einer aufgeklärten Zeit, die alles Unmögliche von sich weist, die Welt ohne jegliches Wunder so wunderbarerweise das Unglaubliche gläubig hingenommen hat?
Quelle:nach: Aurelius Augustinus, vom Gottesstaat, übers. v. Alfred Schröder (Bibliothek der Kirchenväter 3) Kempten/München 1916, 444f.