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2.2 Die Heilung des Winzers Midas (Lucian, Philopseudes sive incredulus 11)
2.2 Die Heilung des Winzers Midas (Lucian, Philopseudes sive incredulus 11)
ἐγὼ δὲ ὑμῖν θαυμάσιόν τι διηγήσομαι. ἦν μὲν ἐγὼ μειράκιον
    ἔτι ἀμφὶ τὰ τετταρακαίδεκα ἔτη σχεδόν· ἧκεν δέ τις ἀγγέλλων τῷ
    πατρὶ Μίδαν τὸν ἀμπελουργόν, ἐρρωμένον εἰς τὰ ἄλλα οἰκέτην καὶ
    ἐργατικόν, ἀμφὶ πλήθουσαν ἀγορὰν ὑπὸ ἐχίδνης δηχθέντα κεῖσθαι
    ἤδη σεσηπότα τὸ σκέλος· ἀναδοῦντι γὰρ αὐτῷ τὰ κλήματα καὶ ταῖς
    χάραξι περιπλέκοντι προσερπύσαν τὸ θηρίον δακεῖν κατὰ τὸν μέγαν
    δάκτυλον, καὶ τὸ μὲν φθάσαι καὶ καταδῦναι αὖθις εἰς τὸν φωλεόν,
    τὸν δὲ οἰμώζειν ἀπολλύμενον ὑπ’ ἀλγηδόνων. Ταῦτά τε οὖν
    ἀπηγγέλλετο καὶ τὸν Μίδαν ἑωρῶμεν αὐτὸν ἐπὶ σκίμποδος ὑπὸ τῶν
    ὁμοδούλων προσκομιζόμενον, ὅλον ᾠδηκότα, πελιδνόν, μυδῶντα
    ἐπιπολῆς, ὀλίγον ἔτι ἐμπνέοντα. λελυπημένῳ δὴ τῷ πατρὶ τῶν
    φίλων τις παρὼν, ’Θάρρει,’ ἔφη, ’ ἐγὼ γάρ σοι ἄνδρα Βαβυλὼνιον
    τῶν Χαλδαίων, ὣς φασιν, αὐτίκα μέτειμι, ὃς ἰάσεται τὸν
    ἄνθρωπον.’ καὶ ἵνα μὴ διατρίβω λέγων, ἧκεν ὁ Βαβυλώνιος καὶ
    ἀνέστησε τὸν Μίδαν ἐπῳδῇ τινι ἐξελάσας τὸν ἰὸν ἐκ τοῦ σὼματος,
    ἔτι καὶ προσαρτήσας τῷ ποδὶ νεκρᾶς παρθένου λίθον ἀπὸ τῆς
    στήλης ἐκκολάψας. Καὶ τοῦτο μὲν ἴσως μέτριον· καίτοι ὁ Μίδας
    αὐτὸς ἀράμενος τὸν σκίμποδα ἐφ’ οὗ ἐκεκόμιστο ᾤχετο εἰς τὸν
    ἀγρὸν ἀπιών·
    
    Quelle: E. H. Warmington (ed.): Lucian III, in: The Loeb
    Classical Library, London: 1921 (repr. 1969), 334-336.
... ich will euch dafür etwas Erstaunliches erzählen. Ich
    war ein Knabe von ungefähr vierzehn Jahren; da kam eines Tages
    jemand und meldete meinem Vater, sein Winzer Midas, einer von
    unsern stärksten und arbeitsamsten Knechten, liege mitten auf
    dem großen Platze; er sei von einer Schlange gebissen worden,
    und das Bein fange schon an zu faulen. Während er nämlich in
    voller Arbeit gewesen, die Reben an ihre Pfähle zu binden, sei
    die Bestie hinzugekrochen, habe ihn in die große Zehe gebissen
    und sich augenblicklich wieder in ihre Höhle hineingemacht: nun
    liege der arme Mensch und schreie und vergehe vor Schmerzen.
    Während der Mann diesen Bericht erstattete, sahen wir den armen
    Midas, den seine Mitknechte auf einer Pritsche herbeitrugen; er
    war ganz aufgeschwollen, braun und blau, ging schon zusehends
    in Fäulnis und holte nur noch schwach Atem. Wie nun einer der
    umstehenden Freunde meinen Vater sehr betrübt über diesen
    Zufall sah, sagte er zu ihm: Gib dich zufrieden! Ich will gehen
    und dir in einem Augenblick einen Babylonier, einen von den
    sogenannten Chaldäern herbringen; der wird dir den Menschen
    gleich wieder auf die Beine gestellt haben! Daß ich's kurz
    mache; der Babylonier kam und stellte den Midas richtig wieder
    her; und das lediglich mittels einer Beschwörung, wodurch er
    ihm das Gift aus dem Leibe herauszog, und mit einem Stückchen,
    das er vom Leichenstein einer verstorbenen Jungfrau
    abgeschlagen hatte und um den kranken Fuß gebunden hatte. Es
    mag vielleicht nichts Außerordentliches sein, indessen ist
    gewiß, daß Midas die nämliche Pritsche, worauf er hergetragen
    worden war, auf die Schultern nahm und frisch und gesund nach
    unserm Gute davonging.
    
    Quelle: nach: Lukian, Sämtliche Werke Bd.1, hg. v. Hanns
    Floerke nach der Übersetzung v. C. M. Wieland (Klassiker des
    Altertums. Erste Reihe, Bd. 7) München/Leipzig 1911, 150f.
