Abstract - Taller 2

Face Work in den sozialen Medien

Dr. Kristina Bedijs (Hildesheim)

Abstract

Face Work ist ein Konzept, das im Rahmen der Politenessforschung in der linguistischen Pragmatik entwickelt wurde. Es bezeichnet bewusste und unbewusste sprachliche Strategien des Umgangs miteinander, ausgehend von dem Konzept des Face (grob übersetzbar mit „Gesicht, Selbstwert, Würde“), das jeder Mensch für sich beansprucht. Menschen wünschen sich, dass ihr Face nicht durch andere angegriffen oder beschädigt wird (beispielsweise durch Beleidigung, Drangsalierung usw.), und sie bemühen sich, das Face der anderen nicht zu verletzen (z.B. indem sie ihre Bedürfnisse zurückstellen, Bitten und Aufforderungen mit abtönenden Formulierungen vorbringen usw.), also die so genannten Face Threatening Acts weitgehend abzuschwächen.

Dass Menschen jedoch nicht immer nur höflich miteinander umgehen, kennen wir alle aus dem Alltag – und in den letzten Jahren verstärkt durch die Diskussion um Beleidigungen, Hetze und Hate Speech in sozialen Onlinemedien. Die Forschung der letzten Jahre dreht sich daher verstärkt um Phänomene der Unhöflichkeit auf Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. Im Bereich Schule muss solchen Phänomenen eine besondere Aufmerksamkeit zukommen, da SuS vor Bedrohung und Cybermobbing geschützt werden müssen – was nur funktioniert, wenn die Mechanismen bekannt sind und die SuS ebenso wie die Lehrkräfte ein hohes Maß an Medienkompetenz besitzen.

Der Workshop widmet sich der sprachwissenschaftlichen Untersuchung von Face Work in sozialen Medien. Grundlegende Begriffe werden anhand von Beispielen erklärt. Neben den Face-verletzenden Sprechakten soll jedoch auch Raum für die positiven Seiten des Face Work sein: Lob, Solidarität, Gemeinschaft. Insbesondere für den Einsatz sozialer Medien im Spanischunterricht ist dieser Teil sprachlicher Beziehungsarbeit ein spannendes Feld.