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„Partizipation ist häufig unterentwickelt“

Prof. Bukow plädierte bei Forum Siegen für einen Aushandlungsprozess im Sinne einer neuen Urbanität

Mit einem Plädoyer für eine „gute“ Stadtentwicklung war der Soziologe, Theologe, Ethnologe und Psychologe Prof. Dr. Wolf-D. Bukow zu Gast bei Forum Siegen, der öffentlichen Vortragsveranstaltung der Universität Siegen. Seine Forschungsprofessur am Forscherkolleg „Zukunft menschlich gestalten“ hat die Schwerpunkte Mobilität und Diversität, so Prof. Dr. Gustav Bergmann bei der Begrüßung des Vortragenden. Diese Themen spiegelten sich auch in den Ausführungen zu einer „guten“ Stadtentwicklung wider.

Denn: Wer sich mit Stadtentwicklung befasse, müsse sich darüber klar werden, was ihre Attraktivität ausmache. Bislang, so Bukow, hapere es an einheitlichen Konzepten zur Stadtentwicklung. Jede Fachrichtung habe eigene Vorstellungen und sei häufig nicht bereit, den Blick für andere Perspektiven zu weiten. Für eine „gute“ Stadtentwicklung seien sowohl diagnostische und analytische Kenntnisse in dem Sinne vonnöten, was eine Stadt ausmacht, als auch Kenntnisse darüber, „was die Menschen wollen“. Bukow: „Wir brauchen ein Gesamtbild, einen sach- und sozialadäquaten Referenzrahmen, der den Menschen gerecht wird.“ Die Stadt mache aus, was Menschen alttäglich erlebten. Die Vorstellungen von Stadt seien mittlerweile global. Mit ihr einher gingen Bedürfnisse, deren Erfüllung Städten zugeschrieben werde. Die Bedürfnisse besitzen eine ebenfalls globale Rangordnung: Arbeit, Wohnen, Bildung für die Kinder, alltägliche Versorgung, kulturelle und religiöse Möglichkeiten, Kommunikation und faire Beteiligung. Bukow: „Auf diesem Hintergrund erscheint der urbane Alltag attraktiv.“ Zumal er eine Anerkennung der „Vielen als Viele“ im Möglichkeitsraum Stadt in Aussicht stelle: „Der urbane Alltag ist eine attraktive globale Vision geworden. Er zieht sich durch alle Gesellschaften und Räume – von der Kleinstadt bis zur Megacity.“

Nur: In riesigen Städten sei diese Urbanität fast nicht mehr durchzusetzen. In Gemeinwesen mit etwa 1200 Einwohnerinnen und Einwohnern indes schon. Denn: Das gängige Urbanitätsnarrativ sei zum Geschäftsmodell geworden. Das Urbanitätsnarrativ basiere eben auf der Betrachtung der Stadt als Möglichkeitsraum, der allen ein funktionsmäßig dichtes und gemischtes Zusammenleben verspreche. Das setze nicht nur eine alltagsorientierte, selbstbewusste und engagierte Stadtgesellschaft voraus, sondern auch eine Stadtstruktur, die urbanes Zusammenleben in einem überschaubaren Raum und für alle ermögliche. Heute stehe dem beispielsweise das ausgeprägte Pendlerwesen entgegen.

Städte sollten es Alteingesessenen wie Neuankömmlingen ermöglichen, sich nachhaltig gesellschaftlich zu platzieren und sich ohne Ansehen der Person im vertrauten sozialen Umfeld engagieren zu können. Deshalb rücke das Quartier wieder in den Fokus, in dem all diese Bedürfnisse gleich wie in einem Dorf in überschaubarem Rahmen erfüllt werden könnten. Das Quartier erfülle drei Grundsätze des Lebens und des Miteinanders: „Leben und leben lassen“ als Grundsatz der Toleranz, „Es ist schon immer gut gegangen“ als Vertrauen in die Kräfte des Quartiers, „Sehen und gesehen werden“ als Verwirklichung des Bedürfnisses nach Anerkennung und Präsenz.

Bukow: „Man braucht in der Stadtgesellschaft systemische Strukturen.“ Dies gelte mit Blick auf Arbeit, Wohnen, Versorgung, Gesundheit, Bildung. Bukow plädierte für Verwaltungsstrukturen im Quartier und nicht nur zentral in großen Städten. Lokale Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft erzeugten eine bevölkerungsnahe Verantwortlichkeit. Bukow: „Partizipation ist häufig unterentwickelt.“ Das Quartier sei der entscheidende Raum für gutes Zusammenleben. Es basiere auf Offenheit und Überschaubarkeit des urbanen Raumes. Bukow: „Quartiere sind heute so groß wie früher Städte“. Man kenne sich dort aus: „Quartiere mit riesigen Hochhäusern verbieten sich.“ Schlagwort ist die „Stadt der kurzen Wege“. Um diese zu erhalten, bedürfe es des Zusammenspiels von Zivilgesellschaft und Kommunen in Form eines Aushandlungsprozesses neuer Urbanität. Schon seit Jahrzehnten sei bekannt, dass Einkaufszentren am Rande der Städte oder auf der grünen Wiese Urbanität zerstörten. Auch der ländliche Raum werde aktiv. Es gebe Beispiele dafür, dass Orte und Kommunen sich zusammentäten, um Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

Am 16. Mai referiert Prof. Dr. Bernd Meyer zum Thema „Die gesunde Stadt spricht viele Sprachen“ – wie üblich um 20 Uhr in der Aula des Lÿz an der St.-Johann-Straße.