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Ach du liebe Zeit

Franz J. Schweifer ist Zeitforscher und skizzierte bei „Forum Siegen“ Wege aus dem Zeit-Dilemma.

„Widersprüche im Umgang mit der Zeit haben mich seit Kindertagen interessiert“, sagt Dr. Franz J. Schweifer. Ein sehr einschneidendes Erlebnis – der Tod der Eltern - war für Dr. Franz J. Schweifer ein „radikales Endlichkeitserlebnis“, ein Grund, in die Selbstdistanzierung zu gehen, das Schreiben als Form des inneren Dialogs zu sehen und einen neuen Blick auf Zeit zu erlangen. Schweifer ist Zeitforscher, sogenannter Temposoph. Der Wiener war zu Gast bei „Forum Siegen“, der öffentlichen Vortragsreihe der Universität Siegen im Lyz. Sein Thema lautete: „Ach du liebe Zeit – Über das Hasten & Rasten in eiligen Zeiten“.

Unterhaltsam waren die mit flott-schlauen Sprüchen unterlegten Ausführungen Schweifers, der auch Geschäftsführer einer Coaching-Training-Consulting-Agentur ist, allemal. Sein Publikum begrüßte er äußerst charmant: „Sie schenken mir etwas Wertvolles. Und das ist Zeit.“ Gespickt mit persönlichen Erlebnissen und denen anderer Zeitgenossen geleitete er durch eineinhalb Stunden Vortragszeit. Als Kind glaubte der Referent und Buchautor, das Stillstehen des Uhrpendels komme dem Aussetzen der Zeit gleich. Als Erwachsener weiß er das natürlich besser. Allgegenwärtig sei heute der Eindruck, zu wenig Zeit zu haben. Anders sähen das Kranke, Menschen mit Handicap, Arbeitslose. Ihnen komme es vor, als gäbe es zu viel Zeit, als verginge die Zeit sehr langsam. Das Gefühl ausreichend Zeit zu haben, zeuge von Gelassenheit, möglicherweise von Altersmilde, oder aber resultiere aus einer Lebenskrise.

U(h)rsachen des steten Ringens mit der Zeit sah Schweifer im persönlichen, im ökonomischen und im kulturellen Bereich. Im persönlichen Bereich gelte häufig die Maxime „Ich eile, also bin ich“. Warten gelte als lähmend. Dabei könne Warten dem Erwarteten erst zur wirklichen Achtung und Wertschätzung verhelfen. Menschen litten unter „Verpassungsangst“. Die ökonomische Maxime „Wir wachsen (schneller), also sind wir“ basiere auf der Logik des freien Marktes. Im kulturellen Bereich würden Erwartungshaltungen ins Diesseits verlegt, das Jenseits sei „unglaubwürdig“ geworden.

Drei Auswege aus dem Zeit-Dilemma führte der Gast aus. Zum einen empfahl er, Werte zu leben und zu pflegen. Die Fragen „Was ist mir etwas wert?“ oder „Was ist mir wichtig?“ könnten hilfreich sein. Sie seien Ausdruck unseres Selbstwertes und Sinnbildes. Werte steuerten entscheidend unser Leben und unsere Gesundheit. Zu klären sei: „Was treibt mich an?“ und „Woraus schöpfe ich Kraft?“. Denn nicht die Zeit sei zu kurz, sondern die Bedürfnisliste zu lang. Zum anderen sollten Rituale gelebt und gepflegt werden. Sie seien „stabile Haltegriffe in einer instabilen Tempolandschaft“. Last but not least gelte es, Achtsamkeit zu leben und zu pflegen, getreu dem Motto: „Man kann die Qualität der Zeit ändern, nicht die Quantität“.